Mehr Lohn, weniger Subventionen

Apple: Leere Versprechungen im Fall Foxconn

Uhr | Aktualisiert

Die Selbstmordserie bei Foxconn sorgte weltweit für Empörung über die Arbeitsbedingungen beim Apple-Lieferanten. Nun konstatiert eine Studie: Geändert hat sich so gut wie nichts. Die neuen Fabriken in Zhengzhou und Chengdu haben die Probleme lediglich ins Landesinnere verlagert.

"Die Selbstmordserie ist sehr beunruhigend für uns. Deshalb werden wir unsere Leute und ein paar externe Experten rüberschicken, um die Sache zu untersuchen", sagte Steve Jobs im Juni 2010 an einer Konferenz von All Things Digital. Apple werde einen Grossteil der Gehaltsherhöhungen bei seinem Auftragsfertiger übernehmen und bessere Arbeitsbedingungen einfordern, so das Versprechen.

Überzeit, Erschöpfung und militärischer Drill

Eine Studie belegt nun, dass sich so gut wie nichts gerändert hat: In den neu eröffneten Fabriken in Zhengzhou (Provinz Henan) und Chengdu (Provinz Sechuan) leiden die Angestellten noch immer unter unwürdigen Arbeitsbedingungen und militärischen Managementmethoden. Nach der Selbstmordserie vor einem Jahr seien die Löhne zwar tatsächlich erhöht, gleichzeitig aber auch die Subventionen für Verpflegung und Unterkunft gestrichen worden. Noch immer bewege sich Foxconn so unter dem gesetzlichen Minimum.

Zu diesem Resultat kommt eine Studie, die von der NGO Sacom aus Hong Kong im Auftrag von Fastenopfer und Brot für alle verfasst wurde. Ihr Fazit: "Aufgrund der niedrigen Grundlöhne und der kurzen Lieferfristen sind die Arbeiter gezwungen, Überzeit zu leisten. Erschöpfung und ständiger Wechsel der Belegschaft sind die Folge."

Auch die Arbeitssicherheit sei weiterhin ungenügend. Die Angestellten müssen mit Chemikalien hantieren, ohne dafür ausgebildet zu sein oder eine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung gestellt zu bekommen, so die Autoren der Studie.

Demütigungen und psychologischer Druck seien Alltag: "In Chengdu müssen die Arbeiter bei der Einstellung während ein oder zwei Tagen in Reih und Glied ruhig stehen. Von Zeit zu Zeit werden sie von den Vorgesetzen aufgefordert, sich nach rechts oder links zu drehen. Am Fliessband sind Gespräche verboten. Arbeiterinnen, die einen Fehler begehen, müssen ein Schuldbekenntnis verfassen und öffentliche Demütigungen über sich ergehen lassen", so die Studie weiter.

Internationaler Aktionstages für faire Arbeitsbedingungen

Anlässlich des morgigen Internationalen Aktionstages für faire Arbeitsbedingungen in der Computerindustrie fordern die beiden Hilfswerke Apple nun auf, seine Beschaffungsstrategie zu verbessern: Das Unternehmen soll den Lieferanten gerechte Preise bezahlen und ausreichende Lieferfristen einplanen. Dadurch könnten die Löhne erhöht und übermässige Überstunden vermieden werden.

Des Weiteren soll Apple die Kommunikation verbessern und die Transparenz erhöhen: Konsumenten und Käuferinnen sollen erfahren können, wie die Produkte hergestellt werden.

Apple soll in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und NGOs nach Lösungen suchen, wie die Arbeitsbedingungen bei den Lieferanten verbessert werden können, fordern die beiden Hilfswerke.