Neue Technologie

Mobiltelefone mit Geräuschen aufladen

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Forscher der Londoner Queen-Mary-Universität und von Nokia ist es gelungen, ein Mobiltelefon mit Geräuschen aufzuladen. Bis zur Marktreife der Technologie dürfte es aber noch dauern.

Bereits vor einigen Jahren erklärten koreanische Wissenschaftler, dass es theoretisch möglich sei, Mobiltelefone durch Umgebungsgeräusche aufzuladen. Sie schlugen hierfür die Verwendung so genannter piezoelektrischer Effekte vor. Diese entstehen bei der elastischen Verformung von Festkörpern, was zu einer Änderung der elektrischen Polarisation und somit zum Auftreten von elektrischer Spannung führt. Bei ihrer Arbeit gelang es den Forschern damals jedoch nicht, genug Strom zu erzeugen, um tatsächlich ein Mobiltelefon aufzuladen.

Was den Südkoreanern nicht gelang, haben Wissenschaftler der Londoner Queen-Mary-Universität in Zusammenarbeit mit Nokia in einem Test nun geschafft. Sie verwendeten dazu Zinkoxid in Form winziger Nanostäbchen. Beim Auftreten geringster Schallwellen begannen diese Stäbchen sich zu verformen, was dann zur Erzeugung von elektrischer Spannung und somit Strom führte.

Alufolie anstatt Gold

Bei ihrem Experiment gingen die Forscher wie folgt vor: Zuerst sprühten sie eine Schicht flüssiges Zinkoxid auf eine Kunststofffolie. Danach tauchten sie diese Folie in eine Chemikalienmischung und erwärmten sie auf 90 Grad Celsius. Dies führte dazu, dass das Zinkoxid die beschriebene Nanostäbchenform einnahm.

Diese Stäbchen wiederum platzierten die Forscher jeweils zwischen zwei elektrische Kontaktscheiben, wobei sie hierfür klassische Aluminiumfolie verwendeten. Solche Kontakte werden im Normalfall aus Gold hergestellt und dienen der Speicherung des erzeugten Stromes. Den Forschern gelang jedoch die Entwicklung einer kostensenkenden Technologie, die es ihnen erlaubte, stattdessen günstige Alufolie zu nehmen.

Prototyp hatte Grösse eines Lumia 925

Schliesslich verbauten die Forscher Stäbchen und Kontaktscheiben in ein Gerät, das in etwa die Grösse eines Nokia Lumia 925 hat. Alleine mit alltäglichen Hintergrundgeräuschen, wie Verkehr, Musik oder Stimmen, gelang es den Forschern, mit ihrem Geräteprototypen fünf Volt elektrische Spannung zu generieren. Diese Menge Strom reicht aus, um ein Handy aufzuladen. Im Vergleich hierzu konnten die südkoreanischen Forscher, die vor Jahren das erste Experiment durchgeführt hatten, nur 50 Millivolt an Strom generieren. Das ist hundertmal weniger.

"Es ist eine spannende Idee, mithilfe der uns umgebenden Streuenergie die Akkulaufzeit mobiler Geräte zu erhöhen, oder dank ihr sogar vollständig auf Batterien verzichten zu können", äusserte sich Queen-Mary-Forscher Joe Briscoe gegenüber englischsprachigen Medien. "Wir hoffen, diese Technologie einen wichtigen Schritt vorwärts gebracht zu haben."