Center for Digital Business

"Wir wollen Schweizer KMU für die digitale Zukunft fit machen"

Uhr | Aktualisiert

Die Hochschule für Wirtschaft Zürich hat heute das "Center for Digital Business" ins Leben gerufen. Dieses soll künftig als Anlaufstelle für anwendungsorientiertes digitales Wissen fungieren.

Das Center for Digital Business der Hochschule für Wirtschaft Zürich wird geleitet von Manuel P. Nappo.
Das Center for Digital Business der Hochschule für Wirtschaft Zürich wird geleitet von Manuel P. Nappo.

Herr Nappo, wie kam es zur Idee, ein Center for Digital Business zu gründen?

Wir bieten seit Sommer 2013 einen Master-Studiengang im Digital Business an. Er beinhaltet fünf Zertifikatslehrgänge, darunter Social Media Management, Digital Business Management, Technologie und Innovation, Multichannel und Mobile Business. Die Idee des Centers ist aber eigentlich aus einem weiteren Gedanken heraus entstanden: Ich halte relativ viele Vorträge und habe dabei festgestellt, dass die Schweizer Wirtschaft über alle Branchen extrem ansteht, wenn es um Digitalisierung geht. Dagegen möchte ich etwas tun.

Wen möchten Sie damit konkret unterstützen?

Um die grossen Unternehmen wie beispielsweise UBS, ZKB, Swisscom und ABB mache ich mir keine Sorgen. Sie haben ein Budget, kaufen sich für ein paar Millionen eine Abteilung ein und bringen so ihr Wissen auf den neuesten Stand. Das heisst zwar noch nicht, dass sie das Thema Digitalisierung dann auch in ihrem Unternehmen integriert haben, oder dass es auch wirklich funktioniert. Aber zumindest verfügen sie dann schon mal über Mitarbeitende mit dem nötigen Know-how. Die Schweiz ist aber nun mal ein KMU-Land und in diesen kleineren Unternehmen ist dieses Know-how nicht vorhanden. Bei den kleinen Unternehmen ist es insofern einfacher, weil sie auch einfach mal etwas ausprobieren können. Bei den mittleren Unternehmen hingegen ist die Situation schwieriger. Sie haben zwar eine gewisse Grösse, aber das digitale Know-how fehlt dennoch. Da ist es komplexer, die Digitalisierung herbeizuführen.

Was meinen Sie genau mit Digitalisierung?

Ich spreche hier von internen wie externen Prozessen, also Marketing, Digital Marketing und Multichannel aber auch Innovationen am Arbeitsplatz, wie kollaboratives Arbeiten via Chat oder Social Collaboration Tools sowie eine moderne Dokumentenablage, die gewisse Dinge vereinfacht.

Erklären Sie uns, wie das neue Center aufgebaut ist.

Das Center for Digital Business hat drei Säulen: Lehre, Beratung und Forschung oder Studien. Die Lehre beinhaltet den Masterstudiengang MAS Digital Business mit seinen Subprodukten. Die mittlere Säule, die Beratung, existiert ebenfalls bereits, und zwar mit unserer Fachstelle Social Media Management. Hier bieten wir Einzel-Coachings, interne Schulungen in Unternehmen und massgeschneiderte Kurse an. Die dritte Säule, also die Forschung und das Gratiswissen, das wir anbieten, sind der eigentliche Grund, warum wir überhaupt Sponsoren benötigen. In diesem Bereich wollen wir Wissen aufbereiten, Studien aufarbeiten, Interviews und Beiträge verfassen und layouten. Das Material, das dabei zusammenkommt, soll auf der Website frei zugänglich sein und von jedermann heruntergeladen werden können. 

Was sind dabei Ihre persönlichen Ziele?

Ich bin der Meinung, dass wir dafür sorgen müssen, dass es den KMU in der Schweiz gut geht. Denn wenn dies nicht mehr der Fall sein sollte, haben wir ein grosses Problem in unserem Land. Das klingt jetzt alles sehr idealistisch und ich bin alles andere als ein Idealist, aber ich bin der Meinung, dass wir etwas für unsere Wirtschaft tun müssen. Ich selbst schaffe es wahrscheinlich, bis zur Pensionierung einen Job zu haben. Aber mein Kind wird - hoffentlich – eines Tages ebenfalls in diesem Land Arbeit suchen und seinen Lebensunterhalt verdienen wollen. Natürlich ist die Digitalisierung nicht das Einzige, das die Welt verändern und die Unternehmen am Leben erhalten wird. Trotzdem habe ich bei diesem Thema einen grossen Nachholbedarf festgestellt.

Gibt es denn nicht schon ähnliche Angebote in der Schweiz?

Einige Institutionen produzieren schon Wissen, aber meist auf einer für KMU kaum zugänglichen Flughöhe. KMU brauchen anwendungsorientiertes Wissen. Und heute gibt es noch keinen Ort, der ihnen dieses Know-how anbietet. Wir wollen dieses Wissen aggregiert zur Verfügung stellen, damit Interessierte es gratis nutzen können. Grob gesagt, geht es darum, die Schweiz für die digitale Zukunft fit zu machen.

Haben Sie dann auch eine neue Website für das neue Center oder betten Sie es im bestehenden Webauftritt ein?

Ein Teil der Inhalte wird auf der Website der HWZ eingebettet – und zwar dort, wo alle Center aufgeführt sind. Zudem pflegen wir seit 2,5 Jahren einen Blog auf fachstellesocialmedia.ch. Diesen übernehmen wir, pimpen ihn und streichen ihn neu an (lacht). Schliesslich ist das Center for Digital Business ein Start-up. Das heisst, wir müssen mit dem arbeiten, was wir schon haben.

Wie reagiert die Wirtschaft auf die Pläne eines Centers for Digital Business?

Ich habe durchwegs positive Reaktionen von unserer Zielgruppe, also den KMUs, erhalten. Aber auch Verbände, Organisationen und natürlich auch Sponsoren reagieren erfreut. Auch das Seco findet die Idee super und nahm sie in seinen Newsletter auf. Das freut mich sehr. Allerdings ist es auch so, dass zwischen der Reaktion «Gute Idee!» und einer Investition im Sinne eines Sponsorings ein langer Weg liegt, das wissen wir alle. Aber Reaktionen wie «Hey, das ist eine gute Idee!» habe ich ganz viele (lacht).

Wer sind ihre Sponsoren?

Das kann ich noch nicht sagen, da wir noch in den Verhandlungen sind. Grundsätzlich sind es aber Unternehmen, die ein Interesse daran haben, dass es den KMU in der Schweiz gut geht. In den nächsten Monaten werden wir zudem noch weitere Sponsoren finden müssen. Interessierte dürfen sich gerne bei mir melden.

Wie informieren Sie über das neue Center?

Wir betreiben klassische Medienarbeit und setzen unsere digitalen Medien ein. Zudem ist es für uns wichtig, dass unsere Partner die Info gegenüber ihren Kunden kommunizieren. Und nicht zuletzt sind da natürlich noch unsere Studierenden, die oft in genau solchen Unternehmen arbeiten, an die wir uns mit unserem Angebot wenden. Und diese Studenten sind für uns natürlich die besten Botschafter, denn sie besuchen unsere Kurse und wissen genau, worum es geht. Zudem wissen sie auch, an wen sie sich wenden können, wenn sie einmal Hilfe benötigen sollten im Bereich Digital Business.

Sind Sie bereit für den Launch?

Ich rechne nicht damit, dass das neue Center im ersten Jahr schon fixfertig gestaltet sein wird. Natürlich wäre das schön, aber ich meine eher, dass sich ein solches Angebot erst einmal etablieren und sukzessive aufbauen muss. Auf Facebook bin ich einmal auf den Satz «Done is better than perfect» gestossen und ich denke, das ist die neue Art, wie man heute Projekte umsetzen muss. Wenn etwas von Anfang an perfekt sein soll, werde ich nie damit fertig werden. Deswegen fange ich einmal mit etwas an, habe aber schon zehn Ideen im Kopf, wie ich es weiterentwickeln könnte.

Was ist ihre Vision für die Zukunft in Bezug auf das neue Center?

Ich glaube, dass heute das Prinzip des Hortens nicht mehr funktioniert. Klar müssen wir aus irgendwelchen Gründen Dinge horten, aber ich meine, dass es in Zukunft wichtiger ist, dass man sich vernetzt. Eines der Zwischenziele ist daher sicher, die verschiedenen Akteure miteinander zu vernetzen. Und nicht ein Monster zu bauen, das für alle Zeiten bestehen und alle glücklich machen muss, denn das ist einfach nicht mehr zeitgemäss.

Schaffen Sie neue Stellen?

Das wäre in Zukunft schon der Wunsch, ja. Aber momentan arbeiten wir mit den Ressourcen, die wir haben. Auch von den Räumlichkeiten her ist es wichtig, dass wir hier vor Ort sind und uns auch in die anderen Bereiche der Schule mit einbringen können. Das Thema «Digital» ist wie Luft oder wie Wasser, es ist überall, man kann es nicht von den anderen Bereichen trennen. Es fliesst in alles mit rein. Es ist ein Teil des Lebens. Deswegen ist es wichtig, dass auch ein Austausch stattfindet. Es geht uns auch nicht darum, extravagante Dinge anzubieten. Uns geht es vielmehr darum, beispielsweise einem Absolventen von Mobile Business, der beim Baumarkt arbeitet, beizubringen, wie er eine App für Handwerker entwickeln kann. Mit dieser App sollen diese Handwerker ein Bauteil auf der Baustelle fotografieren, direkt beim Baumarkt bestellen und dann auch gleich abholen können.

Mehr Infos zum neuen Center finden Sie unter folgenden Links:

http://www.fh-hwz.ch/de/news/news-detail/center-digital-business.htm (Link zum neuen Center)

http://hwzdigital.ch (neuer Blog)

Manuel P. Nappo ist Leiter der Fachstelle Social Media Management an der HWZ Zürich und nun neu auch Leiter des "Center for Digital Business". Zudem leitet er den Master-Studiengang im Digital Business.

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