Open Cloud Day 2015

Offene Clouds statt Vendor-Lock-ins

Uhr | Aktualisiert

Open-Source-Technologien spielen in der Cloud eine Schlüsselrolle. Am Open Cloud Day in Bern zeigte sich das einmal mehr deutlich.

In Bern fand gestern zum vierten Mal der Open Cloud Day statt, an dem sich alles um offene Cloud-Technologien drehte. An der Veranstaltung nahmen über 100 Technikinteressierte teil, darunter auch Referenten von Swisscom, Red Hat und Citrix. Der Event wurde von der Swiss Open Systems User Group /ch/open, der Schweizer Informatik-Gesellschaft SI und der Java User Group Schweiz organisiert. Auch das ICCLab der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern gehörten zu den Organisatoren.

Am Open Cloud Day ging es aber nicht nur um reine Theorie. In einem Workshop wurde der Aufbau einer Cloud mit Openstack, Nebula und Cloudstack demonstriert. Zwei andere Workshops befassten sich mit Red Hats Platform-as-as-Service-Lösung Openshift und dem Aufbau einer Private Cloud.

Klein anfangen, gross skalieren

Thore Bahr, Systems Engineer von Suse, und Sandro Köchli, Sales Manager bei Adfinis, referierten gemeinsam über Openstack. Suse bietet eine eigene Distribution auf Basis der Infrastructure-as-a-Service-Lösung mit kostenpflichtigen Support-Dienstleistungen an. Dies sei nur möglich, weil Openstack auf einem offenem Code basiere. Das sei wichtig, sagte Bahr, denn nur so sei gewährleistet, dass Unternehmen nicht in Lock-in-Fallen landeten. Stattdessen könnten sie heute offene Standards nutzen, die Prozesse vorhersagbar und die Entwicklung flexibel machten.

Laut Köchli sind Independent Software Vendors (ISVs) und Corporate Service Providers (CSPs) schon früh auf den Openstack-Zug aufgesprungen. Er rät aber (fast) allen Unternehmen, sich nun mit Infrastructure-as-a-Service-Lösungen wie Openstack zu beschäftigen. "Wer eine solche Lösung nutzen will, sollte klein starten", sagte Köchli, "zum Beispiel mit einer einzigen Applikation." Eine kleine Openstack-Testumgebung könne dann problemlos in ein produktives System migriert werden.

Swisscoms Openstack-Engagement

Auch Swisscom war am Open Cloud Day präsent. Der Cloud Advocate Roland Ringgenberg referierte über die Swisscom-Cloud. Swisscom biete nicht nur eine IT-Wolke, sondern gleich drei an: die Enterprise-Cloud, die Telco-Cloud und die Application-Cloud. Ringgenberg betonte, dass es bei Cloud Computing nicht nur um Kosteneinsparungen, sondern auch um Prozessoptimierungen gehe.

Swisscom setze für seine IaaS-Lösungen auf Openstack und Docker, sagte Ringgenberg. Der Aufbau eines solchen Angebots sei komplex und brauche Technologien von vielen Herstellern. Darum helfe Swisscom als Systemintegrator auch Firmen, Openstack zu nutzen. Swisscom sei zudem bei Cloud Foundry aktiv, so Ringgenberg. Marco Hochstrasser, Head of Application Cloud bei Swisscom, wurde im Februar 2015 ins "Board of Directors" von Cloud Foundry berufen.

IaaS oder PaaS?

Cloud Foundry ist ein Teil der Pivotal-Initiative von EMC. Der Platform-as-a-Service-Standard (PaaS) baut auf offenen Technologien auf. Fast alle Unternehmen, die etwas mit Cloud Computing am Hut haben, sind Teil der Cloud Foundry Foundation. Prominente Ausnahmen sind Red Hat und Salesforce. Red Hat bietet mit Openshift seine eigene PaaS-Lösung an, und Salesforce versucht Java-Entwickler für sein Cloud-Angebot Heroku zu begeistern.

Eine Herausforderung für Cloud Foundry wird sein, Fragmentierungen wie bei Openstack - also Eigenentwicklungen der beteiligten Unternehmen - zu verhindern. Die Grenzen zwischen PaaS und IaaS (Infrastructure-as-a-Service) schwinden zudem zunehmend. Amazon zum Beispiel hat seine IaaS-Plattform mittlerweile um Dienste erweitert, die eigentlich PaaS zugeordnet werden müssten.

Vom Mainframe zum Container

Viktor Petersson, CEO und Mitgründer von Wireload, gab einen Überblick über IaaS, PaaS und SaaS. Früher habe es Mainframes gegeben, die zwar gross, für die gelieferte Performance aber schon fast wieder klein waren. Die Plattform sei aber teuer und schwierig zu programmieren. Mainframes werden zwar auch heute noch genutzt, fanden aber in der x86-Plattform ihren Nachfolger. Auch diese habe aber Probleme: Die Ausnutzung pro Host sei schwach und das Provisioning langsam und teuer.

"Nun haben wir virtuelle Maschinen, die flexibler sind und einfache Migrationspfade bieten", sagte Petersson. Auch virtuelle Maschinen haben aber Schwächen: Das Noisy-Neighbour-Problem kann zu unvorhersagbarer Performance führen, und auch das Management von virtuellen Maschinen und die Datenkontrolle in der Cloud sind nicht einfach. Der nächste Schritt sind nun Container, die einfach zu überwachen sind. Container brauchen aber eine virtuelle Maschine oder ein PaaS, und die Releasezyklen sind kurz. Damit können nicht alle Unternehmen umgehen, wie Petersson erklärte.

Docker und der Hypervisor

Sebastien Goasguen, Open Source Architect bei Citrix, referierte über Docker. Die Technologie beseitige einige Probleme der IT-Wolke, etwa das App-Deployment, das viele Cloud-Lösungen nur halbherzig beherrschten. Auch das Skalieren von Apps werde mit Docker zum Kinderspiel. Docker sei ein Killertool und vor allem - aber nicht nur - für Entwickler interessant. Habe ein Entwickler mal mit Docker gearbeitet, bleibe er auch dabei. Im Unterschied zu anderen Virtualisierungstechnologien brauche Docker nämlich keinen Hypervisor, was es flexibel, schnell und einfach mache.

Wo aber läuft Docker überhaupt? Zum Beispiel auf virtuellen Maschinen. Das mute zwar komisch an, erklärte Goasguen, da Docker ja eben gerade nicht auf einen Hypervisor setze. Es sei aber problemlos möglich und ein guter Weg, um Docker in die Cloud zu bringen. In IaaS-Umgebungen könne Docker auch auf einem Betriebssystem-Image laufen, zum Beispiel auf Core OS. Docker könne zudem Container clustern, ähnlich wie AWS ECS oder Googles GKE/Kubernetes. Eine weitere Möglichkeit, um Docker auf IaaS zu betreiben, sei das Docker-Plug-in für Openstack.

"Wenn Amazon 2006 EC2 geöffnet hätte, gäbe es nun kein Openstack", sagte Goasguen. Die Lösung blieb aber proprietär, und so entstanden offene Alternativen. Eine davon ist das Cluster-Framework Mesos von Apache, das schon bald die freie virtuelle Maschine Qemu unterstützen sollte. Das von Google entwickelte Docker-Verwaltungswerkzeug Kubernetes erlaube es zudem, einen Klon der Google Compute Engine zu bauen und so virtuelle Maschinen (VMs) zu verwalten. "Bei Google ist heute bereits alles ein Container - sogar die VMs!", erklärte Goasguen. 

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