KPMG-Studie

Kleine Schweizer Privatbanken werden abgehängt

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Besonders die kleinen Schweizer Privatbanken kämpfen um ihre Existenz. Laut einer Studie von KPMG und der Universität St. Gallen verlieren sie immer mehr den Anschluss. Viele könnten bald verschwinden.

Das Beratungsunternehmen KPMG und die Universität St. Gallen untersuchen jährlich die Performance der Schweizer Privatbanken. Diese sind auf das Vermögensmanagement von wohlhabenden Kunden, vornehmlich aus dem Ausland, spezialisiert.

Am Dienstag präsentierten die Unternehmen die aktuellen Zahlen im "Haus zum Rüden" in Zürich. Die wichtigste Erkenntnis war, dass kleine Privatbanken immer mehr den Anschluss verlieren und die grossen Player enteilen. Als kleine Banken definieren die Studienautoren Institute mit weniger als 10 Milliarden Franken verwaltetem Vermögen. Zwar machen sie die Mehrheit der Privatbanken aus, das von ihnen verwaltete Vermögen entspricht aber nur einem Drittel des Gesamtvermögens. In die Untersuchung waren die Credit Suisse und die UBS nicht mit eingeschlossen, da sie wegen ihrer Grösse eine Ausnahme darstellen.

Kluft wächst

Laut Philipp Rickert, Head of Financial Services und Mitglied des Executive Committee bei KPMG Schweiz, führt die wachsende Lücke auf die ungleich geringeren Ressourcen der kleinen Privatbanken zurück. Dies führe in eine Art Teufelskreis.

Auch im Bereich Digitalisierung, der die Branche momentan besonders beschäftigt, hätten viele kleine Schweizer Banken kaum finanzielle Ressourcen zur Verfügung, um sich weiterzuentwickeln, sagte Rickert. Ein weiteres Problem ist der Zugang zu Talenten, die Banken auf diesem Weg voranbringen können. Dies steht im Gegensatz zu der oft geäusserten Meinung, dass gerade kleine Banken von der Digitalisierung profitieren könnten. Das Hauptargument ist, dass kleine Banken flexibler sind und sie Veränderungen schneller implementieren können. Zumindest bei den meisten Schweizer Privatbanken scheint dies laut KPMG nicht der Fall zu sein.

Die KMPG-Studie unterteilt die Banken zudem in vier Kategorien: Strong Performer, Turnaround Competed, Decline Stabilized und Continuing Decline. Die kleinen Banken gehören mehrheitlich zu den beiden letztgenannten Kategorien.

Die Studie zeigt weiter auf, dass der Abstand zwischen den Strong Performern und den anderen Kategorien stetig zunimmt. Die Situation für viele kleine Banken habe sich daher weiter verschlechtert, viele würden Verluste einfahren.

"Kein Erdbeben"

Da keine Trendwende in Sicht ist, erwartet Christian Hintermann, Head of Advisory Financial Services bei KPMG Schweiz, ein Verschwinden vieler Banken in den nächsten Jahren. Von den momentan über 130 Privatbanken seien langfristig deutlich weniger als 100 überlebensfähig, sagte Hintermann.

Da aber mehrheitlich vergleichweise kleine Banken betroffen sind, wird "es kein Erdbeben für den Finanzplatz Schweiz geben", sagte Hintermann. Eine Schwächung sei nur die Entwicklung, dass sich immer mehr ausländische Banken aus der Schweiz zurückzögen. Dadurch könne der Finanzplatz Schweiz an Attraktivität verlieren.

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