Umfrage

Entwickler: ein Beruf im Aufschwung

Uhr | Aktualisiert
von Gianna Crivelli

CIOs und IT-Anbieter in der Schweiz suchen nach Entwicklern mit einem seltenen Profil: verschiedene Sprachkenntnisse, Wissen über die neuesten ­Methoden und Tools sowie gute soziale Kompetenzen. Dies ergibt sich aus einer exklusiven Umfrage des "ICTjournal" ­unter Unternehmen und Entwicklern.

Für den Erfolg eines Unternehmens sind Entwickler heute zentral. Software wird nicht mehr nur intern verwendet, sondern betrifft auch die Kunden eines Unternehmens. Deren Abhängigkeit von der Informationstechnologie und von kontinuierlich aktualisierten Apps steigt. Zusätzlich entwickeln sich auch die Einsatzmöglichkeiten weiter: Apps sind immer häufiger cloudbasiert. Entwickler sind somit mehr und mehr gefordert. Der Beruf verändert sich zusammen mit den technologischen Entwicklungen und den neuen Organisationsmethoden. Dies gilt vor allem für die Zusammenarbeit mit den Operation-Teams.

Das "ICTjournal" führte im Mai eine Umfrage unter zahlreichen aktiven Entwicklern in der Schweiz durch. Das Ergebnis zeigt, dass Unternehmen nach "seltenen Perlen" suchen. Sie wollen Entwickler, die fähig sind, sich kontinuierlich anzupassen. Sie sollen nach der DevOps-Methode arbeiten können, um sich nach den Problemen der Betriebsleiter zu richten. Ausserdem sollten sie noch mit letzteren kommunizieren und Interesse für den Geschäftsbereich zeigen.

Javascript und HTML5 liegen im Trend

Die technischen Kenntnisse der befragten Entwickler sind sehr vielseitig. Die grosse Mehrheit kennt mehrere Programmiersprachen. Doch welche sind die gefragtesten? Bei CIOs und IT-Anbietern in der Schweiz gibt es eine grosse Nachfrage nach Kenntnissen in Java, SQL, HTML5 und Javascript. Die meisten Entwickler beherrschen diese vier Programmiersprachen.

Laut Eric Pascal, Direktor Innovation und Mobilität bei AiM Services, erklärt sich der Durchbruch von Javascript damit, dass es sich um eine "reife Technologie handelt, die sich für die Mobiltechnologie eignet und sich gut mit den auf Webservices basierenden Architekturen kombinieren lässt."

Die Umfrage ergab auch, dass die Mehrheit der Unternehmen nach Spezialisten sucht, die sich mit der Javascript-Bibliothek ­AngularJS auskennen. Das ist jedoch nicht ganz einfach, da dieses Know-how in der Schweiz noch Mangelware ist. Das Gleiche gilt für die immer beliebtere Programmiersprache C# der Plattform .Net.

Wenige IaaS- und PaaS-Kenntnisse

Der Beruf des Entwicklers umfasst heute mehr als nur Kenntnisse in Programmiersprachen. Die Umfrage von "ICTjournal" berücksichtigte deshalb auch das Interesse der Arbeitgeber und Entwickler an verschiedenen neuen Methoden und Tools. Die Mehrheit der Programmierer nutzt APIs und kann Kenntnisse in Nutzer­erfahrung (UX) oder kontinuierlicher Integration aufweisen. Anders als die Arbeitgeber interessieren sich Schweizer Entwickler hingegen nur mässig für die Dev­Ops-Methode.

Zudem ist es überraschend, dass sich momentan

nur eine Minderheit mit dem Thema Cloud auskennt. Dies gilt für Infrastructure-as-a-Services (IaaS) wie für Platform-as-a-Services (PaaS). Laut Nicolas Revol, Verantwort­licher Sourcing und Talent Management bei Serial, ist es für einen Entwickler nicht einfach, "solche Modeerscheinungen vorauszusehen, um damit seine Kenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten. Nur die Proaktiven schneiden hier gut ab".

Soziale Kompetenzen sind sehr gefragtArbeitgeber zeigen ein grosses Interesse für Methoden wie DevOps und agile Softwareentwicklung. Diese Methoden sind stark auf Zusammenarbeit und Kommunikation ausgerichtet. Deswegen sind Soft Skills immer gefragter. "Soziale Kompetenzen sind heute wichtiger als noch vor zehn Jahren, da heute mehr an kundenorientierten Projekten gearbeitet wird", erklärt Christophe Andreae, Gesellschafter des Personalvermittlungsunternehmens JRMC. Patricia Jergen, Managing Consultant Permanent des Personaldienstleisters Hays in der Schweiz, sagt: "Das Bild des einsamen Entwicklers, der sich allein in seinem Büro aufhält und fast keinen Kontakt zu seinem Umfeld hat, ist überholt".Die Ergebnisse der Erhebung zeigen in die gleiche Richtung. Arbeitgeber wie Entwickler sind sich bewusst, dass Fähigkeiten wie Zuhören, Kommunizieren und Zusammenarbeiten je länger je mehr gefragt sind. Auch das Verständnis von Business-Interessen wird von beiden Seiten als immer wichtiger wahrgenommen. Da sich Programmiersprachen und -techniken rasant entwickeln, sieht die Mehrheit der Programmierer die Lernfähigkeit zudem als grossen Vorteil.

Das Arbeitsklima ist für die Anwerbung von Entwicklern zentral

Entwickler tragen entscheidend zum Erfolg des Unternehmens und zur Zufriedenheit der Kunden bei. Schweizer Firmen suchen demnach nach verlässlichen Spezialisten, die eine grosse Bandbreite an Technologien beherrschen und über gute Soft Skills verfügen. Um diese raren Kandidaten anwerben und behalten können, legen Arbeitgeber im Stellenprofil ein besonderes Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen. Ausserdem betonen sie die Möglichkeit, dass die Kandidaten neue Fähigkeiten entwickeln und spannende Herausforderungen angehen können. Dies ist auch richtig. Denn bei der Stellensuche werden diese drei Aspekte von den Entwicklern stärker gewichtet als das Gehalt.

Positive und negative Aspekte des Berufs

Wie stehen Entwickler ihrer aktuellen Position im Unternehmen und ihrem Beruf allgemein gegenüber? In der Umfrage wurden die Teilnehmer gebeten, diese Fragen offen zu beantworten. Es zeigt sich, dass einige gerne komplexe technische Herausforderungen angehen. Andere schätzen die Vielseitigkeit der Aufgaben oder die Unabhängigkeit, von der sie profitieren. Im Allgemeinen nehmen Entwickler ihren Beruf aufgrund der für die Problemlösung und Innovation notwendigen Kreativität als positiv wahr. Negative Aspekte des Berufs seien der Stress, die Arbeitsbelastung oder ein zu distanziertes Management. Einige Entwickler beklagen, dass der Beruf mit einem Geek-Image behaftet ist, und andere nehmen eine mangelnde Anerkennung wahr.

Der Entwickler-Beruf war jedoch noch nie so strategisch wichtig für den Erfolg von Unternehmen. Aufgrund des angespannten Arbeitsmarktes in der Schweiz ist es für Unternehmen umso schwieriger, Entwickler zu finden, die 100 Prozent der heute verlangten Kompetenzen vorweisen können. Die Programmierer sind sich bewusst, dass sie sich nicht mehr auf ihren Lorbeeren ausruhen können. Sie wissen, wie wichtig es ist, sich kontinuierlich auf dem neuesten Stand zu halten. Da durch die Entwicklung der Methoden die Soft Skills in den Vordergrund gerückt sind, sollten sie von den Arbeitgebern im Bewerbungsverfahren auch bevorzugt werden. Es ist nämlich ohne Zweifel schwieriger, sich später soziale Kompetenzen anzueignen als Programmiersprachen, Tools und Techniken zu lernen.

Zur Umfrage

Das "ICTjournal" führte im Mai eine Onlineumfrage zum Entwickler­-Beruf durch. Rund hundert aktive Entwickler in der Schweiz, Freelancer und Festangestellte nahmen an der Umfrage teil. Einige sind Mitglied der Entwickler-Community AppBuilders Switzerland (www.appbuilders.ch). Zudem nahmen rund 15 CIOs und Verantwortliche von IT-Anbietern in der Westschweiz an einer zweite Umfrage teil.

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