Neue Kundenbedürfnisse

Digital Natives gehen nicht in die Bankfiliale - Teil 2

Uhr | Aktualisiert

Kosten senken vs. in Innovationen investieren – die Banken sind in der Zwickmühle. Derweil verändern sich die Kundenbedürfnisse radikal.

Die Banken sind doppelt unter Druck. Es drohen immer neue Regulatorien, die auch softwareseitig umgesetzt werden müssen. Zudem sinken die Erträge. Das führt zu einem enormen Kostendruck. Gleichzeitig sehen sie, dass Kunden- und Geldströme sich von ihnen abwenden und zu innovativen Webplattformen wechseln.

Der Fokus – sprich ob Kosten senken oder in IT-Innovationen investieren – liege heute indes grösstenteils auf Ersterem, weiss Klaus Rausch, CTO des Bankensoftwareanbieters Avaloq: «Das Hauptziel des Banken-CIO ist heute, Kosten zu senken und zu gewährleisten, dass die IT reibungslos funktioniert. Neue Geschäftsmodelle sind dagegen stark business-getrieben. Das heisst, dass sie von der geschäftspolitischen Ebene kommen.»

„Neue Art, Probleme zu lösen“
 
Derweil verändern sich die Kundenbedürfnisse fundamental, so viel ist für Marc P. Bernegger, Internetpionier und Partner von Next Generation Finance Invest, klar: «Das Verhältnis des Kunden zu den Banken hat sich durch das Internet stark verändert. Viele junge Digital Natives haben noch nie eine Bankfiliale von innen gesehen.»

Zudem, so fügt Roger Altorfer, Finanzspezialist bei IBM, an, schliesse man vom sogenannten Try-and-Error-Verhalten der digitalen Generation auch auf deren Konsumverhalten: «Die neue Generation hat eine andere Art, Probleme zu lösen. Sie experimentiert viel mehr als die analoge Generation. Sie stellt mehr Fragen, Teamwork ist für sie wichtiger.» Diesen Bedürfnissen steht vielerorts ein transaktionales Geschäftsmodell gegenüber.

Die fünf wichtigsten Trends

Währenddessen erhalten IT-Innovationen im Finanzbereich nunmehr auch im deutschsprachigen Raum eine stärkere Aufmerksamkeit. Ende September würdigte das Kompetenzzentrum «Sourcing in der Finanzindustrie» (CC Sourcing) der Universitäten Leipzig, St.Gallen und Zürich sowie der Zürcher Hochschule der Künste im Rahmen des «Business Engineering Forum 2011» innovative Lösungen in der Kunde-Bank-Interaktion für den deutschsprachigen Markt.

Jury-Mitglied Thomas Puschmann vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen fasst für die Netzwoche die signifikantesten Trends zusammen. «Wir haben fünf Hauptentwicklungen erkannt: Erstens setzen neue Modelle auf Vereinfachung, indem sie beispielsweise durch den Einsatz von Web-2.0-Technologien Benutzeroberflächen vereinfachen (Simplification).

Ein zweiter Trend bedient sich der Mecha¬nismen des Spieledesigns (Gamification). Drittens sehen wir auch im Finance-Bereich viele mobile Anwendungen, die einen hohen Interaktivitätsgrad ermöglichen. Viertens ist der Trend zu «social» auch bei Finanzdienstleistern klar erkennbar – man will Produkte vergleichen, sich mit Kollegen darüber austauschen und sich beraten lassen. Und fünftens ermöglichen neue Ansätze zur Integration zukünftig eine für den Kunden als auch für den Anbieter integrierte Sicht auf Prozesse und Daten.»