Netapps Manfred Reitner zieht Bilanz

Flash und Flexpod sind ganz heisse Geschichten

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Netapps Gewinn ist bei erfüllten Umsatzerwartungen im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2013 um über die Hälfte eingebrochen. Trotzdem ist der Leiter des Europageschäfts, Manfred Reitner, zufrieden. Auch deshalb weil Netapp in der Schweiz zuletzt gewachsen ist.

Manfred Reitner leitet als General Manager EMEA Netapps Europageschäft.
Manfred Reitner leitet als General Manager EMEA Netapps Europageschäft.

Die wirtschaftliche Situation in Europa ist schwierig. Selbst im Geschäft mit Storage. Das hat auch Netapp zu spüren bekommen, wie die gestern veröffentlichten Zahlen des ersten Quartals von Netapps Geschäftsjahr 2013 zeigen: Der Umsatz verharrte mit 1,445 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 1,458 Milliarden Dollar auf Vorjahresniveau. Der Gewinn brach gegenüber dem Vorjahr um 54 Prozent auf 64 Millionen Dollar ein. Dennoch gibt sich Manfred Reitner, der seit März das Europageschäft von Netapp leitet, zufrieden.

Sie leiten seit März dieses Jahres das Europageschäft . Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

Manfred Reitner: Ich habe das Geschäft in einer sehr spannenden Zeit übernommen. Die makroökonomische Situation in Europa ist momentan schwierig. Das fordert heraus. Mir macht das Spass, ein Riesenunternehmen wie Netapp durch so eine stürmische See zu manövrieren.

Und ist ihnen das im ersten Quartal Ihres Geschäftsjahres 2013 gelungen?

Wir sind im Rahmen der Guidance geblieben, die wir Ende des letzten Quartals des abgelaufenen Geschäftsjahres vorgegeben hatten.

Aber der weltweite Nettogewinn von Netapp ist um 54 Prozent eingebrochen. Was war da los?

Es gab einige Gründe: Wir hatten erhöhte Ausgaben, unter anderem für die Bereiche Verkauf und Marketing. Hinzu kamen höhere Kosten für Forschung und Entwicklung.

Wie liefen denn die Geschäfte in Europa?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf. Insbesondere da die Kunden schwerer Entscheidungen fällen. Sie fragen sich, ob sie in die Cloud investieren sollen oder eher nicht. Sie fragen sich wohin die Reise geht. Kurz: Die Kunden sind verunsichert. Trotz dieses schwierigen Umfelds konnten wir aber weiter Marktanteile hinzu gewinnen.

Und in der Schweiz? Die Schweizer Wirtschaft hat nicht die gleichen Probleme wie der EU-Raum.

Wir wachsen in der Schweiz. Wir konnten unsere Marktanteile weiter ausbauen. Die Schweiz ist uns sehr wichtig. Unsere Unternehmenskultur ist stark von der Schweiz geprägt. Wir sind dort zum Toparbeitgeber gewählt worden, was uns extrem wichtig ist.

Aber?

Aber, die Schweizer Exportunternehmen verlangsamen unser Geschäft. Sie halten sich mit Investionen zurück und das merken wir natürlich. In den Wirstschaftssparten wo was läuft, tummeln sich zudem die Mitbewerber.

Laut Gartner ist Netapp auf den zweiten Platz der grössten Storage-Anbieter nach EMC aufgerückt und hat IBM hinter sich gelassen.

Das freut uns sehr. Ich glaube, dass sich der Speichermarkt zu einem Two-Horse-Race entwickeln wird: Wir gegen EMC.

Wie kommen Sie darauf?

Ich glaube, dass die Single-Spec-Anbieter verlieren werden. Die Zusammenarbeit mit unseren Lösungspartnern, Systemintegratoren, aber auch unseren technischen Partnern gibt uns Auftrieb. Hinzu kommt unser OEM-Geschäft mit anderen Anbietern, wie beispielsweise IBM.

Welche Speicherlösungen gingen besonders gut?

Gut liefen die Produkte des Low-End-Bereichs mit der FAS 2000-Reihe. Die 3000er-Reihe wird erweitert. Des Weiteren ist Flash ein ganz heisses Thema.

Inwiefern?

Ich glaube wenn Flash eingesetzt wird, kann man die Diskussion über HDD-Anschlüsse wie Fibre-Channel oder SATA vergessen, einfach weil die Flashtechnik so schnell ist, dass man sich über Zugriffszeiten keine Gedanken mehr machen muss.

Netapp ist mit dem auf Flash-Technik spezialisierten Unternehmen Fusion-io eine Kooperation eingegangen. Was genau versprechen Sie sich davon?

Flash ist wichtig für das Datenmanagement. Daher glaube ich, dass es diese Zusammenarbeit mit Fusion-io braucht. Wie stark die Integration auf Lösungsebene sein wird, werden wir sehen. In der kommenden Woche wollen wir unsere weiteren Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.

VMware, die Tochter Ihres grössten Konkurrenten EMC, ist kürzlich durch den Kauf von Nicira in den Markt für Netzwerkvirtualisierung eingestiegen. Verfolgt Netapp ähnliche Pläne?

Nein! Wir bleiben beim Speicher. Das ist unser Kerngeschäft, das wir auch so mit unseren Partnern weiterentwickeln möchten.

Wie haben sich die anderen Geschäftsbereiche entwickelt?

Wir haben im Juni die neue Version von Ontap lanciert. Kunden damit zum Beisopiel Speicher zu Clustern zusammenführen. Durch die Virtualisierungsebene kann das System permanent und quasi unendlich erweitert werden, ohne Systemunterbruch. Davon versprechen wir uns noch einiges.

Wie sieht es mit Flexpod aus?

Unsere Rechenzentren-Architektur Flexpod ist aktuell eine ganz heisse Geschichte am Markt.

Wie heiss?

Insgesamt konnten wir weltweit rund 1'300 Kunden für die Flexpod-Architektur gewinnen. Alleine in Europa gibt es mittlerweile um die 500 Kunden. Interessant ist daran, dass nicht nur KMU, sondern auch grosse Unternehmen und Rechenzentren-Betreiber diese Lösung kaufen. Entweder komplett, oder sie bauen sich aus Teilen davon eigene Lösungen auf. Das passiert auch in Zusammenarbeit mit unseren Lösungspartnern. Um das zu fördern haben wir kürzlich gemeinsam mit Cisco eine Channel-Initiative gestartet.

Wird es weitere Änderungen, beziehungsweise Erweiterungen, im Partnerprogramm geben?

Es wird auch dieses Jahr kleine Änderungen geben, zum Beispiel Händler-Aktionen und Ähnliches. Wir haben aber momentan ein gutes Partnerprogramm an dem wir grundsätzlich nichts ändern wollen.

Wie stark trug der Channel zum Gesamtgeschäft bei?

In Europa sind über 80 Prozent unserer Geschäfte Channel getrieben. Wir wollen mit unseren Lösungsanbietern zusammenarbeiten. Diese Philosophie ist uns sehr wichtig.

Was ist Ihre Prognose für die nächsten Monate?

Bisher lief das Geschäft in Europa, angesichts der sehr unterschiedlichen Wirtschaftslage, insgesamt flach. Wir setzen deshalb grosse Hoffnungen auf die zweite Jahreshälfte.