Fachkräftemangel

Youngculture wirbt für Nearshoring

Uhr | Aktualisiert

Youngculture berichtete gestern anlässlich einer Presseveranstaltung von seinen Erfahrungen im Bereich Nearshoring: Auch in Osteuropa sollen hochqualifizierte Arbeitskräfte zunehmend "Mangelware" sein.

CEO Marco Zoppi setzt auf Nearshoring, um die Wachstumsziele des Unternehmens zu erreichen.
CEO Marco Zoppi setzt auf Nearshoring, um die Wachstumsziele des Unternehmens zu erreichen.

Expansionsfreudige IT-Unternehmen haben in der Schweiz einen schweren Stand. Zum einen haben sie Mühe, hochqualifiziertes Personal zu gewinnen, zum anderen behindern die hohen Lohnansprüche – so die verbreitete Meinung – die gesetzten Wachstumsziele.

Viele Unternehmen erwägen aus diesen Gründen eine Verlagerung der unternehmerischen Funktionen und Prozesse ins Ausland. So auch das Software-Engineering-Unternehmen Youngculture, das seit 2004 in Serbien und seit 2013 in Rumänien den Hauptbestand seiner Entwickler beschäftigt. An der gestrigen Medienkonferenz berichtete Marco Zoppi, CEO des Unternehmens, über die gesammelten Erfahrungen mit der betriebswirtschaftlichen Massnahme.

Nearshoring zur Erreichung der Wachstumsziele

Wie Zoppi einleitend erklärte, setzte Youngculture "sehr früh und sehr konsequent" auf Nearshoring, um die Wachstumsziele des Unternehmens zu erreichen. In der Schweiz seien die Möglichkeiten, hochqualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren, schon zu Beginn des neuen Jahrtausends sehr eingeschränkt gewesen. Daher habe das Unternehmen nach Möglichkeiten gesucht, das Wachstum an Orten voranzutreiben, wo die Rahmenbedingungen besser seien.

Kulturelle Kompatibilität als K.O.-Kriterium

Für Youngculture stand nach einem unbefriedigenden Projekt in Nowosibirsk, Russland, fest, dass das Unternehmen Farshoring nach Möglichkeit vermeiden wollte. Stattdessen habe sich Youngculture für eine Niederlassung in Serbien entschieden, weil das Unternehmen bereits positive Erfahrungen mit einem langjährigen serbischen Mitarbeiter gemacht hatte, der später zum Geschäftsführer der Belgrader Niederlassung aufstieg.

Entscheidend waren gemäss Zoppi aber vor allem die funktionierende Infrastruktur, die wirtschaftliche und politische Stabilität, die geographische Nähe und die kulturelle Kompatibilität. Im Gegensatz zu Russland und anderen beliebten Farshoring-Ländern seien nämlich in Serbien und Rumänien flache Hierarchien und "eine Kommunikation auf Augenhöhe" möglich.

Mehrheit der Entwickler in Osteuropa

Gemäss Zoppi beschäftigt Youngculture heute die Mehrheit seiner Entwickler an seinen Standorten in Serbien und in Rumänien. In Zürich arbeiten derzeit nur noch 5 bis 7 Entwickler für den Mobile-Bereich des Unternehmens. Umgekehrt hat Youngculture aber kaum Auträge aus seinen Nearshoring-Standorten.

Gut ausgebildete Mitarbeiter auch in Osteuropa knapp

Auch das Ausbildungsniveau soll den Erfahrungen von Youngculture zufolge in den osteuropäischen Ländern mit jenem der Schweiz vergleichbar, wenn nicht sogar besser sein. Auch habe sich der ICT-Markt in Serbien die letzten Jahre sehr entwickelt. Dadurch seien nicht nur die Löhne gestiegen, sondern auch die hochqualifizierten Mitarbeiter knapp geworden. Dadurch käme es heute nicht selten vor, dass die bereits angeheuerten osteuropäischen Mitarbeiter von Headhuntern der Konkurrenz kontaktiert würden.

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