Internetspionage

Wikileaks-Leser unter Geheimdienstbeobachtung

Uhr | Aktualisiert

Amerikanische und britische Geheimdienste haben über Jahre hinweg die Enthüllungsplattform Wikileaks observiert. Wie nun bekannt wurde, interessierten sie sich dabei auch für Unterstützer, Nutzer und Leser der Website.

(Quelle: Wikipedia; Artist: Max B.)
(Quelle: Wikipedia; Artist: Max B.)

Amerikanische und britische Geheimdienste haben die Leser, Nutzer und Unterstützer der Website Wikileaks observiert. Auch die Filesharing-Plattform "The Pirate Bay" wurde beobachtet. Dies berichtet der Spiegel mit Verweis auf die investigative Journalistin Alexa O’Brien.

Die Geschichte begann vor ungefähr vier Jahren, als die Plattform Wikileaks erstmals Dokumente über Einsätze der US-Streitkräfte im Irak-Krieg publizierte. Der amerikanische Soldat Bradley Manning (heute Chelsea Manning) hatte den Betreibern der Website um den Australier Julian Assange Dokumente und Videos zugespielt, die zum Beispiel tödliche Schüsse auf unschuldige Zivilisten belegten.

Assange im "ecuadorianischen Exil" in London

Als Reaktion auf die Enthüllungen begannen die USA gegen Wikileaks vorzugehen. So versuchten sie zum Beispiel andere Nationen dazu zu bewegen, gegen Assange zu ermitteln und Anklage zu erheben. Schliesslich kam es 2010 in Schweden zu einer Anklage gegen den Australier wegen sexueller Vergehen, wobei bis heute die Schuldfrage in diesen Verfahren nicht geklärt wurde. Assange wurde daraufhin in Grossbritannien in Untersuchungshaft genommen. Nach einer Freilassung auf Kaution flüchtete er sich in die ecuadorianische Botschaft in London. Dort hält er sich noch heute auf, nachdem Ricardo Patiño, der Aussenminister des südamerikanischen Landes, einen Asylantrag Assanges im August 2012 angenommen hatte.

Nutzer von Geheimdiensten beobachtet

Im Zug der Ermittlungen gegen Assange begann die Abteilung GTE (Global Telecoms Exploitation) des britischen Geheimdienstes GCHQ den gesamten Traffic der Wikileaks-Website zu beobachten und aufzuzeichnen. Wie die Dokumente von Journalistin Alexa O’Brien belegen, hat der Geheimdienst zur Überwachung anscheinend die Software Piwik verwendet. Er erfasste unter anderem, aus welchen Ländern die Besucher der Seite kamen und welchen Browser sie dabei benutzten. Experten gehen davon aus, dass Agenten mithilfe von Programmen wie XKeyscore in der Lage waren, IP-Adressen und somit Identitäten der Leser herauszufinden.

NSA hatte auch "The Pirate Bay" im Visier

Die veröffentlichten Dokumente zeigen ausserdem auf, dass es bei der NSA eine Liste "böswilliger ausländischer Akteure" gab, auf der nebst Wikileaks auch die Filesharing-Plattform The Pirate Bay aufgeführt war. NSA-Mitarbeiter hätten in diesem Zusammenhang den Rechtsdienst des Geheimdienstes gefragt, ob sie die Server dieser Gegner überwachen dürften, obwohl sich unter deren Nutzern auch US-Bürger befanden. Die Anwälte bewilligten dieses Vorgehen laut Informationen von O’Brien.

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