Managed Print Services und die Zukunft des Druckermarkts

"Wir sind der Gorilla der Branche"

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Xerox ist ein Hersteller und Dienstleister im Druckbereich. Im Interview äussern sich Mike Feldman und Kaspar Tappolet zur Zukunft der Branche und zu Managed Print Services.

Der Druckmarkt ist im Wandel, wobei die Bedeutung von Managed Print Services (MPS) beständig zunimmt. Ein Anbieter in diesem Bereich ist der amerikanische Konzern Xerox. Die Netzwoche hat sich mit Mike Feldman, President Large Enterprise Operations, und Kaspar Tappolet, Country und Large Enterprise Operation General Manager Switzerland, zur Zukunft der Branche unterhalten.

Bring your own device (BYOD), Cloud Computing und Sicherheit sind zurzeit allgegenwärtige Gesprächsthemen. Wie beeinflussen diese Entwicklungen ihr Geschäft?

Feldman: Gerade BYOD ist ein grosses Thema. Viele Firmen versuchen mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones oder Tablets fertig zu werden und dies mit ihrem Geschäftsmodell zu verbinden. Aber auch Sicherheit spielt eine wichtige Rolle, zum Beispiel wenn es darum geht, Eigentumsrechte oder Daten zu schützen. Das kümmert besonders unsere Firmenkunden sehr. Wir sind ein grosses Unternehmen mit rund 22 Milliarden US-Dollar Umsatz jährlich sowie 140'000 Angestellten und erwirtschaften bereits die Hälfte unserer Einkünfte mit Dienstleistungen. Ich persönlich bin verantwortlich für Managed Print Services, einen der drei Hauptbereiche bei den Dienstleistungen, mit dem wir 3,3 Milliarden erwirtschaften. Und gerade bei meinem Bereich, der relativ gross ist, sind wir äusserst sensibilisiert für Themen wie Cloud Computing, BYOD und Sicherheit. Ich mache ein Beispiel: Die Kunden wollen heute von jedem Gerät aus sicher drucken können und wir erfüllen ihnen diesen Wunsch.

Hat das gewachsene Bewusstsein bezüglich Ökologie einen Einfluss auf Ihr Geschäft, das heisst, drucken die Leute heute weniger als früher?

Feldman: Nicht wirklich. Die Druckvolumen weltweit sind nur sehr wenig geschrumpft in den letzten Jahren. Der Grund dafür ist relativ einfach: Zwar drucken zum Beispiel Geschäftsleute prozentual einen geringeren Teil ihrer Dokumente als früher. Im Durchschnitt müssen sie aber viel mehr lesen und mehr Inhalte bewältigen. Das hebt sich also gegenseitig auf. Dazu gehört auch, dass es Dinge wie Flug- oder Kinobillete gibt, die die Leute früher nicht selbst gedruckt haben. Das papierlose Büro ist also zurzeit nicht realistisch. Unser Fokus als Firma ist es, den Leuten das Drucken zu ermöglichen, wenn sie es brauchen. Wir sagen, es gibt gutes und schlechtes Papier. Damit meine ich, dass wir nicht wollen, dass Dokumente gedruckt werden, die danach niemand liest. Wir versuchen unsere Kunden zu motivieren, nur dann zu drucken, wenn sie es wirklich brauchen.

Wie gehen Sie vor, um das Druckverhalten Ihrer Kunden zu verbessern?

Feldman: Mit unseren MPS-Kunden treffen wir uns regelmässig, oft monatlich, um ihnen aufzuzeigen, wie sie ihr Druckverhalten verbessern können. Wir zeigen ihnen, dass es sich lohnt, beidseitig zu drucken und zum Teil auf Farben zu verzichten. Ein spezielles Angebot von uns ist "Pull Printing". Dabei wird das Dokument erst dann ausgedruckt, wenn der Mitarbeiter eine Karte an den Drucker hält. Dieses Konzept haben wir eingeführt, weil wir feststellen mussten, dass viele Druckaufträge nie beim Drucker abgeholt werden. Stellen Sie sich vor, Sie klicken auf Print und dann klingelt das Telefon. Plötzlich vergessen Sie, dass Sie ein Dokument gedruckt hatten und es landet direkt im Abfall. Wir stellten fest, dass nach der Einführung des Pull-Printing-Systems die ausgeführten Druckaufträge um circa 20 Prozent zurückgehen.

Sind die Kunden zufrieden mit Ihren Bemühungen?

Feldman: Ich denke, dass unsere Kunden sehr zufrieden sind. Das zeigt sich daran, dass unser Marktanteil grösser ist, als der unserer nächsten beiden Konkurrenten zusammen. Man kann sagen, wir sind der Gorilla der Branche und die Kunden bestätigen, dass wir gute Dienstleistungen anbieten. Auch bei den Marktforschern wie Gartner oder IDC schneiden wir sehr gut ab.

Sie sagen, Sie sind die Nummer Eins im Markt. Was gedenken Sie zu tun, um diese Position zu verteidigen?

Feldman: Das Wichtigste ist, den Kunden zuzuhören. Man muss verstehen, welchen Herausforderungen die Kunden in ihrem Geschäftsalltag begegnen. Dann muss man versuchen, den Kunden zu helfen, diese Herausforderungen zu meistern. Wir haben Customer Advisory Councils, in denen wir uns von unseren Kunden beraten lassen. Die Kunden können uns direkt ihre Bedürfnisse mitteilen. Um unsere Position zu verteidigen, werden wir also das tun, was die Kunden sich von uns wünschen. Wir sind nicht der günstigste, aber der beste Anbieter im Markt.

Stichwort Innovation: Wie gelingt es Ihnen als Firma kreativ zu bleiben?

Feldman: Wir verfügen über Innovationszentren, zum Beispiel im französischen Grenoble oder im kalifornischen Palo Alto unter Leitung unseres CTO, Sophie Vandebroek. Wir geben viel Geld dafür aus, dass Forscher bei uns an innovativen Ideen tüfteln können und geben diesen eine Chance. Wie Sie bestimmt wissen, haben wir als Firma eine Geschichte der Innovation. Wir haben das Kopiergerät erfunden und damit die Welt verändert. Wir versuchen beständig diese Tradition der Innovation am Leben zu erhalten und geben daher Forschern Geld, Zeit und Raum um kreativ zu sein.

Fokussieren wir uns auf die Schweiz: Was ist das Hauptgeschäft von Xerox hierzulande?

Tappolet: Zentral sind MPS und zentralisierte Druckdienstleistungen. Wir haben auch Kunden im klassischen Druckerei- und Druckerbereich und einige Kunden aus dem KMU-Markt. Daneben haben wir auch MPS-Lösungen für die Channel-Partner.

Kann der MPS-Markt in der Schweiz weiter wachsen?

Tappolet: Vor allem im KMU-Bereich ist noch einiges an Wachstum möglich. Viele Firmen haben noch keine optimalen Systeme. Innovationen sind aber auch noch bei Grosskunden möglich. Einige unserer wichtigsten Kunden in der Schweiz sind übrigens die Bâloise Group, Orange Communications oder die Bank Julius Bär. Des Weiteren besteht eine Kooperation mit Swisscom IT Services.

Wie wichtig ist MPS in einem Markt wie der Schweiz?

Tappolet: Ich halte MPS für die Schweizer Kunden für zentral. Hierzulande ist Arbeit teuer, womit Produktivitätssteigerungen vor allem durch effizientere Prozesse erreicht werden können. MPS kann hierfür ein zentrales Tool sein. Viele Firmen in der Schweiz unterschätzen nach wie vor das Potential zentralisierter Drucksysteme.

Wie gross ist Xerox in der Schweiz?

Tappolet: Wir beschäftigen in der Schweiz etwa 300 Mitarbeiter. Ausserdem haben wir ein grosses Partner- und Lieferantennetzwerk.

Zur Person:

Mike Feldman ist seit Oktober 2013 als President Large Enterprise Operations bei Xerox tätig. Er verantwortet unter anderem die Bereiche Document Management Outsourcing, Managed Print Services oder Technology Sales. Früher arbeitete er für den Xerox-Konkurrenten Hewlett-Packard. Er studierte Marketing an der New Yorker Pace University.

Kaspar Tappolet ist seit April 2012 Country und Large Enterprise Operation General Manager Switzerland. Er arbeitet bereits seit 15 Jahren für Xerox und hatte zuvor verschiedene Positionen wie Director Channel Switzerland, Director Customer Support Service oder Director Office Solution Group inne. Er ist stellvertretender Generaldirektor von Xerox Schweiz.