Bericht des Tages-Anzeigers

Credit Suisse soll Schweizer IT-Mitarbeiter systematisch durch Inder ersetzen

Uhr | Aktualisiert

Die Schweizer Grossbank Credit Suisse soll systematisch Schweizer IT-Fachkräfte entlassen und durch Inder ersetzen. Dies berichtet der Tages-Anzeiger.

Der Credit-Suisse-Hauptsitz am Paradeplatz in Zürich (Archivbild)
Der Credit-Suisse-Hauptsitz am Paradeplatz in Zürich (Archivbild)

In einem Artikel von heute Mittwoch im Tages-Anzeiger wird der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) vorgeworfen, sie ersetze systematisch Schweizer IT-Fachkräfte durch billigere Arbeitskräfte aus Indien. Vor allem an den Standorten Uetlihof und Oerlikon seien inzwischen bereits 20 bis 40 Prozent der IT-Mitarbeiter aus dem Land in Asien.

Unterstützung durch Schweizer notwendig

Der Tages-Anzeiger schreibt, dass seine Informanten bei der CS grundsätzlich mit den Kollegen aus Indien zufrieden seien. Zwischenmenschlich bestünden keine Probleme. Allerdings hätten die Asiaten bedeutend weniger Bankfachwissen als die Schweizer, weshalb sie besondere Unterstützung benötigten. Dies wiederum führe zu Mehraufwand, der allerdings in der Kostenverrechnung fehle.

Ein besonderer Kritikpunkt ist ausserdem, dass die indischen Informatiker nicht von der CS selbst, sondern von aussenstehenden Service-Providern wie Accenture, Cognizant, Wipro oder Tata Consultancy Services angeheuert würden.

Schlechte Stimmung

Bei den Schweizer Mitarbeitern der CS präge in der Zwischenzeit die Furcht vor dem Arbeitsplatzverlust die tägliche Arbeit, schreibt der Tages-Anzeiger. Die Angestellten hätten fast alle Angst, bald durch billigere Konkurrenten aus dem Ausland ersetzt zu werden.

Die Grossbank darf sich im Artikel der Zeitung ebenfalls äussern. Mario Crameri, Leiter der IT-Region Schweiz, bestreitet, dass die Bank besonders viele Inder beschäftige. 75 Prozent der IT-Fachkräfte seien Schweizer, bei dem Viertel aus dem Ausland seien 95 Prozent Europäer. Allerdings gebe er zu, dass bei diesen Zahlen Angestellte von Service-Providern wie Accenture nicht miteingerechnet seien.

CS umgehe Gesetze mit Tricks

Doch wie gelingt es der Bank überhaupt, Inder in grosser Zahl einzustellen? Laut Gesetz gilt, dass Arbeitgeber den Nachweis erbringen müssen, dass sie für die Besetzung einer Stelle keine geeignete Person aus der Schweiz oder der EU finden.

Der Tages-Anzeiger erklärt, die Bank wende besondere Tricks zur Umgehung dieses Gesetzes an. Er zitiert Irene Tschopp, Sprecherin des Zürcher Amts für Wirtschaft und Arbeit: "Der Inländervorrang ist nicht relevant, wenn es sich um Entsendungen und nicht um Lokalanstellungen handelt." Dies bedeute, wenn zum Beispiel Cognizant von der Credit Suisse den Auftrag für die Entwicklung einer neuen Applikation erhält, sei es entscheidend, wo die Firma die Spezialisten für das Projekt rekrutiere. "Sucht der Cognizant-Ableger in Zürich die Mitarbeiter, muss die Firma den Inländervorrang beachten. Schickt der Cognizant-Standort in Bangalore die Leute für die Umsetzung des CS-Projekts, macht das Gesetz keine Einschränkungen - Cognizant kann Inder schicken", schreibt der Tages-Anzeiger.

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