Gerichtsurteil aus New York

US-Behörden dürfen auf ausländische Server zugreifen

Uhr | Aktualisiert

Wer Speicher in der Wolke einer US-Firma nutzt, muss damit rechnen, dass die US-Behörden auf diese Daten zugreifen - auch wenn die Server im Ausland liegen. Dies ist die Konsequenz eines New Yorker Gerichtentscheids.

Richterhammer und Tastatur. Rechtssicherheit im Internet. Webauktionen. (Quelle: Erwin Wodicka)
Richterhammer und Tastatur. Rechtssicherheit im Internet. Webauktionen. (Quelle: Erwin Wodicka)

Der Technologiekonzern Microsoft wollte US-Ermittlern Kundendaten von Servern, die in Irlands Hauptstadt Dublin liegen, nicht zur Verfügung stellen. Er klagte gegen eine entsprechende Aufforderung der amerikanischen Behörden. Nun hat ein Gericht in New York entschieden, dass Microsoft die Daten trotzdem herausgeben muss. Dies berichtet die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Online-Ausgabe.

US-Richter James Francis erklärte in seinem Urteil, dass ansonsten eine zu grosse Belastung für die Regierung bei der Strafverfolgung entstünde. Microsoft habe bereits angekündigt, gegen das Urteil in Revision gehen zu wollen. Sollte der Softwarekonzern dann erneut verlieren, wären für die US-Regierung Daten auf internationalen Servern zugänglich, für die sie ansonsten internationale Rechtshilfegesuche stellen müssten.

Kritik eines deutschen Datenschützers

In einem von der NZZ zitierten Blogeintrag kritisiert dies der deutsche Datenschützer Peer Schaar mit deutlichen Worten. Er erklärt, dass es sich dabei um einen exterritorialen Datenzugriff handle, vor dem sich zum Beispiel betroffene Ausländer nicht schützen könnten: "Betroffene EU-Bürger haben nicht einmal das Recht, sich vor US-Gerichten gegen die Praktiken amerikanischer Behörden beim Umgang mit ihren Daten zu wehren." Ankündigungen von Unternehmen wie IBM, das unlängst verlauten liess, es wolle in Deutschland ein neues Rechenzentrum unter Einhaltung der EU-Gesetzgebung bauen, würden somit hinfällig.

Datenschützer Peer Schaar hofft nun, dass die Europäische Union gegenüber den USA Stärke zeigt. Er schreibt: "Von der deutschen Bundesregierung und den Regierungen der anderen europäischen Staaten wünsche ich mir, dass sie sich sowohl bei den Verhandlungen über das neue EU-Datenschutzrecht als auch auf sonstigen Feldern für den Schutz der Grund- und Bürgerrechte stark machen."

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