Wandel der IT-Berufe

"Unternehmen setzen bei Fachkräften vermehrt auf Soft Skills"

Uhr | Aktualisiert

Marc Lutz, Direktor von Hays Schweiz, weiss, worauf Firmen bei der Rekrutierung von Fachkräften achten. Im Interview erklärt er, wie sich ihre Prioritäten gewandelt haben.

Marc Lutz, Managing ­Director Schweiz, Hays. (Quelle: Hays Schweiz)
Marc Lutz, Managing ­Director Schweiz, Hays. (Quelle: Hays Schweiz)

Wie hat sich der Schweizer Fachkräftemarkt insgesamt die letzten zehn Jahre verändert? Welche Fachkräfte werden mehr nachgefragt, welche weniger?

Insgesamt sind die Anforderungen an die Bewerber gestiegen. Studium, Fremdsprachenkenntnisse und Flexibilität sind gefragt. Die Kandidaten sollten einen roten Faden im Lebenslauf haben und nicht zu häufig zwischen Festanstellung und Freiberuflichkeit wechseln. Neben dem Expertenwissen achten die Unternehmen beziehungsweise Personalabteilungen vermehrt auf Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Problemlösungskompetenz, Belastbarkeit und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen – aber auch mündliche Fertigkeiten, damit sich ein Experte in Sitzungen und im Small Talk mit einbringen kann.

Es sind immer bestimmte IT-Skills, die besonders nachgefragt werden. Dies kann sich aber schnell ändern. Ein Dauerbrenner ist sicherlich Java. Im Moment ist die Nachfrage nach IT-Fachkräften vor allem in der Industrie besonders hoch, IT-Positionen im Bankenumfeld hingegen werden nach wie vor eher selten besetzt.

Wie lässt sich der Wandel erklären? Welche businessseitigen oder technologischen Entwicklungen wirken sich besonders stark aus?

Die Unternehmen bekommen durch die Personalberatungen auf dem Schweizer Markt wie auch aus dem europäischen Ausland eine Vielzahl guter Bewerber. Sie können sich die Rosinen herauspicken und sind nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen. Das erklärt, dass die Anforderungen an die IT-Fachkräfte gestiegen sind.

Technologisch wirken sich zurzeit sicherlich die Themen Cloud und Mobility auf die Nachfrage nach IT-Spezialisten aus. Eine weitere Entwicklung haben die Enthüllungen und Diskussionen um das Thema Datensicherheit in Gang gesetzt. Generell wird die Nachfrage nach Fachkräften im Security-Umfeld ansteigen, da Unternehmen in diesen Bereich investieren und neue Positionen schaffen werden. Dieses Thema wird künftig auch in der Ausbildung der IT-Fachkräfte einen höheren Stellenwert einnehmen.

In welchen Bereichen kann die Schweiz mit der Nachfrage nach Fachkräften mithalten, wo nicht?

Im Bereich Individualsoftware wie Java oder .Net kann sicherlich einfacher aus dem Schweizer Markt geschöpft werden. Im SAP-Umfeld sieht es da anders aus. Ohne Kandidaten aus dem Ausland liessen sich viele Stellen nicht besetzen. Hier werden oft temporäre Arbeitsmodelle bevorzugt, wenn zum Beispiel für eine SAP-Migration ein erfahrener Spezialist nur für ein oder zwei Jahre benötigt wird.

Denken Sie auch, dass Quereinsteiger in Zukunft in der IT einen schweren Stand haben werden?

Wie erwähnt sind die Anforderungen tendenziell gestiegen, und wenn man bei der Rekrutierung die Nachbarländer mit berücksichtigt, ist hochqualifiziertes Personal zu finden. Learning by doing wird definitiv schwieriger werden, da die Unternehmen nicht so viel Geld und Zeit in die Ausbildung der Mitarbeiter investieren wollen.

Welche Entwicklungen erwarten Sie die nächsten Jahre im Fachkräftemarkt?

In den nächsten Monaten wird uns sicherlich die Einwanderungsinitiative beziehungsweise ihre Umsetzung beschäftigen. Grundsätzlich schätzen wir den Markt als stabil ein. Die negativen Schlagzeilen in der ausländischen Presse im Zusammenhang mit der Initiative können sich allerdings durchaus auf die Personalsuche auswirken. Hochqualifizierte IT-Spezialisten aus dem Ausland dürften den Standort Schweiz als zunehmend weniger attraktiv betrachten.