EDI-Podium in Luzern

Die Zukunft des Gesundheitswesens ist digital

Uhr | Aktualisiert

Heute Freitag fand im Saal des Luzerner Kantonsrats das EDI-Podium der Firma Medidata statt. Es zeigte sich, dass sich das Gesundheitswesen immer stärker ins Netz verlagert und digitalisiert wird.

Seit zwanzig Jahren veranstaltet der Schweizer eHealth-Dienstleister Medidata einmal jährlich das EDI-Podium (EDI steht für Electronic Data Interchange). Die diesjährige Ausgabe fand am Freitag im schmucken Saal des Luzerner Kantonsrats, mitten im Stadtzentrum von Luzern statt. Die Begrüssung des Anlasses übernahm Daniel Ebner, CEO der Medidata.

Als erste Rednerin folgte auf ihn Andréa Belliger, Professorin an der Universität Luzern und Leiterin des dort angesiedelten Instituts für Kommunikation und Führung. Ihr Referat trug den Titel "Connected Health – von ePatienten, Selbstvermessen und dem digitalen Glück". Als Einstieg in ihr Thema wählte sie die Geschichte eines Bekannten. Dieser fand nach einer Krebsdiagnose via eines Internetforums einen Spezialisten, der ihm mit einer Spezialbehandlung das Leben retten konnte.

Vier Funktionsweisen und Massstäbe der eGesundheits-Welt

Das Beispiel zeige, so Belliger, inwiefern sich die Welt der Patienten ins Netz verlagert habe. Dies führe zu völlig neuen Funktionslogiken, denen sich das Gesundheitswesen nun unterwerfen müsse. Insgesamt identifizierte Belliger vier neue Massstäbe und Faktoren, nach denen sich die Firmen in der vernetzten, digitalisierten eGesundheits-Welt nun richten müssten.

Erstens nannte die Professorin den Faktor der Konnektivität. Darunter verstehe man, dass der Mensch von heute online und auf sozialen Netzwerken zu Hause ist. Er suche daher Gesundheitsinformationen im Internet, tausche sich auf Patienten-Communities aus und kaufe in der Onlineapotheke ein. Gesundheitsfachkräfte, zum Beispiel Ärzte, kommunizieren ebenfalls übers Internet und via sozialer Netzwerke mit ihren Kollegen.

Zweitens erklärte Andréa Belliger, dass im Internet alles "im Flow" sei. Dies bedeute, dass Informationen in sozialen Netzwerken nicht direkt steuerbar sind und klassische Hierarchien aufgelöst werden. Von überall her könnten sich die Menschen ausserdem mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen. Ein Beispiel hierfür seien die neuen Gesundheitsapps oder Wearables. Es komme somit zur Einführung der "mobile Health". Dadurch würde es auch möglich mit den Patienten auf neuen Kanälen zu kommunizieren.

An dritter Stelle folgte der Faktor Transparenz. Wie Belliger hierzu erklärte, kommt es bei der Digitalisierung von Gesundheitsdaten zu Forderungen von Patientenseite. So würden diese oftmals Zugang zu ihren elektronsichen Patientendossiers verlangen und gerne wissen, was genau mit ihren Daten geschieht.

Die vierte, neue Funktionslogik der eGesundheit nach Belliger ist schliesslich die Partizipation. Wie die Professorin erklärte, möchte der Patient von heute aufgrund der Informationsmöglichkeiten des Internets immer mehr als gleichberechtigter Kommunikationspartner anerkannt werden. In diesem Kontext nannte sie auch das Stichwort des "Shared Decision Making" zwischen Arzt und Patient.

Elektronischer Austausch zwischen Arzt und Krankenkasse

Auf den eher akademisch geprägten, allgemeinen Vortrag von Andréa Belliger folgte ein praktisches Beispiel für die Digitalisierung des schweizerischen Gesundheitswesens. Markus Pfister, Leiter Business Solutions, Leistungen & Datenannahmestelle beim Krankenversicherer Sanitas und Reto Büschi, Leiter Produktemanagement der Medidata erklärten, wie sie gemeinsam die Digitalisierung des Rechnungsaustausches im Dreieck von Arzt, Krankenkasse und Patient vorantreiben.

Sie zeigten, dass dank Lösungen der Medidata Ärzte ihre Rechnungen direkt elektronisch an die Krankenkassen weiterleiten. Auch für Leistungserbringer, die ihre Leistungen lieber an die Patienten verschicken, offeriert die Medidata eine Lösung. Anstatt einer postalischen Weiterleitung der Rechnung an die Sanitas, können die Patienten diese direkt via App digital verschicken. Ein mühsamer Gang zum Briefkasten werde so unnötig, erklärte Markus Pfister.

Elektronisches Patientendossier, Spital der Zukunft und Neuropsychologie

Selbstverständlich kamen die interessierten Teilnehmer des EDI-Podiums nach diesen ersten Präsentationen noch in den Genuss weiterer Vorträge. Direkt im Anschluss an Markus Pfister präsentierte Nicolai Lütschg, Projektleiter beim Bund, den Stand des elektronischen Patientendossiers. Dass es sich dabei um ein heikles Thema handelt wurde klar, als eine lebhafte Diskussion entbrannte, an der sich viele Anwesende rege beteiligten.

Weitere Vorträge fanden beispielsweise zum Spital der Zukunft oder zum Thema "Ist unser Hirn vernünftig?" statt. Die Tagesmoderation des Anlasses übernahm die Journalistin Nicole Westenfelder, bekannt durch ihre langjährige Tätigkeit beim Schweizer Fernsehen, wo sie beispielsweise von 2005 bis 2011 das Gesundheitsmagazin Puls moderierte.

Als Fazit des Tages liess sich konstatieren, was Personen aus der IT-Branche schon seit langem wissen: Ohne Informatik geht heute nichts mehr. Auch die Gesundheitsbranche ist auf dem Sprung in die Online-Welt und in den nächsten Jahren wird sich hier einiges tun. Wie überall werden sich mit diesen grossen Veränderungen und Umwälzungen aber einige Personen schwer tun.

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