Anwendungsentwicklung

Mit PaaS schalten Unternehmen den Turbo ein

Uhr
von Marco Hochstrasser

Agilität und Time-to-Market sind entscheidender denn je für die Softwareentwicklung. Mit Cloud-Plattformen entfallen langwierige Bereitstellungs-, Administrations- und Konfigurationsaufgaben.

Marco Hochstrasser ist Head of Application Cloud bei Swisscom und leitet die PaaS-Entwicklung. (Quelle: Swisscom)
Marco Hochstrasser ist Head of Application Cloud bei Swisscom und leitet die PaaS-Entwicklung. (Quelle: Swisscom)

Unternehmen, die mit dem digitalen Wandel Schritt halten wollen, müssen Kunden kontinuierlich mit neuen digitalen Services und Produkten begeistern. Die heute in den Unternehmen vorhandenen Strukturen und der erreichte Grad an Automatisierung in der IT ermöglicht es ihnen selten, die kurzfristigen Bedürfnisse der Fachabteilungen zu erfüllen. Insbesondere die neue Generation an webbasierten und mobilegetriebenen Applikationen erfordert aufgrund ihrer agilen Entwicklungsmethodik und ihren schnellen Release-Zyklen eine deutlich flexiblere Systemumgebung.

Beschleuniger: PaaS

Hier kommt die Cloud ins Spiel: im Fokus Platform-as-a-Service. Ebenso wie Automobilhersteller auf einem einzigen Chassis verschiedene Fahrzeugmodelle entwickeln, ermöglicht PaaS mit einer standardisierten generischen Plattform die schnelle Provisionierung neuer Applikationen und Services. Dauerte das Deployment von Web oder Middleware-Applikationen traditionell Wochen oder gar Monate, so geschieht dies dank PaaS innerhalb von Minuten. Denn Applikationsentwickler können sofort loslegen, da sowohl die Laufzeitumgebung als auch ein vollständiges Transport- und Deploy-­Management automatisch in der Cloud bereitgestellt werden. Die Plattform übernimmt alles andere: Server, Speicher, Netzwerk, Middle­ware, Datenbanken und alle Services, die zur Entwicklung einer modernen Applikation erforderlich sind. Die dabei verwendeten Entwicklungsparadigmen sind serviceorientiert und Komponentenmodell getrieben. Das erlaubt es zudem, Services Dritter über APIs schnell und unkompliziert zu integrieren. Der aktuelle Cloud Vendor Benchmark der Experton Group ist sich sicher: PaaS wird nicht nur als Test- und Entwicklungsumgebung genutzt, sondern auch zum gemanagten und produktiven Betrieb von Applikationen.

Krieg der Plattformen entfacht

Public-Cloud-Provider wie Amazon und Google versuchen mit grossangelegten Marketingaktionen Entwickler auf ihre Plattform zu locken, um früh Marktanteile zu sichern. Die PaaS-­Plattformen sind ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des gesamten Cloud-Marktes. Analysten schätzen, dass sich die Ausgaben für PaaS-nahe Services allein in der Schweiz bis zum Jahresende verdoppeln werden.

Die Entwickler selbst spielen die tragende Rolle bei der Kräfteverteilung in der Wolke. Bei der Wahl der Plattform scheiden sich die Geister: die Euphorie über Feature-Sets und das Vergleichen der Hauptplayer im Markt führt direkt zu Misstrauen und Lock-in-Fragen bei Entwicklern und Firmen. Zudem haben viele Public-Cloud-Anbieter Mühe, Datenintegrität und -sicherheit zu garantieren und den Wunsch nach On-Premise-Lösungen zu erfüllen.

Aus dem Herzen des Silicon Valleys

Aus den USA schwappt derzeit mit Cloud Foundry eine offene PaaS-Welle herüber. Cloud Foundry bedeutet ein Höchstmass an Offenheit und Flexibilität, denn es gibt kaum Lock-in in Bezug auf die Entwicklungssprache oder das verwendete Framework. Unternehmen begeben sich also nicht in die Gefahr des Vendor-Lock-ins, da Cloud Foundry als Open Source unter der Apache-2.0-Lizenz zur Verfügung steht und von einer Foundation, bestehend aus vielen namhaften IT-Grössen, unterstützt wird, darunter SAP, HP, IBM oder Pivotal. Auch in der Schweiz setzen Start-ups, Universitäten, ISVs und Provider immer häufiger auf Cloud Foundry. Sie erhalten ein breit im Markt abgestütztes Plattform-Herzstück ihrer Cloud-Umgebung, das flexibel erweitert, skaliert und den Bedürfnissen angepasst werden kann. Und als Teil der stark wachsenden Cloud-Foundry-Gemeinschaft können sie ihre eigenen Anwendungen mit Funktionen und Services Dritter zu neuen, erstklassigen Apps komplettieren. Diese Kombination von Erweiterbarkeit, Offenheit und der Möglichkeit der Kombination von Services sowohl aus der Community als auch von führenden Softwareherstellern ist der absolute Knackpunkt jeder Plattform und deren Ökosystem. In den kommenden Monaten werden wir vermehrt auch grössere ISVs auf diesen Zug aufspringen sehen, um ihre Applikationen kostengünstiger und moderner zu betreiben.

Fazit: Dank PaaS können Unternehmen und Entwickler die Wirtschaftlichkeit und Flexibilität der Cloud optimal einsetzen und sich vollständig auf individuelle Kundenerlebnisse fokussieren. Wie heisst es so schön in der Community: Don’t be blocked by your infrastructure, go PaaS.