"Der grösste Gegner der Cloud ist die IT"

Am IT-Talk von gestern Donnerstag haben vier Experten im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Vor- und Nachteile der Cloud diskutiert. Eingeladen zur Diskussion waren Niels Arnold, Finanz- und Steuerverwalter der Gemeinde Ostermundigen, Christian Mugg, Head of Outsourcing Swisscom Enterprise Customers bei Swisscom, Luis Praxmarer, CEO & Global Research Director bei Experton Group und Pascal Frauchiger, Head of Infrastructure bei Manpower. Philipp Löpfe, Wirtschaftsjournalist bei Watson, moderierte das Podium.

Die Teilnehmer hatten in diesem Rahmen Gelegenheit, offen über ihre positiven wie kritischen Erfahrungen mit der Cloud zu sprechen. Löpfe führte als Moderator auf ruhige Art und Weise durch die Diskussion und liess die einzelnen Teilnehmer zu jedem Thema zu Wort kommen. So hatte Frauchiger beispielsweise Gelegenheit, über das interne Zero-Inhouse-Datacenter-Projekt zu sprechen, dessen Ziel es ist, die IT-Infrastruktur von Manpower bis Ende Jahr zu 100 Prozent in die Cloud auszulagern.

Auf Löpfes Frage, ob sich ein solcher Outsourcing-Aufwand lohne, gab Arnold zu bedenken, dass man nicht alleine finanzielle Aspekte in Betracht ziehen dürfe. Vielmehr gehe es auch darum, unternehmensinterne Prozesse zu überdenken und im Rahmen einer Migration in die Cloud auch möglichst zu vereinfachen. Mugg als Vertreter eines Cloud Providers sprach sich logischerweise klar für die Cloud aus und wies darauf hin, dass Kunden dadurch an Flexibilität gewinnen würden die Kosten nach Bedarf würden steuern können. Praxmarer indes, der einige Male durch seine klaren und pointierten Aussagen auffiel, hatte seine eigene Theorie: "Die Cloud ist ganz klar am Markt angekommen, sie ist einfach noch nicht bei allen Unternehmen angekommen."

Vorteile überwiegen für Manpower ganz klar

Als die Podiumsteilnehmer auf die Vor- und Nachteile zu sprechen kamen, betonte Frauchiger, das für Manpower die Vorteile klar überwiegen würden und deshalb die Nachteile nicht so sehr ins Gewicht fielen. Die Nachteile, das wurde später klar, waren beispielsweise die Auswirkungen auf die IT-Mitarbeiter von Manpower. "Für die Mitarbeiter ist es sicher ein grosse Unterschied zu vorher", gab Frauchiger zu. Sie müssten neu Service Manager nach ITIL-Vorgabe werden, vorher seien sie beispielsweise als Service Administratoren tätig gewesen. Diese Beobachtung teilte auch Praxmarer. "Der grösste Gegner der Cloud ist die IT, das ist klar", stellte er fest. Und meinte damit die Mitarbeiter der IT-Abteilung.

Ob Swisscom in solchen Fällen Hilfe anbieten könne, wollte Löpfe wissen. "Nun, man kann nicht einfach einen neuen Service ins Unternehmen einpflanzen, die Mitarbeiter müssen klar dahinter stehen. Der Service wird sonst nicht genutzt", antwortete Mugg. Es müsse auch ein technischer Vorteil geboten werden. Dieser zumindest ist bei Manpower klar gegeben: Frauchiger erwähnte etwa finanzielle Aspekte - "unser CFO ist nun glücklich" - sowie Flexibilität "in einem proaktiven Modus" und die Reduktion von Risiken. "Wir lagern das an ein Unternehmen aus, das die Cloud als Kernkompetenz hat. Nun können wir uns als IT von Manpower auf unser Kerngeschäft konzentrieren."

Und die Sicherheit?

Von den Vor- und Nachteilen der Cloud wechselte Löpfe schliesslich zu den Sicherheitsaspekten und wollte von den Diskussionsteilnehmern wissen, wie sie diese einschätzen. "50 Prozent des Risikofaktors liegt bei den eigenen Mitarbeitern", sagte Praxmarer. Grundsätzlich sei aber Sicherheit seiner Meinung nach kein Hindernis für die Cloud. Auch Frauchiger betonte, dass man keine perfekte Lösung erwarten könne. "Aber für uns ist diese Lösung der beste Kompromiss."

Mugg betonte zudem, dass es wichtig sei, Systemsicherheitsaspekte zu berücksichtigen, wenn man eine Cloud baue. Sei es bei der Entwicklung, beim laufenden Betrieb oder bei der Schulung der Mitarbeiter. "Sie müssen sich bewusst sein, welchen Wert sie da in den Händen halten."

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