Cisco Tech Radar

Wie Cisco Trends im Blick behält

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Cisco hat in den letzten Jahren einige technologische Trends früh erkannt und aufgegriffen. Das ist nicht zufällig passiert. In Rolle am Genfersee sitzt ein Team, das die Branche akribisch beobachtet. Am Dienstag gab es einen Vorgeschmack darauf, was morgen wichtig werden könnte.

Wie schafft es ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen wie Cisco am Ball zu bleiben? Wie entscheiden John Chambers und seine Manager in welche Technologie sie investieren, welches Unternehmen sie übernehmen sollen? Ein Teil der Antwort lautet: Cisco Tech Radar.

Das Tech Radar erweckte Cisco im September 2010 zum Leben. Es bringt über 80 sogenannte Tech Scouts in einem Netzwerk zusammen. Diese Scouts identifizieren Tag für Tag technologische Trends und Entwicklungen. Dabei hat jeder Scout einen anderen Hintergrund und kommt aus einem anderen Teil des Unternehmens. Einige sind sogar Externe. Sie unterhalten Beziehungen zu verschiedensten Institutionen. Beispielsweise zu Universitäten, Think Tanks oder Risikoanlegern.

Spezialteam in Rolle an der EPFL

Was die Scouts bei ihrem täglichen Rundumblick entdecken konzentriert sich in Rolle, in der Nähe von Lausanne. Dort, an der EPFL, sitzt eine kleine Spezialtruppe. 15 Mitarbeiter aus zehn Ländern, die 17 Sprachen sprechen. Darunter vier Frauen. Auch hier kommen alle aus verschiedenen Gebieten: Ingenieure, Künstler, Ökonomen, Psychologen und sogar eine Kosmetikerin ist dabei.

Die Truppe in Lausanne sammelt die Informationen der Scouts und prüft was davon Ciscos Geschäft bedrohen und was neue Chancen eröffnen könnte. Das daraus resultierende Tech Radar soll Chambers und seinen Managern helfen, informierte, strategische Entscheidungen zu treffen. Sollte das Radar einen Trend ausspucken, den Cisco selbst nicht bedienen kann, führt das zu einer Akquisition. Cisco kauft sich die nötige Expertise kurzerhand zu.

Ausblick auf die Trends im Jahr 2015

Am Dienstag hat Cisco Schweiz nun zu einer kleinen Vorabpräsentation der Ausgabe mit den Vorhersagen für 2015 eingeladen. Chris Martin, General Manager von Cisco Schweiz, und Pascal Tscharner, Manager System Engineering bei Cisco Schweiz, waren dabei physisch anwesend, der Kopf des Teams bei Lausanne, Stephan Monterde war via Webex virtuell dazu geschaltet.

Monterde präsentierte drei von insgesamt neun Trends der neuen Ausgabe des Tech Radars:

  • Internet of Everything / Internet of Things und die Auswirkungen auf die IT
  • Network Simplification / Security Challenge
  • Real Time Analytics und Fog Computing

In den nächsten zehn Jahren werden Industrie- und IT-Unternehmen demnach enger zusammenrücken. IT-Firmen werden zunehmend in Unternehmen investieren, die mit IT in erster Linie nichts zu tun haben. Innovationen aus der ICT-Branche werden in weit entfernte andere Bereiche ausstrahlen.

Als Beispiel nannte Monterde hier Googles Übernahme von Nest. Diese sei nur der Beginn eines Trends, den wir über die nächsten Jahre hinweg erleben werden.

Netzwerke vereinfachen

Mit Wachstum des IoE/IoT und der Zunahme an vernetzten Geräten ergebe sich Trend zwei von selbst. Je mehr Geräte, Maschinen und Sensoren miteinander verbunden seien, desto wichtiger sei es, Netzwerke zu vereinfachen und die Sicherheit im Blick zu behalten. Trotz dieser Offensichtlichkeit, sei die Simplifizierung der Netzwerke keine leichte Aufgabe. Gleichzeitig sei es Pflicht für die Industrie, sich dem Thema anzunehmen.

Der dritte und vermutlich interessanteste Punkt, auf den Monterde zu sprechen kam, war Real Time Analytics. Etwas das ebenfalls im Zusammenhang mit dem Internet of Everything eine bedeutende Rolle spielen werde. Monterde nannte hier schnell ein neues Buzzword für den Trend: Fog Computing.

Was machen mit all den Daten?

Fog Computing sei dem Cloud Computing sehr nahe. Es ist quasi eine Vorstufe zur Cloud. Fog Computing verarbeitet all die Daten, die im IoE von Sensoren, Maschinen und verschiedenen Geräten generiert werden, noch bevor sie zum eigentlichen Empfänger gelangen.

Denn "Es kommen unheimliche Datenmengen zusammen, die nur lokale Signifikanz haben und nicht zu einer zentralen Einheit wie der Cloud müssen", ergänzte Pascal Tscharner seinen Kollegen aus Rolle. "Fog Computing bildet eine zentrale Intelligenz inmitten der Datenwolke. Sie lässt wichtige Entscheidungen dezentral laufen."

Router werden zu Servern

Technisch sieht das Ganze so aus, dass es eine Basisplattform gibt, die das Routing übernimmt. Auf die Basis packt Cisco dann Apps, die Daten verarbeiten und kaskadiert weitergeben. Je nach Qualität und Kosten eines Sensors kann das schon im Sensor selbst passieren.

Andernfalls übernimmt der Router die Aggregation und Verarbeitung der Sensordaten. Der Router wird so quasi zum Server – was er in einzelnen Fällen heute schon ist; Chris Martin nannte als Beispiel die Cisco Blade Server. Die Server-Router erhalten ein eigenes Betriebssystem. Eine Variation von IOS, genannt IOX. Im IoE-Center in Berlin werde derzeit intensiv an dem Thema gearbeitet.

Das vollständige Tech Radar mit allen wichtigen Trends für 2015 veröffentlicht Cisco am 11. Dezember 2014 anlässlich des 30. Geburtstags des Unternehmens.