Mobile-First Office

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Uhr | Aktualisiert
von Christof Zogg, Leiter E-Business bei den SBB

Seit einem halben Jahr pendelt Christof Zogg täglich im öffentlichen Verkehr. Um die Zeit im Zug möglichst produktiv zu nutzen, hat er Equipment und Verhaltensweisen bis ins Detail optimiert. Hier beschreibt er die wichtigsten Tipps für Power-Pendler.

Christof Zogg, Director Digital Business bei den SBB und Jurypräsident der Kategorie "Young & Wild". (Quelle: Microsoft)
Christof Zogg, Director Digital Business bei den SBB und Jurypräsident der Kategorie "Young & Wild". (Quelle: Microsoft)

Seit dem letzten halben Jahr verbringe ich täglich berufsbedingt rund 3 Stunden im Zug. Bei gelegentlichen Stellwerkstörungen, Tieren in Gleisnähe und oder gezogenen Handbremsen kommen noch ein paar Minuten dazu. Doch insgesamt erfreut sich der Pendler im öffentlichen Verkehr grosser Pünktlichkeit und vor allem daran, die Zeit im Zug produktiv nutzen zu können. Genau diese Produktivität kann bei entsprechender Erfahrung und mit entsprechendem Equipment erheblich gesteigert werden.

Ich packe i min Rucksack…

Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, braucht ein Mobile Worker zunächst einmal ein gefüttertes Tragesystem mit grosser Ladekapazität. In dieses verstaut er neben Laptop samt passendem Stromadapter eine amperestarke mobile Stromversorgung sowie einen Kopfhörer mit Geräuschreduktion.

Für den Fall von Turnschuhverbindungen (weniger als 3 Minuten Umsteigezeit) ist dabei ein Rucksack einer Tragtasche eindeutig vorzuziehen. Leider sieht man mit den meisten Modellen aus wie eine Mischung zwischen gymnasialen Vollnerd und Basejumper in Lauterbrunnen. Das ästhetisch bisher verträglichste Modell fand ich bei Eastpak. Hinweise für elegantere Alternativen werden reich belohnt. Solcherart gepackt gilt es nun, den richtigen Zug beziehungsweise den richtigen Wagen anzusteuern. Am produktivsten lässt es sich fraglos in den Ruhewagen der 1. Klasse arbeiten. Wer sich nur 2. Klasse gönnen mag, dem seien zumindest die Viererabteile gleich rechts neben der Türe empfohlen.

Dort ist in der Regel die einzige Stromversorgung untergebracht. Im Ruhewagen visiert man wegen der Ellbogenfreiheit am besten einen der Sitze in den Zweierabteilen rechts des Ganges an. Keine völlige Klarheit herrscht bezüglich der Benimmregeln im Ruheabteil. Während tolerantere Mitreisende einen gewissen Lärmpegel akzeptieren, reklamieren militantere Mitpassagiere bereits bei Kurzgesprächen im Flüsterton im noch stehenden Zug. Klar ist: Individuen in Flirtlaune oder Businessleute in Verhandlungssituationen sollen sich bitte einen anderen Wagen suchen. Wem es aufgrund der Fahrgeräusche immer noch zu laut ist, dem empfehle ich einen Kopfhörer mit aktiver Geräuschreduktion. Während es früher nur klobige Over-Ear-Modelle gab, sind heute auch hervorragende, ultraportable In-Ear-Kopfhörer erhältlich. Ich schwöre zurzeit auf ein Modell des Marktführers, das auf Deutsch übersetzt stiller Komfort heisst.

Unterwegs im Büro

Sitzt man erst mal bequem, wirft der mobile Arbeiter gleich die Internetfreigabe seines Smartphones an. Hier ein kleiner Warnhinweis: Die WLAN-Kennung ist für alle surfenden Mitreisenden sichtbar. So gilt es einerseits, grammatikalische Peinlichkeiten zu vermeiden («Denis’s iPhone»), andererseits kann man mit originellen Varianten wie «Mörgeli», «Dini Mueter» oder «Giselas und Gundulas Hundeschule» durchaus punkten. Berücksichtigt der arbeitende Pendler aber all diese Tipps, wird er sich im Zug nicht bloss unterwegs zuhause, sondern auch im Büro fühlen. – Pendler gut, alles gut? Beinahe. Nur an etwas werde ich mich wohl nie gewöhnen können: die englische Durchsage für den SBB-Speisewagen. Oder haben Sie schon jemals einen Muttersprachler «Treat yourself to a culinary break» sagen hören?

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