Software-Contest

Business-Software auf dem Prüfstand

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Was kann Business-Software leisten? Die Macher der Topsoft haben vier Anbieter zu einer Live-Demo nach Bern gerufen. Diese mussten sich und ihre Software unter Beweis stellen.

Unternehmen stehen unter Druck. Oder nicht? Am Software-Contest, organisiert von Schmid und Siegenthaler Consulting, hat Marcel Siegenthaler den starken Franken, dünne Margen und die digitale Transformation zu den grössten Herausforderungen für Schweizer Unternehmen erkoren.

Vor allem die digitale Transformation übe Druck aus, sagte er in seiner Eröffnungsrede. Doch was heisst digitale Transformation überhaupt? Laut Siegenthaler geht es darum Abläufe zu reduzieren, die heute auf Papier basieren. Wer das schaffe, könne neue Geschäftsprozesse entwickeln, die mit Papier nicht möglich wären.

Business-Software bildet die Basis der Geschäftsführung

Praktisch alle Unternehmen befänden sich bereits inmitten dieser Transformation. Einige seien etwas weiter, andere würden sich noch schwer tun. Wie gross die Defizite Schweizer Firmen sind, zeigt eine jüngst von EMC in Auftrag gegeben Studie. Nur 57 Prozent der Schweizer Firmen suchen demnach nach neuen Geschäftsfeldern. Doch Hilfe ist da: "Die Geschäftssoftware macht die digitale Transformation möglich", sagte Siegenthaler im Bernexpo Congress.

Business-Software könne noch mehr leisten. Laut Siegenthaler erfasst sie Daten, wandelt diese in Informationen um und bildet so die Basis für die Geschäftsführung.

Unübersichtlicher Markt

Das Problem dabei: Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten sowie die Flut der Fachbegriffe und Abkürzungen können für Verwirrung sorgen. "Der Markt ist sehr unübersichtlich", sagte Siegenthaler. Allein in der Schweiz gibt es derzeit gut 500 Business-Software-Anbieter mit zehn Kunden und mehr, wie ein Branchenkenner in einem Pausengespräch schätzte.

Siegenthaler möchte Licht ins Dunkel bringen. Er schrieb ein Buch mit dem Titel "Das ERP als Erfolgsfaktor im Unternehmen". Was bedeutet ERP? In seinem Buch definiert es Siegenthaler folgendermassen:

Ein Enterprise-Ressource-Planning-System, kurz ERP-System, integriert alle für ein Unternehmen relevanten Daten zur Bewirtschaftung der Ressourcen. Dazu zählen die Finanzen, Arbeitskräfte, Maschinen, Material und Zeit. Schlussendlich soll das System operative und strategische Entscheidungen ermöglichen.

Live-Demo und interaktive Fragerunde

Das klingt immer noch abstrakt. Deshalb bot Siegenthaler den Anbietern Abacus, Asseco, Myfactory und Step Ahead in Bern eine Bühne. Nach einer kurzen Firmenvorstellungsrunde stellte Siegenthaler den vieren verschiedene Aufgaben, die sie live auf dieser Bühne lösen mussten.

Siegenthaler wollte beispielsweise wissen, wie einfach Anwender Aufwandskonti budgetieren können oder wie eine Lieferantenbestellung ablaufen kann. Dazwischen gab es Raum für Fragen aus dem Plenum.

In den Frageprozess hatte sich auch ein wenig Software eingeschlichen. Da sich in der Vergangenheit kaum Teilnehmer getraut hätten, ihre Fragen im Plenum zu stellen, digitalisierten Siegenthaler und sein Team die Fragerunde.

Welche Sprachen spricht die Software?

Wissbegierige konnten mit ihren Smartphones einen QR-Code abfotografieren und über ein Webportal ihre Frage stellen. Mit oder ohne Namen. Siegenthaler und Christian Buhlmann, ebenfalls bei Schmid und Siegenthaler Consulting, richteten die Fragen dann an Abacus, Asseco, Myfactory und Step Ahead.

Eine Frage drehte sich um die Lokalisierung der Software. In welchen Sprachen  bieten die Anbieter ihre Lösung an? Alle vier bieten eine deutschsprachige Benutzeroberfläche. Bei den weiteren Landessprachen wird es schon schwieriger.

Step Ahead setzte in der Vergangenheit zwar schon einzelne Projekte in Französisch und Italienisch um, eine vollständige Übersetzung der Software fehlt aber noch. Der Anbieter arbeitet nach eignen Angaben aber an eine Redesign, dass dann auch Französisch und Italienisch umfassen soll.

Myfactory bietet Deutsch, Englisch, Französisch und in Teilen auch Italienisch. Der Vollständigkeitsgrad für Italienisch liege bei rund 60 Prozent, sagte Geschäftsführer David Lauchenauer.

Hochdeutsch ist nicht gleich Hochdeutsch

Assecos AP-Plus ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch sowie in osteuropäischen Sprachen wie Polnisch oder Ungarisch verfügbar. Zudem sei die Darstellung in Kyrillischer Schrift möglich. Selbst Mandarin sei denkbar.

Abacus bietet die Landessprachen Deutsch, Italienisch und Französisch. Da Abacus inzwischen auch in Deutschland aktiv ist, unterscheidet das Unternehmen zwischen Schweizer Hochdeutsch und dem deutschen Hochdeutsch. Es gebe da Unterschiede, sagte Raffaelle Grillo, Supporter bei Abacus.

Der Blick des Ingenieurs

Zwischen den verschiedenen Aufgaben blickte Andreas Spiess, Gründer von Arumba, mit den Augen eines Ingenieurs auf Geschäftsprozesse. Um zu verdeutlichen, wie man zu den besten Resultaten gelangt, hatte er einen kleinen Roboter mitgebracht.

Anhand des Roboters erklärte er, dass es auf dem Weg zum Resultat eindeutige Strukturen braucht. Am Anfang stehe die Frage, welches Problem man lösen wolle. Das Ziel muss also klar sein. Danach könne man sich der Signalmessung, dem Steuersignal und schliesslich dem Resultat widmen. Automatisierung helfe in diesem Prozess sehr. Ein Wink in Richtung Software.

Werberunde für die Anbieter

Zum Schluss gewährte Siegenthaler den vier Softwareanbietern Abacus, Asseco, Myfactory und Step Ahead Raum, um ihren USP aufzuzeigen, den Unique Selling Point, also ihre Einzigartigkeit, mit der sie sich von der Konkurrenz abgrenzen wollen.

Step Aheads CEO Thomas Frei sagte: "Wir holen aus einer Oberfläche möglichst viele Informationen heraus." Im Anschluss ging er im Schnelldurchgang nochmals etliche Funktionen seiner Software Steps durch.

Myfactorys Einzigartigkeit liegt nach Meinung David Lauchenauers im Cloud-Ansatz. Als Cloud-ERP biete Myfactorys Lösung viele spezielle Funktionen, die vollständig integriert seien.

Asseco schwört auf Transparenz. Die Stärke der Software AP-Plus: Daten schnell wiederfinden, den Anwender aber nicht mit Informationen überladen, sagte Markus Reichl.

Raffaelle Grillo von Abakus nannte Mobility als unschlagbares Verkaufsargument. Zum Beweis demonstrierte er die App Abaclik 2.0, die Zeiterfassung und Spesenabrechnung mit direkter Anbindung an das ERP-System auf dem Smartphone ermöglichen soll. 

2016 wird es wieder einen Software-Contest geben. Das Thema verriet Siegenthaler aber nocht nicht.

Webcode
2289