Statistik des Bundes

So geht die Schweiz ins Internet

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Immer mehr Schweizer Haushalte haben einen privaten Zugang zum Internet. Doch wie nutzen Schweizer das Web? Eines ist sicher: Der Desktop-PC verliert.

83 Prozent aller Schweizer Haushalte verfügen über einen eigenen Internetzugang. Das sind rund 3 Millionen Haushalte, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt.

Zwischen 2010 und 2014 kletterte diese Zahl um 6 Prozentpunkte. Je nach Haushaltsgrösse, Zusammensetzung der Bewohner und Lebensstandard gibt es aber grosse Unterschiede.

Sprachregionen nähern sich an

Während nur 66 Prozent der Einpersonenhaushalte einen privaten Internetzugang haben, liegt der Anteil der Haushalte mit mindestens vier Personen und eigenem Zugang bei 99 Prozent. 98 Prozent der Haushalte mit einem oder mehr Kindern hängen am Netz. Bei den kinderlosen Haushalten sind es nur 75 Prozent. Dieser Unterschied war auch 2010 ähnlich markant. Damals waren es 96 Prozent versus 71 Prozent.

Geografisch betrachtet gibt es hingegen kaum noch Unterschiede. Lag das Tessin 2010 noch deutlich hinter der Deutsch- und Westschweiz zurück, sind jetzt alle Sprachregionen auf einem ähnlichen Niveau. Im Tessin hatten im vergangenen Jahr 77 Prozent der Haushalte einen Internetzugang. 2010 waren es nur 65 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil der Zürcher Haushalte mit Zugang lag 2014 bei 88 Prozent.

Der Schmalbandanschluss verlor zwischen 2010 und 2014 massiv an Bedeutung. Die Zahl der Schmalbandzugänge lag 2014 praktisch bei null. Das Bundesamt für Statistik sieht die Gründe dafür im raschen technologischen Fortschritt und dem wachsenden Dienstleistungsangebot im Netz, das nicht ohne Breitbandanschluss genutzt werden kann.

Mehr Kabel-Anschlüsse

In dem Zusammenhang verliert auch der ADSL-Zugang zunehmend an Stellenwert. Nur noch 55 Prozent der Haushalte nutzten im vergangenen Jahr ADSL. Die Zahl der Kabel-TV-Anschlüsse kletterte dafür um 8 Prozentpunkte auf 31 Prozent.

Im Tessin ist die Zahl der ADSL-Anschlüsse derweil noch deutlich höher. Unter den Tessiner Haushalten nutzten 73 Prozent einen ADSL-Zugang. In der Westschweiz waren es 63 Prozent und in der Deutschschweiz 53 Prozent.

Bei den Kabel-TV-Anschlüssen liegen Zürich und die Nordwestschweiz vorn. Beide Regionen kamen auf 40 Prozent. In der Ostschweiz verfügten 25 Prozent und in der Region Genfersee 24 Prozent über einen Kabel-Anschluss.

Massive Zunahme mobiler Zugänge

2014 nutzten 60 Prozent aller Haushalte einen mobilen Breitbandzugang. 2010 waren es nur 26 Prozent! Die Entwicklung vollzog sich allerdings nicht einheitlich. Es gibt starke soziodemografische Unterschiede.

73 Prozent der Haushalte mit vier Personen oder mehr hatten einen mobilen Zugang. 2010 waren es nur 21 Prozent. Bei den Haushalten mit einem oder mehr Kindern kletterte die Zahl mit mobilem Internetzugang von 28 auf 71 Prozent.

Bei den kinderlosen Haushalten stieg sie von 25 auf 52 Prozent. Vor allem der Zusammenhang zwischen Anzahl Personen und Kindern sei ausschlaggebend schreibt das Bundesamt für Statistik. Wirtschaftliche Faktoren würden keine Rolle spielen.

Desktop gerät ins Abseits

Angesichts dieser Entwicklung verwundert es nicht, dass Mobiltelefone zu den am häufigsten genutzten Geräten zählen, mit denen Schweizer ins Internet gehen. 79 Prozent der Internetnutzer verwendeten 2014 ein Mobiltelefon oder Laptop. Der Desktop-PC sackte auf 57 Prozent ab. 2010 nutzten noch 69 Prozent der Schweizer einen Desktop-Rechner. Laptops kamen damals auf 68 und Mobiltelefone auf 35 Prozent.

2014 kam zudem in 47 Prozent der Haushalte ein Tablet, in 35 Prozent eine Spielkonsole und in 16 Prozent ein Smart-TV zum Einsatz. Vergleichszahlen gibt es keine. 2010 erhob das Bundesamt diese Geräte nicht.

Insgesamt kletterte auch die Zahl der Geräte pro Haushalt. 96 Prozent der Haushalt mit drei oder mehr Personen verwendeten 2014 mehrere Geräte, um ins Internet zu gehen. Bei den Einpersonenhaushalten waren es 77 Prozent und bei den Haushalten mit Kindern ebenfalls 96 Prozent.

Mangelndes Wissen und wenig Vertrauen

Die Zahl der Haushalte ohne Internetzugang sank von 23 auf 17 Prozent. 83 Prozent dieser Gruppe gab an, keinen Internetzugang zu wollen oder zu benötigen. Die Zahl der Haushalte, die keinen Zugang haben, weil ihnen die nötigen Kenntnisse fehlen, stieg um 11 Prozentpunkte auf 51 Prozent.

29 Prozent der Haushalte ohne Zugang gaben mangelndes Vertrauen in die Technologie als Grund für ihr "Offline-Dasein" an. Das Bundesamt für Statistik merkt jedoch an, dass die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen seien. Sie würde nur die Gruppe ohne Zugang betreffen.

Die digitale Kluft

Die Zahl der Internetnutzer ab 15 Jahren legte weiter zu. Zwischen 2010 und 2014 stieg sie von 78 auf 84 Prozent. 88 Prozent waren Männer und 80 Prozent Frauen. Die Differenz zwischen den Geschlechtern ging um 4 Punkt zurück, da die Zahl der weiblichen Nutzer stärker anstieg als die der männlichen.

Unter den Schweizern ab 25 Jahren mit Hochschulbildung nutzten 98 Prozent das Internet. Der Wert veränderte sich praktisch nicht. Bei Schweizern ab 25 ohne höhere Ausbildung lag die Zahl der Nutzer bei 50 Prozent. Im Vergleich zu 2010 stieg die Zahl um 17 Prozentpunkte.

Nur ein Viertel der über 75-Jährigen geht ins Netz

Die grösste Nutzergruppe bilden unter 45-Jährige. Sie machten im vergangenen Jahr 99 Prozent aller Schweizer Internetnutzer aus. Unter den 55-64-Jährigen surften 80 Prozent im Netz. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als 2010.

Der Anteil der Nutzer unter den 65- bis 74-Jährigen kletterte um 17 Prozentpunkte auf 62 Prozent. Schweizer ab 75 zieren sich hingegen noch. Nur ein Viertel dieser Gruppe bewegte sich im Internet.

Lernen im Internet

Bei dem Blick auf die Aktivitäten stand 2014 die E-Mail an erster Stelle. 94 Prozent der Nutzer tauschten E-Mails aus. 2010 sah das mit einem Wert von 93 Prozent kaum anders aus.

Die Zahl der Nutzer, die im Internet nach Informationen über Waren oder Dienstleistungen suchten, kletterte von 73 auf 79 Prozent. Fast 80 Prozent der Nutzer stiegen in die Tiefen des Netzes, um etwas zu lernen. 2010 waren es derer 73 Prozent.

Die Suche nach Gesundheitsinformationen gewann deutlich an Popularität. 2010 suchten 55 Prozent der Nutzer nach Gesundheitsthemen, 2014 waren es 64 Prozent.

Mehr Streaming

Zwei Drittel der befragten Nutzer gaben an, online Produkte gekauft zu haben. Das entspricht einem Zuwachs von 12 Prozentpunkten. 59 Prozent der Schweizer Internetnutzer verwendeten Onlinebanking. 2010 waren es 50 Prozent.

Das Streaming von Filmen und Videos legte ebenfalls zu. 60 Prozent schauten 2014 Filme oder Videos im Netz. 2010 waren es nur 44 Prozent. Musikhören und Download sowie Radio- und TV-Konsum über das Netz kletterten von 40 auf 50 Prozent.

47 Prozent der Nutzer gaben an, sich in sozialen Netzen zu bewegen. 2010 waren es 37 Prozent. Die Nutzung von Peer-to-peer-Netzen stieg um 8 Prozentpunkte auf 20 Prozent.

Ausserdem informierten sich mehr Schweizer zu Abstimmungen und Wahlen im Internet. Die Zahl stieg von 32 auf 42 Prozent. Ihre Meinung äussern wollen trotzdem nur wenige. Die Zahl der Nutzer, die im Netz zu politischen Themen diskutieren, blieb praktisch unverändert bei 8 Prozent.

Das Bundesamt für Statistik führt seit 2010 periodisch die Erhebung "Omnibus IKT" durch. Das Bundesamt befragt 3000 Haushalte und misst die Verbreitung und Nutzung des Internets in den Schweizer Haushalten. Die Erhebung hält sich an die methodischen Standards der von den EU-Mitgliedstaaten durchgeführten Erhebung über den ICT-Gebrauch bei Haushalten und Individuen. 

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