Dacadoo-COO am Healthinar

"Mit oder ohne uns: Gesundheits-Apps werden sich durchsetzen"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Am zweiten Healthinar ging es um die digitalen Trends im Gesundheitswesen. Laut Manuel Heuer, COO von Dacadoo, können Gesundheits-Apps einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitswesen leisten.

Fast alle Branchen sind von den Umbrüchen durch die Digitalisierung betroffen. Ganze Geschäftsmodelle werden infrage gestellt. Auch das Gesundheitswesen bildet hier keine Ausnahme, auch wenn die Entwicklungen hier etwas zeitversetzt einsetzen. Die Veranstaltungsreihe Healthinar, organisiert vom gleichnamigen Beratungsunternehmen, informiert über die grossen Trends.

Die zweite Auflage des Healthinars fand am Freitag, dem 18. September, im Impact Hub in Zürich statt. Im Partyraum des Start-up-Zentrums fanden sich die Gäste zu vier Workshops ein. Diese behandelten die Themen Social Media, Gesundheits-Apps und verschiedene Aspekte der digitalen Transformation im Gesundheitswesen.

Bildsprache in digitalen Medien

Den ersten Workshop leitete Esther Stüdli, Geschäftsführerin von Stern-Design. In ihrem Eröffnungsreferat warb sie für eine veränderte visuelle Kommunikation im Gesundheitswesen. Die ständig lächelnden Ärzte und Patienten aus Imagebroschüren seien nicht mehr zeitgemäss.

Auch böten die digitalen Kanäle noch weitere Formen der Sinnesansprache. So sei es einfach, bewegte Bilder und Ton miteinander zu kombinieren. Bedingt durch die kurze Aufnahmespanne der Konsumenten in Onlinemedien müssten die Beiträge den Betrachter sofort in den Bann ziehen. Anhand einer fiktiven Kampagne für ein Herz-Check-up erprobten die Anwesenden, wie Bilder und Schlagwörter zusammenspielen und welche Wirkung sie im Wechselspiel entfalten können.

Gesundheits-Apps auf dem Vormarsch

Manuel Heuer, COO des Schweizer Start-ups Dacadoo, informierte die Anwesenden im Anschluss über die neuesten Entwicklungen bei den Gesundheits-Apps. Dacadoo entwickelte eine Software, mit der die persönliche Gesundheit anhand eines Gesundheitsindex ermittelt werden kann. Unter anderem finanzierte Samsung das Jungunternehmen.

Durch die Alterung der Welt und den zunehmenden Bewegungsmangel könnten in den nächsten Jahren die Gesundheitsausgaben nahezu explodieren, sagte Heuer. Mit dem Ausspruch "Sitzen ist das neue Rauchen" brachte er diese Entwicklung auf den Punkt. Auch in Europa und in der Schweiz würden sich die Menschen immer weniger bewegen und mehr Speck ansetzen.

Das Gesundheitssystem in der Schweiz sei auf die Behandlung von aktuellen und chronischen Krankheiten fokussiert. Heuer zufolge müsste aber viel mehr im Bereich Prävention und Rehabilitation angesetzt werden, um die Kosten bei der Behandlung von Krankheiten reduzieren zu können. Gerade durch Gesundheits-Apps ergebe sich hier ein grosses Potenzial.

Moderne Gesundheits-Apps würden auch viel mehr bieten als nur das einfache Zählen und Darstellen von Schritten. Durch die Analyse aller zur Verfügung stehenden Daten seien sie immer mehr in der Lage, als individualisierte Gesundheitsratgeber zu wirken. Die Gesundheits-Apps hätten das Potenzial, langfristig die Lebensweisen von Menschen positiv zu beeinflussen, zeigte sich Heuer überzeugt.

Motivation ist der entscheidende Faktor

Das Hauptproblem der Gesundheits-Apps oder -Wearables sei es, die Nutzer über einen langen Zeitraum am Ball zu behalten. Viele Fitness-Armbänder würden daher schon nach wenigen Monaten wieder in der Schublade verschwinden. "Wir haben auch noch keine abschliessende Antwort, wie wir die Nutzer langfristig motivieren können", sagte Heuer.

Seiner Meinung nach ist es daher entscheidend, dass die Gesundheitslösungen in ein grösseres Ökosystem eingebunden sind. Ein Beispiel wären individuelle Prämienmodelle bei Krankenkassen, die sich nach den Messwerten der Gesundheits-Tracker orientieren. Auch Gamification oder die Anbindung an soziale Netzwerke könnten je nach Nutzertyp zu einer höheren Motivation führen. "Es können aber nie alle Leute abgeholt werden", fügte Heuer einschränkend hinzu.

Trend zu Gesundheits-Apps beginnt erst richtig

Den Gesundheits-Apps prognostiziert er eine goldene Zukunft, und in wenigen Jahren werden diese den Durchbruch schaffen. Dies unterstrich Heuer mit der Aussage: "Gesundheits-Apps kommen, ob nun mit oder ohne uns." Sollte es Dacadoo nicht schaffen, würden andere Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgreich sein, denn der Trend sei nicht aufzuhalten. Einen weiteren Beweis sah er darin, dass schon grosse Player wie Google oder IBM auf den Trend aufgesprungen seien.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen und der zunehmende Einsatz von Mobile-Technologien werden die Branche stark verändern, war den Vorträgen der Referenten zu entnehmen. Das Potenzial für Einsparungen sei enorm und auch die Effizienz könne erheblich gesteigert werden. Nicht zuletzt habe dies auch positive Auswirkungen auf die Patienten, deren Wohl im Zentrum aller Überlegungen stehen sollte.

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