Verschlüsselte Kommunikation

Threema in den Wirren des IS

Uhr | Aktualisiert
von Coen Kaat

Laut der Sonntagszeitung setzt die Terrormiliz IS auf die verschlüsselte Kommunikations-App Threema. Das Fedpol und der NDB sollen daher bereits die Nutzerdaten einfordern. Threema dementiert jedoch.

(Quelle: Flickr / Yuri Samoilov / CC BY 2.0)
(Quelle: Flickr / Yuri Samoilov / CC BY 2.0)

"Seriously Secure Messaging" – Mit diesem Slogan wirbt die Schweizer Kommunikations-App Threema um Kunden, die auf den Schutz ihrer privaten Daten pochen. Die App verwendet eine End-to-End-Verschlüsselung. Mit dieser garantiert das Unternehmen seinen Nutzern, dass niemand die Nachrichten lesen könne, ausser der dafür vorgesehene Empfänger.

Dieses Versprechen erweckte aber auch das Interesse einer anderen Klientel. Gemäss einem Bericht der Sonntagszeitung setzt die Terrororganisation IS auf die App. Die Zeitung beruft sich auf Daten des Middle East Media Research Institute. So könne man in dschihadistischen Handbüchern viel Lob über Threema finden.

Nun sollen die Bundesbehörden bereits vor Threemas Türen stehen. So wollen etwa das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) die Schlüssel und die Nutzerinformationen von Threema, wie die Zeitung berichtet.

Eine anonyme Quelle soll der Zeitung bestätigt haben, dass zumindest eine Anfrage des Fedpol bei Threema vorliegt. Die Sonntagszeitung weiss laut dem Bericht jedoch nicht, wann diese einging. Die Zeitung spekuliert auf einen Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris vom 13. November 2015.

Threema schlägt zurück – gegen die Sonntagszeitung

Die Verantwortlichen der App äusserten sich in einer Mitteilung zu dem Artikel. Der Beitrag "stellt verschiedene Behauptungen auf, die nicht den Tatsachen entsprechen", schreibt das Unternehmen mit Sitz in Pfäffikon (SZ).

Es gebe keinerlei Beweise dafür, dass der IS bei der Koordinierung der Pariser Anschläge Threema verwendet habe. Auch seien Herkunft und Relevanz der erwähnten Handbücher "völlig unklar". Laut der Mitteilung empfehlen diese auch andere Kommunikationsmittel, darunter Swisscom IO, Telegram oder Facetime.

Abschliessend teilt das Unternehmen noch mit, dass weder das Fedpol noch der NDB Daten oder die Schlüssel gefordert hätten. Mit dem geltenden Bundesgesetz betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Büpf) sind Unternehmen wie Threema nicht verpflichtet, eine Vorratsdatenspeicherung zu machen. Dies könne sich aber mit der Revision ändern, schreibt die Sonntagszeitung. Dann könnten die Behörden auch direkt auf die Server zugreifen.

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