WWDC16

Apple überrascht Entwickler

Uhr | Aktualisiert
von Daniel Estermann, CEO, Appculture

An seiner 27. Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple die Software in den Vordergrund gerückt. Apple zeigte zahlreiche Neuerungen für seine Betriebssysteme und überraschte die Entwickler mit einigen Neuheiten.

Bereits zum 27. Mal hat Apple die Entwickler Community zur Worldwide Developer Conference nach San Francisco eingeladen. Eröffnet wurde die Konferenz mit der traditionellen Keynote am Montag, in der Apple die wichtigsten Neuerungen vorstellte. Über 5000 Entwickler, Journalisten und geladene Gäste fanden sich am Montagabend im Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco ein, um die neuesten Ankündigungen von Apple live zu erfahren. Wer keines der begehrten Tickets ergattert hatte, konnte sich via Live Stream zuschalten.

Apple Chef Tim Cook startete die Konferenz mit einer Schweigeminute im Gedenken an das Orlando-Massaker bei dem über 50 Personen Opfer eines Attentäters wurden. Danach beeindruckte Cook mit einigen Zahlen: Nicht weniger als 13 Millionen registrierte Apple-Entwickler programmierten in den 8 Jahren seit Eröffnung des App Stores über 2 Millionen Apps, die über 130 Milliarden Mal heruntergeladen wurden. Über 50 Milliarden US-Dollar hätte die Entwickler-Community bisher damit verdient.

Cook betonte, wie wichtig die Entwickler für Apple seien: Nur zusammen mit ihnen könne Apple das Ziel verwirklichen, Produkte zu entwickeln, die das Leben der Menschen verbessern und bereichern sollen. Dafür entwickelte Apple seine vier Plattformen Watch OS, iOS, TV OS und Mac OS (ehemals OSX) konsequent weiter.

Apple öffnet sich weiter

In den zwei Stunden der Keynote präsentierten Apples Softwarechef Craig Federighi und weitere Apple Expontenten ein Feuerwerk an neuer Software und Möglichkeiten. An der Keynote zur WWDC 2014 überraschte Apple viele Entwickler mit der Möglichkeit überrascht, fremde Apps mit eigenen Funktionen zu erweitern, den sogenannten Extensions.

Diese Öffnung setzt Apple nun mit Integrationen für Siri, Maps und Messages fort und geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: iMessage erhält seinen eigenen "Mini-App Store" und wird dadurch zu einer weiteren Plattform. Schon länger ist bekannt, dass sich Benutzer die meiste Zeit in nur wenigen Apps aufhalten. Die Mini-Apps sollen diesem Trend gerecht werden.

Ein weiteres Zeichen der Öffnung: Mit iOS 10 lassen sich nun von Haus aus mitgelieferte Apps wie Mail oder Maps entfernen. Der Vorteil für Apple liegt ebenfalls auf der Hand: via App Store können diese Apps nun schneller und einfacher aktualisiert werden.

Apple Pay vereinfacht auch Online Shopping

Wie erwartet kommt Apple Pay auch in die Schweiz. Erste Partner sind die Cornèrbank, Swiss Bankers und Bonus Card. Im weiteren wird Apple Pay künftig auch das Bezahlen im Web Shop erleichtern — vermutlich aber nur in Apples eigenem Browser Safari auf dem Mac und auf iOS-Geräten.

Damit erhalten nun bestehende Schweizer Lösungen wie Twint/Paymit oder Mobino Konkurrenz. Sie sind zwar betreffend Plattformunabhängigkeit im Vorteil, stehen aber Punkto Einfachheit und Geschwindigkeit in der Anwendung hinter Apple Pay zurück.

Das iPhone hervorzunehmen geht ähnlich schnell wie die Kreditkarte zu zücken — nur dass man das Portemonnaie gar nicht mehr dabei haben muss. Sieger bezüglich Geschwindigkeit ist aber klar die Apple Watch: Weil man die virtuelle Bezahlkarte immer am Handgelenk trägt, genügt ein Doppel-Klick auf den unteren Knopf zur sicheren Zahlungs-Freigabe. Dann noch die Uhr an das Terminal halten und schon spürt man die Bestätigung per Vibration.

Allerdings unterstützt Apple Pay nicht nur das Bezahlen am Verkaufspunkt. Ebenso wichtig wird Apples Lösung unseres Erachtens nach auch für das Bezahlen in Webshops oder in mobilen Shopping Apps. Denn mit Apple Pay ist der Weg zum Check-out so simpel wie mit keinem anderen System. Es müssen keine Kreditkarten- oder Login-Daten eingetippt, sondern nur eine vorgeschlagene Standard-Lieferadresse akzeptiert und mittels Fingerabdruck die Zahlung ausgelöst werden (bei Bezahlungen ab Mac ist dazu noch ein iPhone notwendig). Einfacher gehts nicht!

Schweizer Online-Händler sollten sich also bereits diesen Sommer mit dem Thema befassen, um die notwendigen Shop-Anpassungen noch vor dem Weihnachtsgeschäft ausrollen zu können.

Nachziehen mit Google im Bereich Künstliche Intelligenz (AI)

Im Vorfeld der WWDC, inbesondere nach Googles Entwicklerkonferenz I/O wurden in den Medien kritische Stimmen laut, dass Apple beim aktuellen AI-Trend nicht mithalten könne, weil sie sich ganz dem Schutz der Privatsphäre des Benutzers verschrieben haben. In der Tat lässt Apple auch keine Gelegenheit aus, diesen Vorteil medial auszuschlachten.

Nun möchte Apple zeigen, dass sich AI und Privatsphäre verbinden lassen und präsentierte dazu neue Methoden, wie etwa jene der Differential Privacy. Vereinfacht gesagt wird dabei den Benutzerdaten ein Rauschen hinzugefügt, das deren Analyse nur gering beeinflussen, den Rückschluss auf einzelne Datensätze aber unmöglich machen soll.

Entwicklern ist Apples AI zugänglich durch eine neue Schnittstelle mit dem klingenden Namen "Basic Neural Network Subroutines". Vorerst scheint diese jedoch vor allem auf die Bilderkennung spezialisiert zu sein.

Persönlicher Eindruck unserer Entwickler vor Ort

Die Konferenztage mit über 100 Sessions und 150 Labs sollen den anwesenden Ingenieuren die Gelegenheit bieten, sich im Dialog mit über 1000 Apple-Mitarbeitern detailliert zu informieren. Gleich zwei unserer Entwickler hatten – dank Losglück – das Vergnügen, die Keynote live verfolgen zu können. "Das nächtliche Anstehen hat sich gelohnt", sagte Yves Landert, Co-Gründer und Head of Innovation & Technology bei Appculture, nach der Konferenz. "Wir konnten uns in der dritten Reihe, gleich hinter geladenen Gästen und der Presse platzieren. Die Live-Atmosphäre im Saal ist schon sehr speziell, irgendwie aufregend und inspirierend zugleich."

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