Bechtles Strategie in der Schweiz

Bechtle will sich wieder auf Kunden und Partner konzentrieren

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von Christoph Grau

Seit 2010 ist Thomas Olemotz Vorstandsvorsitzender von Bechtle. Im Rahmen des Bechtle IT-Forums in Regensdorf sprach er über die Strategie des Unternehmens in der Schweiz. Er gestand ein, dass Bechtle in den letzten Jahren bei der Transformation Fehler gemacht hat. Die Richtung stimmt für ihn aber.

Seit 20 Jahren ist Bechtle in der Schweiz aktiv. Die Schweiz war der erste Auslandsmarkt für das Unternehmen. Heute noch ist die Schweiz nach Deutschland der zweitgrösste Markt.

In den letzten Jahren entwickelte sich das Geschäft hierzulande aber langsamer als erwartet. Mit dem vor zwei Jahren angekündigten Umbauprogramm "Schweiz 2020" soll sich das ändern.

Am Bechtle IT-Forum in Regensdorf Mitte Juni sprach Bechtles Vorstandsvorsitzender Thomas Olemotz mit der Redaktion. Er erklärte, wie es mit Bechtle in der Schweiz weitergeht.

Veränderungen waren nötig

Für Bechtle sei die Schweiz ein "sehr, sehr wichtiger Markt", sagte er. Mit der Entwicklung Bechtles in der Schweiz in den vergangenen Jahren sei er jedoch nicht ganz zufrieden gewesen. Vor allem die Systemhäuser entwickelten sich langsamer als erwartet. Im Bereich E-Commerce sei Bechtle Schweiz hingegen gut aufgestellt.

Da die Systemhäuser aber stärker im Blick der Öffentlichkeit stünden, sei der Eindruck erweckt worden, dass Bechtle in der Schweiz schwächle. Bechtle Schweiz umfasse aber mehr als das Systemhausgeschäft. Olemotz hob die Töchter ARP, Comsoft Direct und Bechtle Direct hervor. Deren Entwicklung sei gemäss den Erwartungen der Unternehmensleitung verlaufen.

Ein Umbau soll die einzelnen Standorte der Systemhäuser in der Schweiz besser vernetzen. Mit der Strategie einer "vernetzten unternehmerischen Dezentralisierung" sei Bechtle in Deutschland sehr erfolgreich gewesen. Das soll auch in der Schweiz funktionieren.

Weiterhin sollen für die Kunden die Kompetenzen von Bechtle stärker hervorgehoben werden. "Wir wollen zeigen, wofür Bechtle insgesamt steht und welche Lösungen wir für Kunden bereitstellen", sagte Olemotz.

Silo-Denken aufbrechen

Für Olemotz ist "Schweiz 2020" kein Sanierungsprogramm. "Es ist nicht unser Ziel, Personal zu reduzieren", hob er hervor. Das Unternehmen will auch weiterhin das komplette Angebot in der Schweiz bereithalten. Dazu sollen die Kompetenzen gebündelt werden, um die Schweizer Töchter für die Zukunft konkurrenzfähig aufzustellen.

Vor allem das "Silo-Denken" soll aufgebrochen werden. Wenn ein Systemhaus etwa eine Kompetenz aufgebaut habe, dann soll diese auch allen anderen Schweizer Kollegen zur Verfügung stehen, betonte Olemotz.

In Deutschland sei diese Umstellung kein einfacher Prozess gewesen. Dort habe Bechtle mehrere Regionen und Bundesländer zu sogenannten Clustern zusammengeschlossen. Dieses kooperative Prinzip könne auf die Schweiz übertragen werden, sagte Olemotz weiter. "Nicht jedes Haus muss jede Kompetenz zu jeder Zeit vorhalten."

Festhalten am eingeschlagenen Weg

In den zurückliegenden Monaten kam es zu auffällig vielen personellen Abgängen bei Bechtle. Beispielsweise musste der Leiter der Systemhäuser Basel, Bern und Zürich, Andreas Rubinski, nach wenigen Monaten im Amt schon wieder gehen. Zudem verliess Anfang 2015 ein ganzes Team von 10 Mitgliedern geschlossen den Standort Regensdorf.

Ungeplante personelle Veränderungen während eines Reorganisationsprozesses lassen sich laut Olemotz nicht vermeiden. Der Abgang des ganzen Teams in Regensdorf habe dem Unternehmen aber "sehr wehgetan", sagte er.

Zudem räumte Olemotz ein, dass Bechtle in den letzten zwei Jahren auch Fehler gemacht hat. Von Rückschlägen lasse sich das Unternehmen aber nicht vom Weg abbringen. Olemotz glaubt fest an die Zukunftsfähigkeit von Bechtle in der Schweiz.

Noch sei man nicht am Ziel. Laut Olemotz wird es noch eine Weile dauern, bis alle Veränderungen greifen. Auf diesem Weg werde es immer wieder Rückschläge geben. Olemotz ist jedoch überzeugt, dass die nun eingeschlagene Richtung für Bechtle Schweiz die richtige ist.

Ende mit der Selbstbeschäftigung

Die grössten Veränderungen seien nun ohnehin abgeschlossen. Laut Olemotz soll der Fokus von der Veränderung der internen Prozesse wieder mehr auf die Kunden und Partner umschwenken. Die Kunden sollen davon überzeugt werden, dass Bechtle ein zuverlässiger Partner in der Schweiz ist.

Gleichzeitig kündigte Olemotz an, in der Schweiz weiter wachsen zu wollen und dies nicht nur organisch. Auch Zukäufe seien eine Option. Mit der Übernahme von Steffen Informatik machte das Unternehmen nun einen ersten Schritt in dieser Richtung.

Warum hat Bechtle gerade jetzt Steffen Informatik gekauft?

Thomas Olemotz: Steffen Informatik ist ein exzellentes Unternehmen, das uns hervorragend ergänzt. Akquisitionen sind grundsätzlich und immer Teil unserer Wachstumsstrategie – das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Österreich und Deutschland. Ergeben sich solche Chancen, dann nutzen wir diese auch.

Bringt der Zusammenschluss mit Steffen Informatik nicht wieder Unruhe ins Unternehmen?

Nein, im Gegenteil. Ich glaube, dass alle Seiten von diesem Zusammenschluss profitieren. In jeder Hinsicht ist dieser Zukauf ein Gewinn, was uns im Nachgang nicht nur vom Markt und den Herstellern, sondern auch von unseren eigenen Mitarbeitern bestätigt wurde.

Welche Auswirkungen wird es auf die Standorte von Bechtle in der Schweiz haben? Wird es Stellenstreichungen geben?

Stellenstreichungen sind nicht vorgesehen. Es ist eine klare Verstärkung und Ergänzung der Standorte und Teil unserer "Vorwärtsstrategie" in der Schweiz.

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