Wild Card

End User Computing am Ende?

Uhr
von Daniel Liebhart

Die IT-Kompetenz des durchschnittlichen Mitarbeitenden steigt stetig. Trotzdem unterhalten wir nach wie vor grosse ­Abteilungen, die für die Bereitstellung und den Support von Standard-PC-Arbeitsplätzen zuständig sind.

Daniel Liebhart
Daniel Liebhart

Das Bundesamt für Statistik belegt anhand mehrerer Messgrössen, die als Indikatoren für die Informationsgesellschaft gelten, die zunehmende IT-Kompetenz der Bevölkerung. Knapp 89 Prozent aller Schweizer Haushalte verfügten bereits 2013 über einen Computer, mehr als 25 Prozent besitzen derer zwei und 24 Prozent sogar drei. Dazu kommt eine Vielzahl anderer Geräte wie Handys, Drucker, Gamekonsolen und andere, die unter dem Begriff «ICT-Ausstattung» zusammengefasst werden. Heute werden es nicht weniger sein – nur sind sie jetzt weit besser miteinander verbunden. Das Einrichten, Konfigurieren und Vernetzen dieser Gerätschaften gehört heute zu den normalen Aufgaben, die das tägliche Leben so mit sich bringt.

BYOD keine Lösung?

Es wäre also zu erwarten, dass Unternehmen diese Kompetenz zunehmend nutzen. Die schleppende Verbreitung von BYOD (Bring your own Device) in Schweizer Unternehmen spricht jedoch eine andere Sprache. International kann von einem Abflauen der BYOD-Euphorie gesprochen werden. So ergab eine Onlineumfrage des Branchenverbandes «CompTIA» sogar, dass immer mehr Unternehmen die Verwendung eigener Geräte für die Arbeit verbieten. Während im Jahr 2013 lediglich 34 Prozent aller Firmen BYOD ausschlossen, waren es im Jahr 2015 bereits 53 Prozent.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von der Zunahme der Risiken über die Schwierigkeiten des MDM (Mobile Device Management) bis hin zur Enttäuschung bezüglich der erwarteten Kostenersparnis. Da liegt es auf der Hand, dass viele Unternehmen am bewährten Standard-IT-Arbeitsplatz festhalten und sogar was die Wahl des Handys und Tablets betrifft Vorgaben machen und diese bereitstellen.

Doppelte Kosten

Moderne Unternehmen erlauben die Verwendung der Firmengeräte für private Zwecke. Dieser Trend hat sogar einen Namen: PUOCE – Private Use of Company Equipment. Für viele Angestellte sieht die Sache jedoch anders aus. Sie müssen je ein Gerät für die Arbeit und eines für private Zwecke verwenden. Volkswirtschaftlich eigentlich ein Unsinn, da doppelte Kosten entstehen. Die durchschnittlich etwas über 300 Franken, die jeder Haushalt pro Monat für die ICT-Ausstattung ausgibt, muss im Minimum vom Arbeitgeber noch einmal aufgewendet werden. Oftmals sind Standard-IT-Arbeitsplätze in Unternehmen weitaus teurer.

IT ohne End User Computing?

Die Verwendung von Standard-IT-Arbeitsplätzen gewährleistet die korrekte Funktionsweise und damit auch die richtige und sichere Verwendung der Anwendungen und Daten des Unternehmens. Genau diese Prämisse wird jedoch durch die gegenwärtige technologische und gesellschaftliche Entwicklung infrage gestellt. Trotz Verboten setzen immer mehr Mitarbeitende ihre Geräte und ihre oftmals selbst zusammengestellten Applikationen für die Arbeit ein – und sind damit weitaus produktiver und agiler, als wir von der IT das gerne hätten. Es wird Zeit, über eine IT ohne End User Computing nachzudenken!