Kolumne

Verbesserung allein führt nicht zu Digitalisierung

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Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer von Glenfis, über die digitale Transformation der IT-Abteilung.

Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis.
Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis.

Durch blosse Verbesserung der Kerze hätten wir den Sprung zum ­elektrischen Licht nie geschafft. Man kann zwar immer einzelne Sys­teme oder Prozesse optimieren, die Transformation zur digitalen ­Organisation werden wir dabei aber nicht wirklich erreichen. Trotzdem versuchen viele IT-Organisationen derzeit, genau dieses zu tun. Im ­klaren Wissen darum, dass etwas getan werden muss, wird eifrig in den jeweiligen Silos ein Aktionismus unter dem Label "Digitalisierung" ­losgetreten. Die Infrastruktur-Ingenieurs versuchen sich mit der Inte­gration von Cloud-Diensten. Die Entwickler sind dabei, ihre Teams mit DevOps auf Trab zu halten. Der IT-Betrieb müht sich damit ab, die vielen neuen externen Provider zu koordinieren und irgendwie technisch zu integrieren. Und der CIO darf sich keine Untätigkeit vorwerfen lassen. Er nutzt alle Gelegenheiten, die sich ihm bieten, seine Sicht der angestrebten digitalen Zukunft zu projizieren, im Vertrauen darauf, dass die einzelnen Akteure das Bild dann schon noch schärfen.

Die Digitalisierung zielt aber auf das Business – nicht auf die IT. In der irrigen Meinung, Bestehendes durch neue Technologien oder Methoden ersetzen zu können, wird nicht grundsätzlich etwas Neues geschaffen. Ohne die Sicht aufs Ganze und die klare Vision, wie das neue Business der Zukunft aussehen soll, wird die angestrebte Digitalisierung zur blos­sen Spielerei für IT-Techies. Ein riskantes Unterfangen, wenn man bedenkt, wie schnell ein bewährtes Geschäftsmodell nach verpasster digitalen Transformation in Gefahr gerät.

Als Thomas Edison durch das Streben nach beständigem Licht die ­Glühbirne erschuf, musste er sich im Vorfeld auch von Bewährtem ­lösen. Es ist eminent wichtig, die Innovation neuer Geschäftsmodelle mit dem Business zuerst zu entwerfen und die angestrebte Vision zu definieren. Jetzt reicht es nicht mehr, einzelne Bereiche zu optimieren – jetzt müssen die Silo-Puzzles aufgelöst und in eine wertschöpfende Kette umgestaltet werden. Wenn das gemeinsame Ziel von allen ­verstanden wird, lässt sich die dazu notwendige Kultur auch schaffen. Wie sagte doch schon Antoine de Saint-Exupéry: "Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu ­beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."

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