Editorial

Twint – oder doch lieber nicht?

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Christoph Grau, Redaktor, Netzwoche
Christoph Grau, Redaktor, Netzwoche

Seit rund zwei Monaten ist die neue Bezahl-App Twint auf dem Markt. Die App vereint die P2P-Bezahllösung von Paymit mit der Bezahl-App Twint. Als erste Bank ging die Zürcher Kantonalbank (ZKB) mit ihrer Twint-App online. Noch am gleichen Tag lud ich die App ­he­runter, um sie auszuprobieren. Die Installation ging recht schnell und war unproblematisch. Erst herunterladen, dann die Daten für das Onlinebanking der ZKB eingeben, und nach wenigen Minuten war die App startklar. Dies war eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu Paymit, das ich zuvor ausprobiert hatte. Den damaligen Installationsprozess habe ich in schlech­ter Erinnerung.

Die Versprechen von Twint überzeugten mich zumindest auf dem Papier: direkte Anbindung an das Konto ohne Kreditkarte, schnelles Bezahlen ohne Geldkarte, und später sollen auch noch Bonus-Programme wie etwa die Supercard von Coop integriert werden. Ich erhoffte mir, bald auf eine Menge Karten in meinem Portemonnaie verzichten zu können.

Mit viel Enthusiasmus ging ich gleich nach der Installation der App zu einer Coop-Filiale bei mir um die Ecke und wollte mit Twint bezahlen. Da ich die App das erste Mal nutzte, versuchte ich es vorsichtshalber beim Self-Scanning-Automaten. Dort befanden sich weniger Kunden und ich ­blockierte nicht gleich eine Kasse, falls es doch nicht klappen sollte. Zum Glück. Der Bezahlvorgang dauerte recht lange. Bis die Verbindung hergestellt, der Betrag bestätigt und dann die Zahlung abgeschlossen war, vergingen gefühlt 5 Minuten. Mit der Geldkarte wäre es sicher schneller gegangen.

Beim nächsten Mal war ich mutiger und ging an eine Kasse. Als ich der Kassiererin sagte, dass ich mit Twint zahlen wolle, runzelte sie die Stirn. Wie sich herausstellte nicht ohne Grund. Denn diesmal klappte das Bezahlen nicht. Nach langem Warten unter den Blicken der Kunden hinter mir gab ich schliesslich entnervt auf und zahlte mit der ZKB-Karte – in wenigen Sekunden. Ich schwor mir, den nächsten Test wieder am Self-Scanning-Automaten zu machen.

Auch beim dritten Versuch funktionierte das Bezahlen nicht. ­Irgendwann blieb der Zahlprozess stecken und die Kassiererin mus­ste mir helfen. Sie fragte: "Haben Sie nicht noch etwas anderes als Twint?" Ich fragte, ob es öfter Probleme mit der App gebe, was sie ohne grosses Zögern bejahte. "Twint geht häufig nicht", sagte sie ganz selbstverständlich.

Schon die ersten zwei schlechten Erfahrungen mit der App waren für mich als Kunde Grund genug, Twint wieder zu deinstallieren. Nur aus sportlichem und journalistischem Ehrgeiz hatte ich es mehrmals versucht. Einen Mehrwert dieser Anwendung sehe ich derzeit nicht. Der Zeitaufwand ist einfach zu gross und die technischen Probleme zu vielfältig.

Das Zahlen mit der Geldkarte oder in Bar ist deutlich schneller. Und vor allem funktioniert es immer.

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