Editorial

Mein Gebiss in 3-D

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(Source: Netzmedien)
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Wer geht schon gerne zum Zahnarzt? Allein der Gedanke ans Bohren verursacht sogar bei den stärksten Männern Schweissausbrüche. Auch andere Tätigkeiten des Zahnarztes, wie etwa das Anfertigen von Gebissabdrücken, können sehr unangenehm sein. Es dauert gern einmal 15 Minuten, bis ein Abdruck eines Unter- oder Oberkiefers erstellt ist. In dieser Zeit hat man den Mund voll mit Gipsmasse, das Atmen und Schlucken fällt schwer. Die Zeit des Wartens kommt einem wie eine Ewigkeit vor.

Dank der Digitalisierung in der Zahnarztpraxis und neuer Technologien gibt es Grund zur Hoffnung. Diese Erfahrung machte ich, als ich einen neuen Zahn implantiert bekam. Als es um die Anfertigung der Krone ging, sagte mein Zahnarzt, dass er zunächst einen Abdruck machen wolle. Sofort kamen die Erinnerungen hoch. «Nicht schon wieder!», dachte ich mir. Das letzte Mal war die Erstellung des Abdrucks eine grauenvolle Prozedur. Doch dann sprach der Arzt von 3-D. Und tatsächlich, mein Gebiss sollte nicht in Gipsmasse verewigt, sondern eingescannt werden.

Das Scannen meines Gebisses war ein vergleichsweise angenehmes Prozedere. Mit einem etwa 20 Zentimeter langen zylindrischen Stab strich der Arzt über die Zähne. Eine kleine Kamera machte dabei alle paar Zehntelsekunden Fotos, die eine Software in ein 3-D-Modell umrechnete, das auf einem Bildschirm gleich neben mir entstand. Der Arzt konnte sehen, wo der Scan noch Lücken hatte. In rund 7 Minuten war der Scan fertig, ganz ohne Erstickungsängste. Danach schickte der Arzt den Scan direkt per Internet an den Zahntechniker. Dieser fertigte anhand des 3-D-Modells die Krone an.

Laut meinem Zahnarzt hat sich die Scan-Technologie in den letzten Jahren deutlich verbessert und ist günstiger geworden. In der Schweiz sei sie jedoch noch nicht so weit verbreitet wie etwa in Skandinavien. Dabei bringe ein Scan eine deutliche Zeitersparnis mit sich. Mein Arzt rechnete rund 15 Minuten weniger Arbeitszeit ein, was für den Patienten bis zu 100 Franken weniger Kosten bedeuten kann. Für meinen Zahnarzt liegt der Vorteil des Scannens auf der Hand, da der Patient gleich zweimal zufrieden sei: Er spare Geld und fühle sich wohler. Dieses Beispiel zeigt, welchen Mehrwert der Einsatz von neuen Technologien und die Digitalisierung für den Patienten und den Arzt bringen kann. Der Nutzen zeigt sich unmittelbar.

Ich hoffe daher, dass die 3-D-Technologie zum Gebiss-Scannen bald den Durchbruch schafft. Zumindest gibt es dann auch einen Grund weniger, beim Gedanken an den Zahnarzt die Nacht vorher schlecht zu schlafen.

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