Editorial

To BIM, or not to BIM

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(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

Mitte Januar ist in Basel die Messe Swissbau über die Bühne gegangen. Alle zwei Jahre trifft sich dort die Schweizer Baubranche, um sich über neue Produkte, Technologien und Trends zu informieren. In diesem Jahr war die Digitalisierung das ganz grosse Thema. Angebote für Smarthome und Smartbuilding waren an vielen Ständen zu sehen, gleich neben den neuesten Entwässerungstechno­logien oder Dachsteinen.

Das alles dominierende Schlagwort für die Digitalisierung in der Baubranche war jedoch "Building Information Modeling", kurz BIM. Vor allem bei Architekten und Planern ist es in aller Munde. BIM bedeutet, dass Gebäude nicht wie bisher anhand von zwei­dimensionalen Plänen entworfen werden, sondern in 3-D-Modellen. Hinzu kommt, dass Architekten, Fachplaner und Bauunternehmer gemeinsam an diesem Modell arbeiten. Für diese Personengruppen ist BIM der nächste Schritt bei der Digitalisierung.

BIM verändert die Baubranche gleich auf zwei Ebenen. Zunächst bedeutet es eine Abkehr von der 2-D-Welt der jetzigen Grundrisse hin zum Entwerfen und Planen in 3-D. Die Entwicklung kann mit der Ablösung des Reissbretts durch CAD-Programme verglichen werden, auch wenn der technologische Schritt nicht so gross ist.

Die viel grössere Herausforderung bei BIM ist der kulturelle Wandel, der mit BIM einhergehen muss. BIM erfordert neue Formen des Zusammenarbeitens. Fachplaner und Architekten arbeiten etwa gemeinsam an einem Entwurf. Dabei müssen nicht nur die technischen Schnittstellen stimmen, sondern auch die Kommunikation untereinander. Zurzeit sind dies noch getrennte Welten und die Akteure verstehen sich eher schlecht als recht.

Wie bei vielen Digitalisierungsprozessen ist dieser Kulturwandel die grösste Herausforderung. Teilweise über jahrhunderte gewachsene Prozesse müssen neu gedacht werden. Hierbei steht die Branche aber erst noch am Anfang, wie Gespräche mit Ausstellern zeigten. Grössere Unternehmen gehen voran, da BIM schon teilweise in öffentlichen Ausschreibungen, vor allem im Ausland, gefordert wird. Schweizer KMUs sind eher noch zurückhaltend.

Dennoch ist schon ein Bewusstsein entstanden, dass an BIM in der Zukunft kein Weg mehr vorbeiführen wird. Bis BIM bei KMUs angekommen ist, wird es aber noch eine Weile dauern. Wer schon heute vorangeht, könnte langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben, zeigten sich viele Gesprächspartner an der Messe überzeugt.

Wohin die Digitalisierung und der technische Fortschritt die Baubranche verschlagen wird, zeigten die Aussteller im Innovation Lab auf der Messe. Dort glänzten 3-D-Drucker, VR-Brillen oder ­Hololenses um die Wette. Auch Roboter für die Fertigung wurden vorgestellt. Dieser Ort gab einen Einblick, was noch alles auf die Branche zukommen könnte. Schon jetzt werden immer mehr Modelle nicht mehr per Hand gebaut, sondern direkt in 3-D gedruckt. Künftig könnten ganze Häuser aus dem 3-D-Drucker kommen und gänzlich ohne Menschen gebaut werden. Den technologischen Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt, wenn man die vorgestellten Möglichkeiten konsequent weiterdenkt. Auf diese Veränderungen muss sich die Branche einstellen und entsprechende Antworten finden.

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