Home Office Day 2013

Arbeiten von der Couch aus

Uhr | Aktualisiert

Morgen werden voraussichtlich mehr als 100'000 Arbeitnehmer nicht im Büro sondern von zuhause aus arbeiten. Welche Herausforderungen mit Home Office einhergehen, diskutierten gestern verschiedene Exponenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Morgen findet zum vierten Mal der von Microsoft initiierte Home Office Day statt. Mehr als 100'000 Schweizer und Schweizerinnen werden dann – so die Erwartung der Initianten – nicht wie gewöhnlich im Büro arbeiten, sondern von zuhause aus oder unterwegs. Um neueste Erkenntnisse, Lösungen und betriebswirtschaftliche Herausforderungen zu diskutieren, trafen sich gestern Initianten und verschiedene Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in Bern.

Viele Vorteile…

Wie Petra Jenner, Country Managerin bei Microsoft Schweiz, aufzeigte, haben flexible Arbeitsformen wie Home Office nicht nur positive Auswirkungen auf die Work Life Balance der Arbeitnehmer sondern auch umweltpolitische und betriebswirtschaftliche Vorteile. So soll mit Home Office der Gesamtenergiebedarf wesentlich reduziert und bis zu 67'000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden können. Unternehmen wiederum profitieren gemäss Jenner unter anderem durch die geringeren Mobilitätskosten, durch die bessere Raumnutzung und die bessere Erschliessung des lokalen Arbeitsmarktes.

…und einige Nachteile

So offensichtlich die Vorteile des Home Office für Arbeitnehmer sein mögen, sie haben auch ihre Schattenseite. Wie aus einer Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz, die gestern vorgestellt wurde, hervorgeht, vermissen sogenannte Home-Office-Routiniers nicht selten den informellen Austausch mit Kollegen. Als weitere Nachteile nennen sie ausserdem die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit, die schlechtere private Infrastruktur, die Ablenkung durch die Familie und die erforderliche Selbstdisziplin.

Auch gaben rund zwei Drittel der Befragten an, dass sich die Zusammenarbeit mit der jeweiligen Arbeitseinheit mit Home Office nicht verbessert und das Arbeiten im Home Office die Arbeitsabläufe nicht vereinfacht habe. Zwar lassen diese Angaben keine Rückschlüsse über eine eigentliche Verschlechterung der Zusammenarbeit und der Arbeitsabläufe zu. Sie zeigen aber, dass Home Office nicht zwangsläufig mit einer betriebswirtschaftlichen Optimierung einhergeht.

Eine anspruchsvolle Managementaufgabe

Einige Erfahrung im Bereich der flexiblen Arbeitsformen bringt das Bundesamt für Energie (BFE) mit. Wie BFE-Leiter Walter Steinemann berichtete, kennt das Bundesamt seit über zehn Jahre flexible Arbeitsformen wie Home Office und mobiles Arbeiten und stellt den Mitarbeitern die dafür notwendigen Instrumente wie Smartphones, Tablets und Laptops mit Zugriff auf die Datenumgebung des BFE zur Verfügung. Gemäss Steinemann liegen die Vorteile der flexiblen Arbeitsformen auf der Hand. Mitarbeiter könnten ihr Berufs- und Privatleben ausgewogener gestalten und das Amt spare Geld und Energie.

Dabei solle aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass flexible Arbeitsformen auch eine anspruchsvolle Managementaufgabe sei. "Der interne Austausch muss gezielt organisiert werden – er passiert nicht mehr automatisch in der Kaffeepause oder beim zufälligen Treffen im Gang", so Steinemann. Damit entstünden neue Herausforderungen an die Führung: Eine gesunde Balance zwischen "online und offline" muss gefunden und die Bedeutung der Gesprächskultur neu definiert werden.

Spielregeln des Home Office

Wie Strafrechtprofessor und Nationalrat Daniel Jositsch aufzeigte, stehen bei der Einführung flexibler Arbeitsformen auch rechtliche Aspekte im Vordergrund. Um potentielle Konflikte möglichst von vornherein zu vermeiden, empfehle es sich, für den "Home-Office-Modus" schriftliche Vereinbarungen zu treffen. Im Vertrag müsse entsprechend geregelt werden, wer welche Arbeitsmittel zur Verfügung stelle und wie diese, wenn nicht vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt – gegebenenfalls entschädigt würden.

Konfliktpotential hat gemäss Jositsch ausserdem die Frage nach der Datensicherheit und der Wahrung von Geschäftsgeheimnissen. Auch am Home-Office-Platz dürften keine vertraulichen Daten an Dritte gelangen. Schliesslich empfehle es sich, eine klare Regelung bezüglich der Arbeits- und Arbeitszeitkontrolle zu treffen. Zu Anfang würde eine solche Regelung von beiden Seiten oft als unnötig erachtet werden. Mittel- und langfristig könne sich das aber ändern.