HIN-Plattform

Interview: "E-Health hat viel mit Vernetzung und Kommunikation zu tun"

Uhr | Aktualisiert
von asc

Seit 1996 erleichtert die Health-Info-Net-Plattform die Kommunikation im Gesundheitswesen. Aber gerade in diesem sensiblen Bereich ist ein sicherer Hoster unerlässlich. Im Gespräch mit der Netzwoche erklärt Thomas Gwerder, Leiter E-Health-Plattform der Health Info Net AG, die Hintergründe.

Herr Gwerder, was genau ist die Aufgabe der Health Info Net AG?

Health Info Net (HIN) ist die grösste E-Health-Plattform in der Schweiz, die sich auf die Digitalisierung medizinischer Prozesse und die sichere Kommunikation fokussiert. Wir verbinden heute rund 80 Prozent der Arztpraxen, Spitäler, Labors, Spitex-Organisationen, die Trustcenter der Ärztinnen und Ärzte und viele weitere Institutionen des Schweizer Gesundheitswesens – also die gesamte Behandlungskette. Sicherer Datenaustausch zwischen diesen Akteuren zum Schutz der sensiblen Patientendaten – das ist unser Plattform-Gedanke. HIN verbindet also alle Partner im Gesundheitswesen.

Wie viele Ärzte und Organisationen nutzen diese Extranetplattform?

Rund 12 000 Ärztinnen und Ärzte, Spitex-Organisationen, Physio- und Ergotherapeuten, Chiropraktiker usw. nutzen die HINProdukte aktiv. Zudem sind rund 150 Spitäler, Labors, Krankenversicherer Managed-Care-Organisationen, kantonale Institutionen und andere an HIN angeschlossen. All diese kommunizieren untereinander sicher und datenschutzkonform. Dabei ist vor allem das HIN-Abo sehr begehrt. Mit dem Abo können die Nutzer verschlüsselt sensible Daten mit anderen HIN-Teilnehmern austauschen.

Welchen konkreten Zweck hat die Plattform?

Gerade E-Health hat sehr viel mit Vernetzung und Kommunikation zu tun. Zweck ist der fortlaufende Aufbau und Betrieb einer offenen Extranetplattform unter Beachtung der besonderen Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit im Gesundheitswesen. Unsere Dienstleistung richtet sich an alle Akteure und Organisationen des Gesundheitswesens, die Patientendaten mit anderen Fachleuten in der Behandlungskette austauschen wollen. Über die Plattform werden täglich tausende vertrauliche Patientendaten verschickt. 2009 waren dies insgesamt rund 35 Millionen verschlüsselte Transaktionen, davon monatlich über 850 000 E-Mails.

Der Aufbau und die Weiterentwicklung der Extranetplattform ist also ein fortlaufender Prozess. Was sind die aktuellen Entwicklungen?

Grundsätzlich fokussieren wir uns gerade auf die Weiterentwicklung der Plattform und machen zurzeit einen Technologiesprung. Ziel ist es, flexibler zu werden und neue Kundensegmente auf die Plattform zu holen.

Welche Kunden sind das genau?

Der sichere Informationsaustausch mit Patienten steht ganz oben auf der Liste. Aber auch die Verbindung mit anderen bestehenden Sicherheitsplattformen ist wichtig für die Zukunft.

Wie viele Mitarbeiter beteiligen sich an den Projekten von HIN?

Die HIN AG hat selbst kein Personal, dieses wird komplett von der Bluecare AG, einer der Aktionärsgesellschaften von HIN, gestellt. Bluecare selbst hat rund 35 Mitarbeiter und für HIN arbeiten je nach Grösse des Projekts zwischen 12 und 15 Personen. Ausserdem haben wir noch das Büro in der Romandie, das die Westschweiz abdeckt.

Bereits seit zwei Jahren arbeitet HIN mit dem Dienstleister Aspectra zusammen. Was erwarten Sie grundsätzlich von einem Hoster?

Hohe Qualität und eine einfache Zusammenarbeit. Als Beispiel dazu: Sollte ein Problem mit einem unserer Dienste auftreten, so muss das der Hoster unkompliziert und schnell lösen. Die Kunden dürfen nicht vom Ausfall betroffen sein.

Und da hatten Sie bislang keine Probleme mit Ihrem Hoster?

Unsere Dienstleistungen hatten 2009 eine Verfügbarkeit von über 99,9 Prozent – das ist der Verdienst unsere beiden Partner P3 Systems und Aspectra. Beide Firmen haben grundsätzlich einen guten Namen.

Wie steht es mit dem Thema Sicherheit? Haben nicht viele Ärzte und Organisationen Bedenken, wenn Sie ihre sensiblen Daten in fremde Hände geben?

Sicherheit und Datenschutz sind die Grundlagen unseres Geschäftsmodells. Die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Firma HIN von Seiten unserer Zielgruppen ist sehr hoch. Immerhin sind wir ja auch schon über 14 Jahre am Markt und bisher gab es noch keinerlei Vorfälle mit sensiblen Daten. Die Daten liegen in einem Finma-zertifizierten Rechenzentrum, und Aspectra als ISO-27001-zertifizierter Hosting-Dienstleister garantiert eine sehr hohe Sicherheit.

Die HIN-Plattform wird aktuell rundum erneuert, was sind die grössten Veränderungen?

Der Einsatz von Standardkomponenten, die Integration der SuisseID und der Health Professional Care, ein Oracle-Identity-Management-System und die neue Quovadis-PKI sind wohl die grössten Veränderungen. Dies bringt uns für die Zukunft ganz neue Möglichkeiten. Beim reibungslosen Übergang spielt Aspectra eine wichtige Rolle. 1996 wurde HI N gegründet und hatte damals das Ziel, die Akzeptanz und Anwendung des Internets innerhalb der Schweizer Ärzteschaft zu fördern.

Ist das Ihrer Meinung nach gelungen?

1996 war die Idee der HIN-Plattform sehr visionär. Am Anfang wurde das HIN-Abo kostenlos angeboten, um die Ärzte zu sensibilisieren. In der danach folgenden Zeit wurde die Akzeptanz der Plattform auch durch die Unterstützung des Ärzteverbands gestärkt. Heute wird die ganze Behandlungskette abgedeckt und die Plattform ist innerhalb des Schweizer Gesundheitswesens und der Ärzteschaft stark verankert – E-Health ist im täglichen Einsatz. Somit ein klares Ja. Es ist uns gelungen.