Angebot für Studenten und Schüler

Microsoft erntet Kritik für "Lockvogelangebot"

Uhr | Aktualisiert

Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen kritisiert Microsoft - das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

(Quelle: Stockxchng)
(Quelle: Stockxchng)

Microsoft hat diese Woche ein Programm für Schüler und Studenten lanciert, um ihnen Office 365 schmackhaft zu machen. Demnach bietet ihnen das Softwareunternehmen ab dem 1. Dezember "Office 365 Pro Plus" gratis an. Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechende Universität oder Schule Lizenzen der Microsoft-Office-Produkte für alle Mitarbeitenden und Dozierenden gekauft hat.

In einer Stellungnahme äussert sich die Swiss Open Systems User Group /ch/open "empört über dieses neue Lockvogelangebot von Microsoft". Der bedingte Gratiszugang für Schüler und Studierende habe offensichtlich das Ziel, die Bildungsinstitutionen zum Abschluss von Lizenzverträgen mit Microsoft zu zwingen. Damit stünden Entscheidungsträger unter Druck, dieses vordergründig attraktive Gratisangebot von Microsoft ihren Lernenden zu ermöglichen.

Das Angebot verleitet zudem zur Verletzung des Datenschutzes, schaffe neue Abhängigkeiten und verhindere eine produktneutrale Ausbildung an Bildungsinstitutionen.

Auch alternative Angebote beachten

Auch die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) äussert sich in einem internen Papier kritisch zum Microsoft-Angebot und rät davon ab, es anzunehmen. Das Angebot von Microsoft habe nicht nur Auswirkungen auf den Bereich des Datenschutzes, sondern auch auf die Unabhängigkeit des Bildungsumfelds bezüglich der Softwareanbieter, schreibt die SFIB.

Die Fachstelle sei der Ansicht, dass Bildungseinrichtungen sich nicht auf einen Anbieter einschränken sollen, sondern den Lernenden im Bereich der Medienbildung unterschiedliche Konzepte und Alternativen zu gängigen Lösungen, zum Beispiel Open Source, aufzeigen sollten.

Die SFIB weist zudem auf die Ergebnisse des eben erst abgeschlossenen Rahmenvereinbarungsprozess zwischen educa.ch und Microsoft hin. Bezüglich Onlinediensten sei Microsoft nicht auf die Bedürfnisse der Schulen und gesetzlichen Vorgaben der Schweiz eingegangen.

Microsoft wehrt sich

Microsoft-Mediensprecherin Barbara Josef schreibt in einer Stellungnahme, dass das Schreiben der SFIB Aussagen enthalte, die nicht korrekt seien. So bestehe keinerlei Zwang, auf Office 365 zu wechseln. Und weiter: "Weshalb die SFIB davon ausgeht, dass mit der Nutzung von Office 365 dem Datenschutz nicht entsprochen werden kann, ist uns leider unerklärlich."

Das Gegenteil sei der Fall: Microsoft erfülle mit dem vertraglichen Einbezug der EU-Standardvertragsklauseln sogar die strengen Datenschutzbestimmungen der EU sowie die des schweizerischen Bundesgesetzes über den Datenschutz.