E-Mail-Interview: Alexandra Zwingli, CEO von Rapidshare

"Rapidshare ist so legal wie die Swisscom oder Youtube"

Uhr | Aktualisiert

Die Schliessung von Megaupload polarisiert. Mit Rapidshare gibt es auch einen Schweizer Anbieter, der sich auf den Austausch von Dateien spezialisiert hat. Die Netzwoche hat bei CEO Alexandra Zwingli nachgefragt, ob dem Unternehmen mit Sitz in Cham ein ähnliches Schicksal droht.

Alexandra Zwingli, CEO von Rapidshare.
Alexandra Zwingli, CEO von Rapidshare.

Frau Zwingli, die US-Justiz hat Megaupload vom Netz genommen. Das FBI beziffert den Schaden für die Rechteinhaber auf rund 500 Millionen US-Dollar. Halten Sie diese Zahl für realistisch?

Die Zahl lässt sich so pauschal gar nicht beurteilen.

Wie ist es überhaupt möglich, dass die US-Behörden die Website eines Unternehmens offline nehmen können, das in Hongkong ansässig ist?

Diese Frage sollte nicht uns, sondern den US-Behörden gestellt werden.

Als One-Click-Hoster ist Rapidshare im gleichen Business wie Megaupload tätig - mit Sitz im schweizerischen Cham. Könnte Ihnen das gleiche widerfahren wie Megaupload?

Wir sind zwar kein "One-Click-Hoster" mehr, können aber verstehen, dass diese Information noch nicht allgemein bekannt ist. Nein, uns kann nicht das Gleiche widerfahren. Wir unterscheiden uns von Diensten wie Megaupload in vielen wesentlichen Punkten.

Welche sind das?

Einer der Hauptunterschiede zwischen Rapidshare und Diensten wie Megaupload ist, dass wir uns nie dem rechtlichen Zugriff irgendwelcher Behörden entziehen wollten. Die Rapidshare AG wurde in der Schweiz gegründet, war immer tatsächlich an der im Impressum angegebenen Adresse ansässig und wurde immer unter echten Namen ohne irgendwelche anonymen Zwischenfirmen geführt. Die drastischen Massnahmen gegen Megaupload waren offenbar nötig, weil die Situation dort völlig anders lag.

Was Rapidshare anbietet, ist also vollständig legal?

Rapidshare ist so legal wie die Swisscom oder Youtube. Rechtlich ungeklärt sind nur Detailfragen, etwa wie weit wir zu präventiven Massnahmen gegen mögliche illegale Handlungen unserer Kunden verpflichtet sind. Gegen RapisShare wurden zwar schon vor Jahren "rechtliche Schritte" unternommen, genau wie gegen jedes grössere Unternehmen im IT-Bereich wie Apple, Microsoft oder Google. Und genau wie bei diesen Unternehmen werden die uns betreffenden rechtlichen Fragen auch weiterhin ganz zivilisiert vor Gericht besprochen.

In den USA läuft eine hitzige Diskussion über die US-Gesetzesvorlagen SOPA und PIPA. Die Piratenpartei befürchtet ähnliche Bestrebungen in der Schweiz - eine öffentliche Debatte darüber gibt es aber kaum. Warum wird das Thema hierzulande nicht auf breiter Ebene diskutiert? Und befürchten auch Sie weitere Angriffe auf die Freiheit im Internet?

Öffentliche Debatten entstehen erst, wenn genug Menschen sich direkt betroffen sehen. Angriffe auf die Freiheit im Internet wird es immer geben. Ob diese letzten Endes erfolgreich sind und zu einem "weltweiten China" führen, kann niemand voraussagen.

In Deutschland befindet sich Rapidshare in einem Rechtsstreit mit der Verwertungsgesellschaft Gema. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Ein Urteil des OLG Hamburg bezüglich Gema und anderer Parteien wird in naher Zukunft erwartet. Wir werden das Urteil kommentieren, sobald es schriftlich vorliegt.

Wo hat Rapidshare eigentlich seine Server? Von wo aus wird gehostet?

Rapidshare nutzt 1000 Server für seine Dienste. Die Server besitzen insgesamt eine Speicherkapazität von mehreren Petabyte (1 Petabyte entspricht 1 Million Gigabyte). Die Server sind auf verschiedene Rechenzentren in Europa verteilt.