Neue Strategie

Was läuft bei Kooaba?

Uhr | Aktualisiert

2006 brachte das Start-up Kooaba eine Bilderkennungstechnik auf den Markt. Vor wenigen Wochen gründeten die Unternehmer nun die Tochterfirma Shortcut Media. Die Netzwoche hat Kooaba-Co-Gründer Herbert Bay getroffen.

Das Team von Shortcut Media von links nach rechts: Tom Desmet (COO), Herbert Bay (CEO) und Franco Sebregondi (CTO). (Quelle: Shortcut Media)
Das Team von Shortcut Media von links nach rechts: Tom Desmet (COO), Herbert Bay (CEO) und Franco Sebregondi (CTO). (Quelle: Shortcut Media)

Das Start-up Kooaba hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Das Resultat einer strategischen Neuausrichtung war die Gründung der Tochtergesellschaft Shortcut Media. Diese wurde notwendig, weil sich das Unternehmen fokussieren musste, wie Co-Gründer Herbert Bay der Netzwoche berichtet.

Kooaba sei überladen gewesen und für die Unternehmensgrös se (zehn Mitarbeiter) in zu vielen Märkten tätig. Bay hat die Abspaltung in einem Eintrag auf dem Unternehmensblog vom 30. Juli mit einem Ausschnitt aus der TV-Serie "The Big Bang Theory" illustriert.

"Zu viel für ein kleines Start-up"

Konkret war das Start-up noch Anfang des Jahres in vier Märkten tätig, die alle miteinander verschachtelt waren. Da war erstens die Lizenz der Bilderkennungstechnik, die trotz eher geringer Marketingaktivitäten auf eine rege Nachfrage stiess, wie Bay sagt. Das zweite Business war der Bereich Interactive Print, mit dem Kooaba Verlagen interaktive Zusatzdienste anbot.

Dazu kamen Apps wie das Endnutzer-Spiel Shortcut und die Freemium- App Déjà-vu. Und viertens peilte Kooaba mit interaktiven Diensten auch den Werbemarkt an. "Das war zu viel für ein kleines Start-up", resümiert Bay.

Suche nach Business-Modellen

Kooaba hatte 2006 eine Bilderkennungstechnik entwickelt, für die es damals noch wenige Anwendungsbereiche gab. Diese versuchten die Unternehmer dann gleich selbst aufzuzeigen, indem sie den Verlagen die Technik gratis zur Verfügung stellten. Damit wollte man den Nutzerkreis erweitern, um Werbetreibenden eine möglichst grosse Zielgruppe anbieten zu können.

Diese Rechnung ging nicht auf. Die Klickraten waren zwar gut, jedoch noch zu tief für ein Werbebusiness. Die Überlastung von Kooaba zeigte sich auch mit der App Déjàvu, die als visuelles Gedächtnis dient. Die Lancierung sei zwar sehr erfolgreich gewesen, sagt Bay. Die zeitlichen Ressourcen für weitere Marketingaktivitäten seien aber nicht mehr vorhanden gewesen, da man gleichzeitig Shortcut, das Publisher Business und das Werbebusiness voranbringen musste.

Fokus auf zwei Kernbereiche

Nach der Neuausrichtung fokussiert sich das Start-up jetzt auf zwei Kernbereiche. Kooaba mit aktuell rund sieben Mitarbeitern wird sich um die Weiterentwicklung der Technik kümmern und die Vermarktung vorantreiben. Das ausgegliederte Tochterunternehmen, dessen CEO Bay heute ist und aktuell zwei Mitarbeiter zählt, bietet Verlegern die Software Shortcut in einem Lizenzmodell an. Die App wurde bis heute rund 140 000 Mal heruntergeladen.

Mit dem Produkt könnten die Verlage die Leserzahl erhöhen, verspricht Bay. "Wenn fünf Prozent der Leser einen Artikel im Schnitt zwei Freunden weiterempfehlen, dann erhöht sich die Leserzahl um zehn Prozent." Besonders effizient ist dabei Twitter, wie man bei Shortcut Media gemessen hat: Im Durchschnitt lesen sechs weitere Follower einen mit der App gescannten Artikel. Beim E-Mail sind es immerhin zwei zusätzliche Leser.

Eleganter als QR-Codes

Bay hat mit Shortcut jedoch auch den Werbemarkt im Blick. Ein aktuelles Beispiel ist die "Was wünschst Du Dir?"-Kampagne mit APG, die dank Shortcut ein interaktives Element bekam. Die Bilderkennungstechnik biete gerade bei Plakaten einen entscheidenden Vorteil gegenüber QR-Codes, fügt Bay an. Denn oft würden QR-Codes auf Plakaten manipuliert. "Es ist ein bekanntes Problem, dass bei Wahlplakaten QR-Codes aufgeklebt wurden, die auf die Website einer anderen Partei verlinken." Zudem würden die Codes auch ganz einfach unkenntlich gemacht. Eine ähnliche Manipulation sei mit der Bilderkennung unmöglich.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten sieht er bei Produktkatalogen und Firmenbroschüren. Dort könnten Leser eine Seite scannen und auf eine Website mit Zusatzinformationen oder direkt in den Webshop weitergeleitet werden. Um Shortcut für den weltweiten Markt fit zu machen, ist Bay derzeit daran, eine Seed-Finanzierung zu organisieren. Zu schnell soll es aber nicht gehen. Bevor er Risiko kapital aufnimmt, will er sicher sein, dass das Produkt den Durchbruch schaffen wird. "Wir wissen, dass es einen Markt dafür gibt. Welche Akteure jedoch wie viel zu bezahlen bereit sind, versuchen wir derzeit noch herauszufinden."

Anmerkung: Dieser Artikel ist Teil einer neuen Serie über Schweizer IT-Start-ups. Die Netzwoche wird darin mit Unterstützung des Instituts für Jungunternehmen (IFJ) sowohl über Newcomer als auch etablierte Schweizer Startup-Grössen berichten.

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