Compensation Management

Wie wenn ein Amerikaner einem Schweizer Uhren verkauft

Uhr | Aktualisiert

Die Gründer des Start-ups Excentive International sind 2009 angetreten, eine auf KMUs zugeschnittene Compensation-Management-Lösung für Grosskunden fit zu machen. Jetzt haben sie mit Microsoft den bisher grössten Kunden gewinnen können.

Ein Schweizer Start-up mischt den Markt für Compensation-Management-Lösungen auf. Nachdem Excentive International mit Hauptsitz in Fribourg in den vergangenen drei Jahren seit der Gründung weltweit über 80 Kunden verschiedener Branchen gewonnen hat, kam diesen Oktober Microsoft dazu. Der Software-Riese evaluierte in den letzten Monaten verschiedene Compensation-Management-Lösungen, weil die Eigenentwicklung an ihre Grenzen gestossen war. Dass mit Excentive International ein Schweizer Software-Unternehmen am Ende den Vorzug gegenüber namhaften US-Anbietern bekam sei aussergewöhnlich, sagt CFO und Mitgründer Yves Steinhauser gegenüber der Netzwoche. Das sei, wie wenn ein Amerikaner einem Schweizer erfolgreich Uhren verkaufe.

Mit Microsoft haben die Unternehmer den bisher grössten Coup gelandet. Dabei halfen ihnen laut Steinhauser insbesondere auch die Referenzen erfolgreicher Einführungen der Software-Lösung bei anderen grossen Unternehmen wie Vodafone oder Turkcell, wie Steinhauser hervorhebt. In der Türkei ist Excentive International unterdessen derart stark verankert, dass die Unternehmer dort nebst jener in Frankreich eine weitere Entwicklungsabteilung eröffnet haben.

Lücken in Software-Suites

Excentive International füllt eine Marktlücke, die traditionelle ERP-Anbieter und spezialiserte HR- und Sales-Lösungsanbieter bisher offen liessen, sagt Produktchef Stephan Pohl. Zu den Konkurrenten zählt er ERP-Anbieter, die einzelne Compensation-Management-Funktionen in ihrem Portfolio abbilden sowie spezialisierte Anbieter im Sales- und HR-Bereich. Die Lösung des Schweizer Start-ups decke als einzige derzeit erhältliche Software-Lösung das komplette Compensation- Management-Portfolio für beide Bereiche ab. In diesen Bereichen geht es vorab um die Steuerung von Vergütungsprozessen und das Performance-Management. Beide würden für Unternehmen im Kontext zunehmender gesetzlicher Anforderungen und des harten Wettbewerbs wichtiger, ist Pohl überzeugt.

Die Gründer Yves Steinhauser (CFO), Fabio Ronga (CEO), Didier Katz, und Guy Davison, haben zuvor alle über 20 Jahre bei verschiedenen Unternehmen in der Software-Branche gearbeitet. Während dieser Zeit haben sie sich kennengelernt und regelmässig Lücken in grossen Software-Suites entdeckt. Vor drei Jahren entschieden sie sich dann, diesen Mangel auszumerzen, selbst Unternehmer zu werden und eine Lösung anzubieten. Besonders lukrativ erschien ihnen der Bereich Compensation Management, den viele potenzielle Kunden bisher mit Eigenentwicklungen oder mit Hilfe von Excel-Sheets abdecken.

Skalieren dank Partnern

Die Unternehmer haben sich daraufhin überlegt, entweder eine eigene Lösung von Grund auf zu entwickeln – oder eine am Markt bereits erhältliche Lösung zu vertreiben. Sie haben sich für Letzteres entschieden. Von der dann ausgewählten Lösung des französischen Softwareentwicklers Excentive stammt der heutige Name des Unternehmens. Die Franzosen hatten die Lösung ab 2002 entwickelt und vorwiegend im französischen Markt vertrieben. Daraus wollten Unternehmer mehr machen. Sie strebten bei der Gründung 2009 die internationale Etablierung der Lösung bei Grossunternehmen an. Um das Wachstum mitzufinanzieren, gewannen sie die Bank BNP Paribas als Finanzpartner, hielten jedoch stets die Mehrheit am Unternehmen.

Die Unternehmer konzentrierten sich daraufhin auf die Weiterentwicklung der Software-Lösung sowie den Ausbau eines weltweiten Partnernetzwerks, etwa für die Implementation der Lösung. Ohne diese Partner würde Excentive International das rasche Wachstum gar nicht stemmen können, sagt Pohl. Es handle sich dabei um einen Mix an lokalen Unternehmen in den verschiedenen Ländern sowie international tätigen Unternehmen.

2011 übernahmen die Unternehmer das französische Unternehmen komplett und integrierten es in Excentive International. Neben dem Hauptsitz in Fribourg hat das Unternehmen Niederlassungen in Nyon und in Zürich sowie weitere in insgesamt 10 Ländern. Es beschäftigt aktuell über 75 Mitarbeiter. Zudem sollen rund 120 zertifizierte Mitarbeiter bei Partnern an Projekten für das Unternehmen arbeiten. Zu den Schweizer Kunden zählt Excentive International bis anhin beispielsweise auch Sunrise, Stryker Europe sowie Projekte im Ausland für Orange oder das Pharmaunternehmen Novartis.

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