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"Wir vergrössern unsere Fertigungstiefe und damit die Wertschöpfung"

Uhr | Aktualisiert
von René Mosbacher

Mit dem Zusammenschluss von Nexellent und 4-Tune entsteht ein Service-Provider-KMU, das ICT-Infrastruktur, Monitoring und das ganze Service Management für ausgelagerte Applikationen aus einer Hand liefern kann. Die Netzwoche hat sich mit Michael Matzke, Geschäftsführer von 4-Tune, über den Zusammenschluss unterhalten.

Michael Matzke, Geschäftsführer der 4-Tune GmbH und zukünftiger CTO von Nexellent
Michael Matzke, Geschäftsführer der 4-Tune GmbH und zukünftiger CTO von Nexellent

Die zwei Schweizer Service-Provider Nexellent AG und 4-Tune GmbH schliessen sich zusammen. 4-Tune wird künftig als eigenständiges Tochterunternehmen seine Marktaktivitäten bei Consulting, Engineering und Integration weiter vorantreiben. Nexellent fungiert als Muttergesellschaft und wird sich eine Holdingstruktur geben. Die beiden Unternehmen beschäftigen zusammen 25 Mitarbeiter. Beide sind in Glattbrugg domiziliert und werden auch dort bleiben.

Mittelfristig erwarten die Besitzer durch den Zusammenschluss zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten, vor allem im Bereich Private-Cloud-Services. Ziel ist gemäss Stefan Peter, Managing Partner bei Nexellent, gemeinsam das Know-how in den Bereichen Monitoring, Service- und Quality Management auszubauen, in denen 4-Tune stark ist. Dies sei erforderlich, weil solche Dienste mit der zunehmenden Nachfrage nach Cloud- Services künftig deutlich wichtiger werden. Oder anders ausgedrückt: Je mehr Applikationen eine Firma in die Cloud auslagert, desto wichtiger werden die Service Level Agreements und damit auch die Messbarkeit von Verfügbarkeit, Quantität und Qualität der ausgelagerten Dienste. Das Gesamtunternehmen wird künftig nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das zugehörige Monitoring und Service Management mit anbieten können.

Die 4-Tune GmbH hat sich nach eigenen Angaben besonders im öffentlichen Bereich der Schweiz ein namhaftes Portfolio an grossen Kunden aufgebaut. Nexellent, deren Kerngeschäfte Colocation, Server & Cloud und Netzwerke sind, will künftig davon profitieren, dass sie einen leichteren Zugang zu diesem Kundensegment erhält. Besser gerüstet fühlt man sich gemäss Stefan Peter nun auch für Branchen, in denen sensible Daten gemanagt werden müssen.

Die Netzwoche hat sich mit Michael Matzke, Geschäftsführer der 4-Tune GmbH, über die Hintergründe des Zusammenschlusses unterhalten. Er wird zusätzlich zu seiner bisherigen Position als CTO der Muttergesellschaft amten.

Herr Matzke, von wem ging die Initiative für den Zusammenschluss aus?

Am Anfang ging es eigentlich bloss darum, dass Nexellent einen CTO suchte. Stefan Peter, Managing Partner von Nexellent, und ich kannten uns schon länger von früheren Tätigkeiten, hatten aber geschäftlich noch wenig miteinander zu tun. Wir kamen aber ins Gespräch. Dabei zeigte sich bald, dass es sinnvoller ist, nicht nur den CTO-Posten bei Nexellent neu zu besetzen, sondern gleich eine ganze Firma an Bord zu holen. Die beiden Unternehmen ergänzen sich ja sehr schön: Während Nexellent quasi die Wertschöpfungskette von der Basis her kommt und Infrastrukturen und Data-Center-Services anbietet, kommt 4-Tune sozusagen von oben und implementiert das ganze Monitoring & Quality Management dazu. Von der Industrielogik her könnte man sagen: Wir vergrössern unsere Fertigungstiefe und damit die Wertschöpfung nahezu ideal.

Wo gibt es künftig sonst noch Synergien?

Wir arbeiten bereits in Verkauf, Marketing und Administration eng zusammen. Demnächst werden wir auch die Büros zusammenlegen – weit ist es ja nicht, wir waren schon bisher nur ein paar Häuser voneinander entfernt. Beide Firmen werden von der nun deutlich breiteren Kundenbasis profitieren. Gerade die Beziehungen von 4-Tune im öffentlichen Bereich können dem Gesamtunternehmen sehr nützen. Wer in diesem Segment schon Erfahrungen gesammelt hat, weiss, dass man hier oft viel Zeit und Geduld braucht, um tragfähige Kundenbeziehungen aufzubauen.

Das wäre prinzipiell auch über eine Firmenpartnerschaft möglich gewesen, ohne dass es gleich eines Zusammenschlusses bedurft hätte.

Das stimmt nur zum Teil. Aus Sicht der Kundschaft verschwindet durch den Zusammenschluss tatsächlich eine Schnittstelle – was an sich schon ein Vorteil ist. Aus Sicht von Nexellent ist es auch wichtig, künftig Zusatzleistungen verkaufen zu können, die selbst erbracht werden. Die Firma ist ja ein Infrastructure-asa- Service-Provider. Durch die fortschreitende Industrialisierung in diesem Segment würden sie in Zukunft ziemlich rasch austauschbar und auch vergleichbar. Deshalb gilt es, zusätzliche und echte Mehrwerte zu schaffen. Insofern ist der Zusammenschluss eine Vorbereitung auf einen reifenden Markt bei Cloud-Diensten. Und am Ende ist es in unserem Geschäft sicher auch ein Vorteil, dass die Firma als Ganzes deutlich grösser wird.

Warum hat man aber den Weg über eine Holding gewählt – ist so ein Konstrukt für Firmen Ihrer Grösse nicht etwas überdimensioniert?

Auch die Holding dient der Ausrichtung auf die Zukunft. Wir wollen weiter wachsen, eben auch durch Zukäufe. Und da bietet eine Holding am meisten Flexibilität. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Wir werden jetzt nicht auf Teufel komm raus weitere Firmen kaufen. Mit der neuen Struktur sind wir aber bereit, wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview mit Michael Matzke erscheint in der Printversion der Netzwoche Nummer 8.