Aus der IT-Start-up-Szene

"Wir messen uns mit Abacus und Sage"

Uhr | Aktualisiert

Citrusline ist ein Luzerner Start-up, das eine eigene Lohnsoftware entwickelt hat. Es gebe keinen Prozess, den die Software nicht abbilden könne, sagt Mitgründer Philippe Messmer im Interview.

Die beiden Gründer von Citrusline, Jérôme Jutzeler (Geschäftsführer) und Philippe Messmer (Marketing und Verkauf).
Die beiden Gründer von Citrusline, Jérôme Jutzeler (Geschäftsführer) und Philippe Messmer (Marketing und Verkauf).

Herr Messmer, Citrusline entwickelt eine Lohnsoftware namens Lime. Aber solche Applikationen gibt es sicher schon wie Sand am Meer. Wieso sollte jemand ausgerechnet die Ihrige nutzen?

Unsere Software hat einige Vorteile: Sie ist kein Flickwerk, sondern wir haben sie komplett neu auf der Basis von .NET entwickelt. Sie ist kompatibel mit Windows 8 und damit auch eine nachhaltige Investition, die die nächsten Jahre noch laufen wird.

Mit welchen anderen Windows-Versionen ist die Software kompatibel?

Ab Windwos XP und überall dort, wo .NET installiert werden kann.

Wer gehört zu Ihrer wichtigsten Konkurrenz?

Wir messen uns mit Abacus und mit Sage, da es keinen HR-Prozess gibt, den wir mit unserer Software nicht abwickeln können. Wir können Unternehmen mit bis zu 30'000 Mitarbeitern abdecken. Zwar ist das nicht unser Ziel, aber es funktioniert.

Das ist eine selbstbewusste Aussage für ein Start-up.

Nun, wir haben einen Auftrag von Caritas Schweiz gewonnen und unsere Software bei ihnen installiert. Sie beschäftigen rund 1'600 Mitarbeiter pro Jahr und sind, was die Lohnarten betrifft, sehr flexibel. So beschäftigen sie beispielsweise einen Dolmetscher in Haiti im Stundenlohn, ein anderer Mitarbeiter in der Dominikanischen Republik hingegen ist fix angestellt. Zudem können wir die Projekte so anzeigen lassen, dass jeder Spendenfranken über jeden Mitarbeiter abgebildet werden kann. So kann Caritas diese Spenden nachweisen. Für die kleineren Anbieter aber ist eine solche Aufgabe zu komplex. Wir sind zwar eine junge Firma, aber wir haben ein grosses Wissen im Hintergrund. Unser Entwickler hat früher bei einem der Grossen gearbeitet.

Dann wäre es vermutlich problematisch, falls Ihnen Ihr Entwickler davonläuft.

Das ist eine generelle Herausforderung für alle Softwarehersteller und war uns von Anfang an bewusst. Nun haben wir aber einen zweiten Programmierer gefunden, den wir ausbilden.

Richten Sie sich vor allem an KMU?

Ja, wir haben derzeit fünf Kunden – das sind KMU mit 10 bis 160 Mitarbeitern.

Wie kam es, dass Sie Citrusline gegründet haben?

Unser Geschäftsführer Jérome Jutzeler und ich waren zusammen in der Weiterbildung als Verkaufs- und Marketingleiter. Unser Wunsch war es schon lange, uns selbständig machen. So haben wir uns gefunden. Dann haben wir den Entwickler gefunden, der das Wissen für die Lohnsoftware mitbrachte und Vertriebsleute suchte.

Nutzen Sie selbst Lime auch intern für Ihre eigene Lohnbuchhaltung?

Ja, das tun wir.

Wie akquirieren Sie neue Kunden?

Da haben wir das Geheimrezept noch nicht gefunden. Wir nutzen einerseits natürlich berufliche Netzwerke wie Xing oder Linkedin. Andererseits läuft vieles über Mundpropaganda, Online-Plattformen, Mailings an HR-Mitarbeiter oder Mitarbeiter aus dem Finanzwesen und wir gehen an Messen. Die grösste Herausforderung ist immer, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.

Wie sieht es mit Ihren Preisen aus?

Wir sind etwa 5 oder 10 Prozent preiswerter als unsere Marktbegleiter. Aber wir haben auch schon den Konkurrenzkampf verloren, weil wir zu billig waren. Ein Unternehmen zahlt 15 bis 20 Prozent Servicekosten pro Investitionsvolumen. Bei einem Investitionsvolumen von 10'000 Franken wären das also 2'000 Franken Servicekosten.

Wie sehen Ihre Ziele kundenmässig aus?

Wir sind jetzt seit drei Monaten aktiv. Bis Ende Jahr wollen wir 60 Kunden haben, wir sind jetzt bei 5. Das ist noch etwas mager, aber es kommt.

Dann leben Sie derzeit von Ihren Ersparnissen?

Ja, das ist so. Ich beispielsweise arbeite seit letzten Herbst zu 100 Prozent in der Firma.

Welches sind Ihre zukünftigen Ziele?

Bis Ende nächstes Jahr wollen wir 200 Kunden haben. Wir wollen einen Projektleiter einstellen und ein Support-Team aufbauen.

Was bereitet Ihnen eigentlich Sorgen?

Die Generierung von Leads ist schwierig. Wir müssen herausfinden, wer eine Lohnsoftware sucht, sei es nun, weil er noch keine hat oder weil er sie nach 20 Jahren wechseln will. Zudem ist es wie gesagt schwierig, das Vertrauen der potenziellen Kunden zu gewinnen. Aber wir sind optimistisch.

Und was bereitet Ihnen Freude?

Dass wir schalten und walten können, wie wir wollen und dass wir unsere eigenen Strategien entwickeln können.  Zudem sind wir schlank aufgestellt und können auf unterschiedliche Kundenwünsche eingehen. So kann ein Unternehmen die Software beispielsweise mieten, wenn es sie nicht zahlen kann.

Noch eine letzte Frage: Wie sind Sie eigentlich auf die Namen Citrusline und Lime gekommen?

Die Schwierigkeit bei der Namensfindung lag darin, dass daraus eine einigermassen vertretbare URL entsteht. Wir sehen uns selbst als erfrischender und moderner als vergleichbare Unternehmen. So sind wir auf Citrus beziehungsweise auf Lime gekommen.

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