Superkondensatoren aus alten Filtern

Wie Zigi-Stummel zur Hightech-Ressource werden

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Raucher aufgepasst! Forscher in Südkorea haben aus gebrauchten Zigarettenfiltern ein poröses Material zur Stromspeicherung erzeugt. Es soll sogar das vielgepriesene Graphen schlagen.

Nur stinkender Abfall oder etwa Wundermaterial der Zukunft? (Quelle: Flickr/Dennis Skley)
Nur stinkender Abfall oder etwa Wundermaterial der Zukunft? (Quelle: Flickr/Dennis Skley)

Alte Zigarettenfilter sind ein Umweltproblem. Viele Raucher werfen sie oft achtlos weg und verschandeln so die Umgebung. Möglicherweise könnte sich das bald ändern. In Südkorea haben Forscher eine Methode entwickelt, mit der sich alte Filter für die Herstellung von Superkondensatoren nutzen lassen, berichtet Pressetext.

Die Forscher erzeugten aus den alten Filtern durch Pyrolyse, also eine chemische Spaltung durch Wärmeeinwirkung, ein poröses Hochleistungsmaterial. Daraus stellten sie Elektroden für Superkondensatoren her. In Tests konnten derartige Superkondensatoren mehr Energie aufnehmen als Kondensatoren, die auf Kohlenstoff-Nanoröhren basieren.

Zukunftsweisendes Material für Ökostromproduktion

Superkondensatoren setzten in der Regel auf Kohlenstoffmaterialen, die relativ günstig sind, gut leiten, lange halten und durch eine grosse Oberfläche viel Energie speichern können. Das Recycling-Material deckt all diese Eigenschaften ab. Das Material scheint sogar dem Wunderwerkstoff Graphen überlegen zu sein.

Jongheop Yi, Professor für Bio- und Chemietechnik an der Seoul National University glaubt das entwickelte Material sei deshalb bestens für Energiespeicher geeignet, wie sie im Umfeld der Ökostromproduktion benötigt werden. Superkondensatoren kommen nämlich etwa in Windrädern zum Einsatz. Sie liefern Energie für das Verstellen der Rotorblätter, selbst wenn die reguläre Stromversorgung unterbrochen ist.

Recycling von Zigarettenüberresten auch andernorts ein Thema

Das Ausgangsmaterial ist zudem in Hülle und Fülle vorhanden. 2010 betrug die weltweite Zigarettenproduktion rund 6 Billionen Stück. Den grössten Teil davon machen Filterzigaretten aus. Entsprechend viele gebrauchte Filter fallen jedes Jahr an. Über die Frage nach sinnvollem Recycling der Zigi-Stummel machen sich derweil auch andere Institutionen Gedanken.

In Deutschland setzt sich beispielsweise die Umweltinitiative "Terracycle" für sinnvolles Recycling von Zigarettenüberresten ein. Sie bietet ein kostenloses Programm für Vereine, Diskotheken, Restaurants, Hotels, Schwimmbäder und alle, die sich für die Umwelt einsetzen wollen. Papier und Tabakreste kompostiert "Terracycle". Die Filter verarbeitet das Unternehmen zu Plastik-Pellets zur Erzeugung anderer Kunststoffprodukte.