Van der Graaff zur IX Swiss-Pleite

"Ich habe alles versucht, um das Unternehmen zu retten"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

In einem Gespräch zur Insolvenz des Rechenzentrenbetreibers IX Swiss hat Frits van der Graaff zu den Vorwürfen des Investors David Mapley Stellung bezogen. Dabei weist er die geäusserten Anschuldigungen zurück.

Frits van der Graaff ist über die Vorwürfe seines ehemaligen Geschäftspartners David Mapley entrüstet. Dieser hatte ihm die Hauptverantwortung für die Insolvenz des Rechenzentrenbetreibers IX Swiss gegeben. In einem Gespräch mit der Redaktion bezieht er Stellung, und weist die Vorwürfe entschieden zurück. Da die Anschuldigungen laut van der Graaff unhaltbar seien, sah er sich dazu veranlasst, einige von Mapley genannte Punkte aus seiner Sicht neu einzuordnen.

Van der Graaffs Reaktion

Mapley hat mit seiner Investorengruppe im Juni diese Jahres 90 Prozent der Anteile von IX Swiss für einen symbolischen Franken übernommen. Damit inbegriffen waren alle Investitionen sowie auch die laufenden Verbindlichkeiten des Unternehmens: "Mapley hat genau gewusst, welche Verpflichtungen die Firma noch hat", sagte van der Graaff der Redaktion. Diesen sei Mapley aber nicht nachgekommen. Zwar habe sein Partner einmalig 100'000 Dollar beigeschossen, dies sei aber bei weitem nicht ausreichend gewesen. "Sie wollten nicht mehr investieren", ist van der Graaff überzeugt. Seiner Meinung nach zielte das Engagement einzig auf einen schnellen Weiterverkauf des Unternehmens ab. Laut van der Graaff ist für den Betrieb eines Rechenzentrums aber ein langfristiges Engagement unumgänglich.

Da niemand weiter investierte, seien folglich auch die laufenden Rechnungen und Saläre nicht mehr bezahlt worden. Damit geriet das Unternehmen nach van der Graaffs Aussagen in eine Art Teufelskreis. Immer mehr Betreibungen liefen auf und das Vertrauen von Kunden in das Unternehmen sank entsprechend der verschlechterten Bonität. Laut van der Graaff war es für IX Swiss in Folge nahezu unmöglich, neue Kunden zu finden, da Vertrauen und finanzielle Stabilität in der Rechenzentren-Branche zentral seien. Schlussendlich ging dann noch der grösste Kunde in Bern Konkurs.

Van der Graaff bestreitet auch die Aussage Mapleys, dass er neue internationale Kontakte mitgebracht habe. Seines Wissens sei keine einzige Offerte an das Unternehmen herangetragen worden. Besonders ärgert ihn die Aussage Mapleys, dass er das Geschäft nicht gut gemanagt habe. "Ich habe alles versucht, um das Unternehmen zu retten", betont van der Graaff. Das sei aber durch das Verhalten Mapleys torpediert worden. Beispielsweise erfuhr er erst durch das Handelsregister von Mapleys Rücktritt, mittels eines Briefs betreffend Organisationsmängeln. Eine an ihn gerichtete Email mit der Information über Mapleys Rücktritt sei falsch adressiert gewesen und somit niemals angekommen.

Im Gespräch nahm van der Graaff ebenso seine Mitarbeiter in Schutz. Mapley hatte diese zuvor als "schlecht ausgebildet" bezeichnet. IX Swiss unterhielt zwei Rechenzentren. Je eines in Zürich und in Bern, mit insgesamt nur vier Mitarbeitern. Gemäss van der Graaff ist dies für eine Rechenzentrumsfläche von 3000 Quadratmetern extrem wenig. Das lasse auf die hohe Qualität der Mitarbeiter schliessen. Zusätzlich arbeiteten sie schon bis zu 12 Jahren als Team zusammen. Mapley habe zwei dieser Mitarbeiterstellen streichen wollen, was bei der geringen Personaldecke unmöglich gewesen wäre. Daher habe van der Graaff für den Fall der Entlassung auch mit seinem Rücktritt gedroht und nicht umgekehrt, wie Mapley es darstellte.

Hintergrund der Übernahme

Mapley hatte mit seinen Partnern Anfang des Jahres die Mehrheit von IX Swiss übernommen, da die bisherigen Eigentümer aussteigen wollten. Das Unternehmen hatte laut Business Plan einen Investitionsbedarf von 10 Millionen Franken, welchen die Investoren nicht mehr bereitstellen wollten. Daher sei es schliesslich zum Wechsel des Investors gekommen.

Da sich die Zusammenarbeit zwischen van der Graaff und der Investorengruppe um Mapley so unfruchtbar war, wollte die Redaktion wissen, wie diese Partnerschaft zustande kam. Daraufhin sagte van der Graaff, dass er Mapley schon seit mehreren Jahren kenne. Beispielsweise habe dieser auch schon an Carriers Lunches in Genf teilgenommen. Nach einem Gespräch während einer solchen Veranstaltung habe Mapley Interesse am Unternehmen bekundet. So sei die Partnerschaft zustande gekommen. Mapley sei also kein anonymer Investor gewesen, der sich die Rechenzentrenbetreiber wie eine Heuschrecke angeeignet habe, wie es teilweise in anderen Medien zu lesen war.

Die Zukunft der Carriers Lunch-Reihe

Gegenüber der Redaktion hatte Mapley das Engagement van der Graaffs an der Veranstaltungsreihe Carriers Lunch als nicht unternehmensrelevant kritisiert. Für van der Graaff hat diese Eventreihe aber durchaus eine strategische Rolle. Er sieht in diesen ein wichtiges Marketing- und Networking-Instrument. So habe van der Graaff über diese Veranstaltungen zahlreiche neue Kontakte knüpfen können, welche die Auslagen mehr als aufwögen, hob er hervor. Ausserdem habe er die Spesen und Reisekosten für die Lunches aus eigener Tasche bezahlt.

Van der Graaff ist von Beginn an die Schlüsselfigur der Veranstaltungsreihe, die seit September 2000 monatlich in Zürich, Genf und Bern stattfindet. Momentan zähle die Carriers-Lunch-Community 5500 Mitglieder. Die Plattform sei daher keine Marginalie, hob van der Graaff hervor. Gleichzeitig setzt er ein grosses Fragezeichen hinter die Zukunft dieser Institution. Er habe die Event-Reihe mit seinem Engagement am Leben erhalten. Da er sich nun nach neuen Herausforderungen umsieht, könnte das auch das Ende der Carriers-Lunch-Plattform bedeuten.

Zum Abschluss zeigte sich van der Graaff sehr enttäuscht über die Geschäftsbeziehung mit Mapley. Dabei fand er teils deutliche Worte. Die neuen Eigentümer hätten IX Swiss nur noch weiter heruntergezogen. "Eine Firma mit sehr viel Potenzial ist zerstört worden", sagt van der Graaff.