CIO-Agenda 2015

Was Schweizer CIOs dieses Jahr beschäftigen wird

Uhr | Aktualisiert

Die Redaktion hat CIOs in der Deutsch- und Westschweiz zu ihren Prioritäten für 2015 befragt. Die Einführung von Technologien steht nicht zuoberst auf der CIO-Agenda. Den Firmen ist es wichtiger, flexibel auf sich verändernde Märkte reagieren zu können.

Welche Technologien sind für Unternehmen wichtig? Wo liegen die Prioritäten der CIOs? Und für welche Veränderungen müssen die Informatikleiter gewappnet sein? Um diese Fragen zu beantworten, befragte die «Netzwoche» gemeinsam mit ihrem Westschweizer Schwestermagazin «ICTjournal» Schweizer CIOs zu deren Prioritäten für das Jahr 2015. Ergänzend dazu wirft die Redaktion einen Blick auf die Prognosen von Marktbeobachtern wie IDC und Gartner.

An der Umfrage, die zwischen Dezember 2014 und Januar 2015 mit dem Online-Tool Surveymonkey durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 31 Informatikentscheider teil. 15 der befragten CIOs waren zum Zeitpunkt der Umfrage in der Westschweiz tätig, 16 in der Deutschschweiz.

Hype oder Realität?

Eines gleich vorweg: Die Digitalisierung von Unternehmen, von der Marktbeobachter, Analysten und Consultants ständig reden, ist kein Märchen. Sie ist real, unaufhaltsam und täglich spürbar. Der Einsatz von Technologien hat heute einen direkten Einfluss auf die Geschäftszahlen von Firmen, und die Beziehung zwischen IT und Marketing gewinnt an Bedeutung.

Doch nicht alle Technologien sind gleich wichtig. In letzter Zeit stark gehypte Entwicklungen wie das Internet der Dinge, Wearables und künstliche Intelligenz sind in der Praxis noch nicht angekommen. Rund drei Viertel der Westschweizer CIOs gaben zum Beispiel an, überhaupt nicht an Artificial Intelligence (AI) interessiert zu sein. Auch in der Deutschschweiz ist das Interesse gering: Gerade mal 2 von 16 CIOs setzen AI aktuell in einer Pilotphase ein, immerhin 6 haben das Thema auf dem Radar, und die restlichen 8 zeigen gar kein Interesse.

Omnipräsente Cloud

Unaufhaltsam ist der Einsatz von Cloud-Technologien. 8 der befragten 31 Unternehmen nutzen bereits Private Clouds, 3 rollen gerade eine aus, und 6 fahren aktuell einen Pilot. Nur 2 Firmen gaben an, gar kein Interesse an Private Clouds zu haben.

Auch Software-as-a-Service (SaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) und Infrastructure-as-a-Service (IaaS) sind beliebt. SaaS wird von 9 Unternehmen genutzt, 2 führen es gerade ein und 3 testen es. Nur 4 von 31 Unternehmen sind gar nicht an SaaS interessiert. Bei PaaS sieht es ähnlich aus: 6 Firmen nutzen die Technologie bereits produktiv, 1 ist gerade dabei, sie einzuführen und 1 prüft sie in einer Pilotphase. Bei IaaS sind es 3, 0 und 5 Unternehmen. Nur 8 von 31 Firmen (rund 26 Prozent) zeigen überhaupt kein Interesse an PaaS, 10 (32 Prozent) keines an IaaS.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Trend hin zum Cloud Computing heute nur noch von wenigen CIOs ignoriert werden kann. Laut unserer Umfrage sind knapp über 90 Prozent aller befragten CIOs in der Deutsch- und Westschweiz in irgendeiner Form an Public und Private Clouds interessiert. Entweder ist die Cloud auf dem Radar, wird gerade getestet oder ist bereits eingeführt.

Der Druck auf CIOs steigt

In einem Punkt sind sich alle Experten einig: Der Einfluss neuer Technologien auf die Wettbewerbsfähigkeit, die Attraktivität des Angebots und somit auch auf den Geschäftsgang von Unternehmen hört nicht auf zu wachsen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Marketing- und Verkaufsabteilungen an die IT. Die Informatikabteilungen in Firmen müssen darum Lösungen liefern, welche die Zusammenarbeit mit dem Business fördern.

Diesen hohen Erwartungen gerecht zu werden, ist nicht einfach. Für Christophe Châlons, Group Chief Analyst beim Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants, wird die grösste Herausforderung für CIOs im neuen Jahr sein, ihre Position im Unternehmen zu verteidigen und ihre Entscheidungsgewalt über die Informatikmittel zu halten. Denn der Druck auf die IT-Abteilungen steigt. Ihre Aktivitäten werden immer stärker von anderen internen Stellen vorgegeben.

So entwickeln sich die IT-Budgets

Um diesem Druck standzuhalten, braucht die IT mehr finanzielle Mittel. Forrester geht davon aus, dass die IT-Budgets 2015 im Vergleich zum Vorjahr weltweit um rund 5 bis 6 Prozent steigen werden. Laut Capgemini rechnet allerdings nur rund ein Drittel der Schweizer CIOs damit, dass ihre finanziellen Mittel 2015 im Vergleich zum Vorjahr zunehmen. 19 Prozent erwarten gar eine Budgetsenkung.

In der Umfrage von «Netzwoche» und «ICTjournal» gaben 12 von 31 CIOs an, 2015 über mehr finanzielle Mittel zu verfügen als noch im Vorjahr. Ebenfalls 12 CIOs können auf ein gleich hohes Budget wie 2014 zurückgreifen. Die restlichen 7 müssen mit gekürzten Budgets zurechtkommen. Die Informatikentscheider in der Deutschschweiz gaben sich dabei leicht optimistischer als die aus der Westschweiz. Sowohl in der Deutsch- als auch in der Westschweiz werden rund zwei Drittel der Gelder in bisherige Akti­vitäten gesteckt. Das restliche Drittel fliesst in neue ­Initiativen, wie die Umfrage von «Netzwoche» und «ICTjournal» zeigt.

Auch das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Forrester prognostiziert in seinem Global Tech Market Outlook ein Wachstum: Die globalen IT-Ausgaben von Unternehmen und Behörden sollen 2015 um rund 4,1 Prozent und 2016 um 6,3 Prozent steigen. Letztes Jahr lag die Zahl laut Forrester noch bei 2,3 Prozent. Wachsen soll vor allem die Software­branche in den Bereichen Analytics, CRM, Cloud, ERP und Mobile.

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