In Kooperation mit Microsoft

"Apps sind so den Plattformen anzupassen, dass sie den Nutzern vertraut scheinen"

Uhr | Aktualisiert
von Simon Zaugg

Damian Mehers begann in der Freizeit mit der Entwicklung einer Evernote-App für die Windows-Phone-Plattform. Er machte das so gut, dass ihn Evernote im November 2010 anheuerte. Im Interview mit der Netzwoche berichtet er über den Entwicklungsprozess der neusten App-Version.

Herr Mehers, Sie entwickeln derzeit die Windows-Phone-App für Evernote (Anm. d. Red: ein US-Unternehmen, das eine Software- und Webanwendung anbietet, die das Sammeln, Ordnen und Finden von Notizen, Dokumenten und Fotos in verschiedenen Formaten unterstützt). Wie ist der Stand heute Mitte September?

Vor ungefähr drei Monaten brachten wir die erste Version heraus, seither wurde die App ständig weiterentwickelt. Der nächste Schritt ist die Fertigstellung der Version 2.0, die dann auf dem neuen Windows-Phone-Betriebssystem Mango laufen soll. Mit der App können alle heute bekannten Evernote-Funktionen genutzt werden.

Was sind denn eigentlich die grundsätzlichen Unterschiede der Apps auf den verschiedenen Plattformen?

Auf der Android- und der iOS-Plattform ist die App schon länger verfügbar und dadurch etwas ausgereifter. Ein Beispiel ist die Zugriffsmöglichkeit mit Shared Notebooks, die es auf iOS und Android gibt, in der Windows-Phone-Version bisher aber noch nicht. Doch auch auf der Windows-Phone-Plattform geht alles sehr schnell. So wird die Windows-Phone-App exklusiv auch die Funktion Template beinhalten. In diesem Template kann der Nutzer zu den Notizen den Titel definieren, Tags setzen und Ausgangskontakte angeben. Er kann dann einfach aufs Template klicken, um weitere Notizen zu machen. Somit kann beispielsweise ein Foto ganz einfach einer Notiz zugeordnet werden.

Wie sind Sie denn eigentlich zu Evernote gekommen?

Ich besitze schon seit einiger Zeit ein Windows Phone und bin gleichzeitig auch ein leidenschaftlicher Nutzer von Evernote. Während ich für eine grosse Handelsfirma in Genf arbeitete, habe ich immer wieder das Bedürfnis gehabt, etwas zu entwickeln. Ich habe dann in der Freizeit damit begonnen, eine Evernote-App für das Windows Phone zu entwickeln. Die App wurde schnell populär. Eines Tages erhielt ich einen Anruf von Evernote-CEO Phil Libin, der mich fragte, ob ich für Evernote arbeiten möchte. Daraufhin kündigte ich meinen bisherigen Job und arbeite seit vergangenem November für Evernote.

Wie viele Personen arbeiten für Evernote in der Schweiz? Sind Sie der Einzige?

Ja, ich bin wohl der Einzige. Ich arbeite von zuhause aus. Wir haben regelmässig Videokonferenzen und tauschen uns über Collaboration-Tools wie Yammer aus. Evernote wächst sehr schnell. Als ich letzten November angefangen habe, arbeiteten etwa 40 Leute für Evernote. Heute sind es über 100. Auch die Nutzerzahlen haben sich seither etwa verdoppelt. Evernote zählt heute über 10 Millionen Nutzer.

Was können Sie zur Mobile-App-Strategie von Evernote erzählen?

Evernote ist bestrebt, auf möglichst allen Plattformen präsent zu sein und seinen Nutzern optimale Applikationen anzubieten. Es geht darum, diese auf die jeweiligen Plattformen anzupassen, damit sie den Nutzern vertraut scheinen. Die Windows-Phone-App ist also keinesfalls eine Eins-zu-eins-Kopie der Android- oder iOS-App.

Bieten die Plattformen in Bezug auf die Entwicklungstools und- Frameworks signifikante Unterschiede? Oder ist es eher eine Frage des Geschmacks, mit welcher Plattform man lieber arbeitet?

Es kommt sehr auf die individuellen Bedürfnisse an. Ich kenne die anderen Plattformen zu wenig gut, um diese ernsthaft vergleichen zu können. Ich kann aus meiner Optik jedoch berichten, dass ich sehr gerne mit Visual Studio arbeite. Dieses Tool bietet sehr viele gute Funktionen. Am liebsten würde ich alles auf dieser Plattform machen. Ein iOS- oder An­droid-Entwickler sieht das aber möglicherweise anders.

Sie nahmen auch an der Build-Konferenz von Microsoft teil. Was sind Ihre Eindrücke?

Man spürt, dass Microsoft beim Interaction Design und dem Nutzererlebnis mit dem neuen Metro-Stil deutliche Fortschritte gemacht hat. Dies ist ein bemerkenswerter Wandel, da Microsoft doch lange vor allem bei der Technologie Schwerpunkte gesetzt hatte. Dieser war meines Erachtens nötig, vor allem auch im Zusammenhang mit der Entwicklung des Windows-Tablets. Das neue Betriebssystem wirkt jetzt sehr aufgeräumt und man findet sich gut zurecht.

Was bedeutet das für Evernote?

Der neue Windows-8-Metro-Stil passt sehr gut zu den App-Eigenschaften von Evernote. Wir freuen uns sehr darüber und evaluieren derzeit die Möglichkeit, die aktuelle Version der App in den neuen Windows-Stil zu adaptieren.