Microsoft Ignite 2015

Microsoft ruft – und die Welt kommt

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von Leiter Produktmanagement, IOZ

Mit der Ignite hat Microsoft eine neue Konferenz ins Leben gerufen. Zur ersten Ausgabe trafen sich rund 23000 Fachbesucher in Chicago. Mit seinem Feuerwerk an Produktneuheiten zeigte der Hersteller, dass er sich vom verstaubten Software-Dinosaurier zu einem modernen, dynamischen Unternehmen gewandelt hat.

Microsoft hat Anfang Mai Fachbesucher zur Premiere seiner Hausmesse Ignite nach Chicago eingeladen. Die Ignite gilt als Nachfolgerin gleich mehrerer Messen. Zu ihnen zählen auch die bekannten Formate Tech Ed und Sharepoint Conference. Entsprechend gewaltig war die Veranstaltung, die zwischen dem 4. und 8. Mai insgesamt rund 23000 Besucher in ihren Bann zog. 200 von ihnen waren aus der Schweiz angereist. Das Publikum war bunt gemischt: CEOs, IT-Leiter, Verkaufsleiter, IT-Fachspezialisten sowie Microsoft-Partner und MVPs. Neben den Sessions fanden zahlreiche Livesendungen und Impulsreferate statt. Zudem konnten die Teilnehmer in sogenannten Hands-on-Labs neue Produkte selbst ausprobieren.

Im eigenen Expo Center fand parallel zur Konferenz eine Ausstellung mit allen wichtigen Technologiepartnern statt. Abgerundet durch abendliche Veranstaltungen, wie der Welcome Reception oder der abschliessenden Party "Microsoft Ignite Celebration", wurde den Teilnehmern auch abseits der eigentlichen Konferenz viel geboten.

Ausblick auf Produktneuheiten

Im grössten Konferenz-Center Nordamerikas informierte der Softwarehersteller in mehr als 1100 Sessions seine Gäste über die neuesten Entwicklungen und Trends etwa in den Bereichen Exchange, Office 365, SQL, Windows, One Drive – und Sharepoint. Hierüber herrschte lange Unklarheit. Würde Microsoft auch hier voll auf die Cloud setzen? Nun gibt es Gewissheit: Durch die Ankündigung von Sharepoint 2016 und weiteren On-Premise-Versionen fiel wahrscheinlich dem einen oder anderen Nicht-Cloud-Nutzer ein Stein vom Herzen.

Bei Sharepoint 2016 ist besonders das neue und vereinfachte Rollenmodell (Min Role) hervorzuheben, das die Farmarchitekturen für Sharepoint vereinfachen soll. Zudem informierte Microsoft darüber, dass bei Updates und Patches neue Wege eingeschlagen würden: weg vom umfangreichen, komplizierten Verfahren, hin zu einem schlanken, modernen Weg mit minimaler Downtime der Sharepoint Server. Des Weiteren werden laut Hersteller diverse Einschränkungen aufgehoben. Content-Databases werden bis in den Terabyte-Bereich unterstützt. Auch sollen 100'000 Site Collections pro Content-Datenbank möglich sein. Die Listenschwellenwerte liegen neu bei über 5000 Elementen und die maximale Filegrösse wird 10 Gigabyte betragen.

Microsofts Ingenieure optimierten überdies die Performance. Das neue BITS-Protokoll wird den schnelleren Datenaustausch zwischen Browser und Datenbank unterstützen. Im Bereich der Erstellung neuer Site Collections auf der Stufe Content Database könnte es dank der Funktion Fast Site Creation bald rasanter zur Sache gehen. Zudem runden neue Features wie Insights für die Auswertung der Nutzung und des Zustands der Sharepoint Plattform und die Durable Links das künftige Funktionsspektrum ab.

Auch im Hybrid-Bereich gibt es wichtige Ankündigungen: Mit der Cloud Search Service Application können On-Premise-Inhalte auch aus Office 365 heraus durchsucht werden. Diese Erweiterung soll auch schon mit Sharepoint 2013 möglich sein. Hier ist klar zu spüren, dass Microsoft langfristig gesehen die On-Premise-Kunden hin zur Cloud führen will.

Goodbye Silo, welcome Collaboration

Durch die Wandlung von starren Hierarchien hin zu dynamischen Netzwerken werden auch neue Anforderungen an die IT-Systeme gestellt. "Groups" soll diese neuen Bedürfnisse befriedigen können und wurde in den unterschiedlichsten Sessions an der Konferenz thematisiert. Mit Groups können Anwender virtuelle Arbeitsräume einfach und rasch erstellen.

Die Zusammenarbeit und der Austausch von Informationen finden dann in diesen Groups statt. Groups ist bereits heute in Office 365 verfügbar und nutzt den ganzen Office 365 Stack (Outlook, One Drive/SharePoint Online, One Note, Calendar, Skype etc.). Das soll Organisationen helfen, das volle Potenzial im Bereich der Kollaboration auszuschöpfen. Noch dieses Jahr soll Groups um mehrere Funktionen erweitert werden. Hierzu zählt etwa die Integration von Outlook 2016, Office Graph und Delve. Auch Programme wie Skype Meet Now für Gruppenmeetings, Erweiterungen für Third-Party-Apps, E-Discovery- und Legal-Hold-Funktionen sowie Data Loss Prevention sind mit an Bord.

Die schillernde neue Welt der Next-Gen-Portals

Die sogenannten Next-Gen-Portals umfassen die neuen Portallösungen für Office 365, die auf der Office-Graph-Technologie basieren. Mit der Technik eröffnen sich ganz neue visuelle Möglichkeiten, die Anwendern bisher mit den bekannten Möglichkeiten der Sharepoint Publishing Pages und Artikelseiten verwehrt blieben. Neu können Inhalte mit einem simplen Editor ansprechend aufbereitet werden. Microsoft präsentierte zudem die neuen Konzepte Boards und Microsites an der Konferenz. Zusammengefügt können daraus Knowledge-Management-Portale (Codename «Infopedia») aufgebaut werden.

Diese neue Art der Portale – intelligent, sozial vernetzt und mobil verfügbar – in Kombination mit den Möglichkeiten von Office 365 dürften viele neue Optionen bieten. Die bereits in Delve verfügbaren Boards bilden das Fundament der Knowledge-Management-Lösungen. Bereits in der aktuellen Version von Office 365 können Boards via Delve angelegt werden. Über die Microsites werden die Inhalte aufbereitet, organisiert und mit Kontextinformationen angereichert.

Viele Referate an der Ignite thematisierten die "People Experience", eine für den Benutzer optimierte, relevante Darstellung von Inhalten, ohne dass er danach suchen muss. Mit Delve schafft Microsoft für jeden Benutzer ein personalisiertes Dashboard. Es ist eine Oberfläche, auf der relevante Dokumente und Kontakte individuell angezeigt werden. Grundlage von Delve ist Office Graph als selbstlernender Algorithmus, der die wichtigsten Informationen zusammenstellt. Eine wichtige Neuerung ist die geplante Ablösung des klassischen Sharepoint-Benutzerprofilseite durch die neue Delve-Profilseite in Office 365.

Die Enterprise Social Features von Sharepoint werden nach und nach auch in Delve zur Verfügung gestellt. Die Delve-Profilsuche ermöglicht es Anwendern, in einem Unternehmen nicht nur nach einzelnen Personen, sondern auch nach deren Fähigkeiten zu suchen. Zudem gibt es in Delve auch einen Blog, über den Mitarbeiter ihr Wissen mit den Kollegen teilen können. Die neuen Delve-Funktionen und -Apps sollen in den nächsten Wochen automatisch allen Office-365-Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Fazit

Man merkt deutlich, dass bei Microsoft bereits grosse Veränderungen vorgenommen wurden und sich weitere abzeichnen. Microsoft wurde umgekrempelt. Das Unternehmen wandelt sich vom verstaubten Software-Dinosaurier zu einem modernen, dynamischen und wandelfähigen Unternehmen, das den Puls der Zeit spürt. Gerade für den Standort Schweiz mit seiner noch zögerlichen Cloud-Adaption ist es für viele Betriebe ein beruhigendes Signal, dass die On-Premise-Variante von Sharepoint weiterleben wird. Durch die neuen Möglichkeiten hybrider Cloud-Lösungen ergeben sich auch interessante Kombinationen zwischen Office 365 und Sharepoint. Zudem eröffnen die neu vorgestellten Konzepte – etwa die Next-Gen-Portals – interessante neue Einsatzgebiete.

Cloud First, Mobile First! Dies war an der Microsoft-Konferenz nicht zu überhören. Als Besucher merkte man schnell, dass man sich dieser Strategie langfristig vermutlich nicht verwehren kann. Es ist an der Zeit, sich mit den Konzepten auseinanderzusetzen, ohne dabei in Panik oder Hektik zu geraten. Hier ist gute Planung und Konzeption angesagt.

Alles in allem war der Besuch absolut lohnenswert. Nach intensiven fünf Tagen zieht die Delegation von IOZ eine positive Bilanz und wird sicher auch kommendes Jahr wieder dabei sein.

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