Big Data und Industrie 4.0

Wie Klimatologen von der Digitalisierung profitieren

Uhr | Aktualisiert

Der erste Digitsummit war einen Besuch wert, es gab spannende Workshops und Referate. Der Klimaforscher Reto Knutti zeigte auf, wie seine Zunft von der Digitalisierung profitiert.

In der Tolba Factory in Rümlang hat gestern der erste Digitsummit stattgefunden. Die Organisatoren des Events waren Christoph Grosser vom Beratungsunternehmen Crinera, Christian Huldi vom CRM-Experten Datacrea und Beat Zollinger vom Softwarehaus Noser Engineering. SRF-Redaktor und Einstein-Moderator Tobias Müller führte durch den Tag. Die Veranstaltung richtete sich an alle Entscheider in Schweizer KMUs, die sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen.

Zuhören und zupacken

Reto Knutti von der ETH Zürich referierte über den Klimawandel im Kontext von Big Data und High Performance Computing, Heiner Lasi sprach über Industrie 4.0 und das Internet der Dinge. Knutti studierte in Bern Physik und ist Professor für Klimaphysik am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. Lasi leitet das Ferdinand Steinbeis Institut der Steinbeis Stiftung aus Stuttgart und ist Inhaber der Professur für Industrial Intelligence an der Steinbeis Hochschule Berlin.

Das Publikum hörte aber nicht nur den Referenten zu, es war auch selbst aktiv. Am Nachmittag gab es vier Workshops. Beat Zollinger, Michael Eisenring und Lukas Naef von Noser zeigten auf, wie man mit Innovationen umgehen kann. Die Gruppe bei Christian Huldi von Datacrea und Frank Wernisch von Biella befasste sich mit dem Nutzen der Digitalisierung aus Kundensicht. Christoph und Monika Grosser von Crinera und Sandro Kälin von Noexis leiteten einen Workshop über Geschäftsmodelle in der digitalen Welt. Und bei Adam Boog von Swisscom ging es um neue Möglichkeiten in der Cloud.

"Ohne Wetterprognosen keine Flüge"

Nach einer kurzen Begrüssung von Christoph Lang, Geschäftsführer des Vereins Flughafenregion Zürich, zeigten die Veranstalter eine Videobotschaft von Ständerat Ruedi Noser, der nicht anwesend sein konnte. Die Schweiz müsse eine Führungsrolle bei der Digitalisierung übernehmen, wenn sie ihren Wohlstand auch in Zukunft behalten wolle, sagte der Mitgründer von Noser Engineering.

Dann betrat ETH-Professor Knutti die Bühne und sprach über Klimaforschung im Kontext von Big Data. Er machte deutlich, wie wichtig Wetterprognosen sind: Gebe es sie nicht, würde der Flughafen Zürich stillstehen - egal ob es schön sei oder nicht. "Ohne Wetterprognosen keine Flüge", sagte Knutti.

Klimaforschung mit Exabytes

Laut Knutti hat Klimaforschung viel mit Big Data und High Performance Computing zu tun. Technologie habe geholfen, zwei Dinge zu verdeutlichen: Die Erderwärmung sei unbestreitbar, wie auch der menschliche Einfluss auf das Klimasystem. Niemand könne das heute anzweifeln, sagte Knutti.

Knutti präsentierte zwei Klimasimulationen. Die eine war äusserst detailliert, die andere weniger. "Was unterscheidet die beiden Modelle?", fragte er in die Runde. "Simulation A nutzt 1000 mal mehr Rechenleistung als Simulation B." Und deutlich mehr Daten. Er werde als Klimaforscher wohl schon bald mit Exabytes (eine Trillion Bytes) an Daten arbeiten, sagte Knutti.

Crowdsourcing und Twitter-Analysen

Wer so viele Daten habe, müsse sie auch visualisieren können. Erst dann seien all die Daten für die Nutzer auch sinnvoll. Knutti verwies auf die App von Meteoschweiz, die genau das mache, etwa mit Warnsystemen und Gefahrenkarten für Erdbeben, Lawinen und Erdrutsche.

Einige Daten in der Klimaforschung würden auch über Crowdsourcing erfasst, sagte Knutti. Da Regen die Funksignale abschwäche, sei es zum Beispiel möglich, Niederschläge über Smartphones zu erfassen. Auch Meteoswiss nutze Crowdsourcing. Etwa bei Hagel, den Nutzer jederzeit melden können. Für kurzfristige Prognosen könne es auch hilfreich sein, Beiträge auf Twitter auszuwerten.

Die Genauigkeit der Prognosen zeige, wie wichtig Technologie sei: Eine 3-Tagesvorhersage sei heute gleich genau wie die 1-Tagesprognose vor 20 Jahren. "Die Voraussage wird nie perfekt sein, aber durch Big Data und High Performance Computing wird sie immer besser", sagte Knutti.

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