Investition von 55 Millionen

SBB rüsten Videoüberwachung und ICT-Systeme auf

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Die SBB haben in ihre Testlabore nach Gümlingen eingeladen. Sie verrieten, warum sie Terabytes an Daten lokal in Zügen speichern - und warum es Stunden dauert, um neue Fahrpläne auszurollen.

Die SBB wollen bis 2023 die Bordelektronik in 261 Zügen des Regionalverkehrs ersetzen. Die Bahn hat dafür Ausgaben in Höhe von 55 Millionen Franken budgetiert. Sie sollen es ermöglichen, Informationen zu Baustellen oder Grossveranstaltungen und Ereignismeldungen aus dem Onlinefahrplan in Echtzeit anzuzeigen.

Aufwändige Videoüberwachung

Auch die Sicherheitstechnologien sollen ein Update kriegen. Die Kamera-Überwachung werde bis 2023 komplett digital passieren. In den Regionalzügen gebe es aktuell rund 13'000 Kameras. Rund die Hälfte davon funktioniere noch analog. Die SBB würden die erfassten Daten lokal in den Zügen speichern. Weil noch nicht überall 4G-Router verbaut seien, und wegen des sehr hohen Speicherbedarfs, sagt SBBs Leiter ICT-Applikationen Georg von Raumer.

Die Bahn produziert pro Zug alle 72 Stunden rund 1 Terabyte Daten. Die Transportpolizei wechselt die Festplatten händisch aus. Auf Anfrage übergibt sie der Staatsanwaltschaft des jeweiligen Kantons Extrakte der Daten. Etwa wegen Vandalismus, Diebstahl oder Übergriffen auf Personen. Die Behörden würden pro Monat rund 80 bis 100 Anfragen für die Herausgabe von Daten stellen. Vor zwei Jahren seien es noch 30 bis 40 gewesen, sagt von Raumer. Wie hoch die Erfolgsquote bei der Auswertung der Bilder sei, wisse die Bahn nicht.

25 Kilometer Ethernet-Kabel

Die SBB wollen zudem die Software-Standardisierung der Kundeninformationssysteme vorantreiben. 288 Regionalverkehrs-Züge sollen davon profitieren. In den kommenden Jahren will die Bahn 1590 neue Fahrgastsprechstellen, 179 Videosysteme, 565 Rechner für ICT-Plattformen, 1012 Netzwerk-Switche und 25 Kilometer Ethernet-Kabel verbauen.

Die Bahn investiert ausserdem in Fahrgastsprechstellen für den Ernstfall und in eine bessere Notbremsalarmierung. So soll der Lokführer nach einer Betätigung der Notbremse bald direkt mit den Fahrgästen kommunizieren können, heisst es in der Mitteilung.

Fahrplanwechsel über 2G

Neue Technologien und Software-Updates testen die SBB im bernischen Gümligen. Sie können etwa Zug-Kopplungen oder Mehrfachtraktionen simulieren. Das Testverfahren ist dreistufig: Erste Tests erfolgen im Labor, dann in einem Zug, danach in mehreren Zügen gleichzeitig. Sind die Tests erfolgreich, werden die Technologien auf die ganze Flotte ausgerollt.

Die Verteilung neuer Software erfolgt drahtlos. Neue Fahrpläne spielen die SBB über Nacht ein, mit drei Tagen Vorlaufszeit. Da viele Züge noch mit 2G ausgerüstet seien, könne das Stunden dauern, sagt von Raumer. Ein typischer Fahrplanwechsel verlange ein Update, das rund 70 Megabyte gross sei. Dieses enthalte neben den Fahrplaninformationen auch Bilder und Durchsagen in MP3-Dateien.

Erster Prototyp 2018

Stadler Rails Flirt-Züge werden zuerst umgerüstet. Die SBB nehmen sie dafür rund zwei Wochen aus dem Verkehr. Der Prototyp des ersten erneuerten Zuges soll gegen Ende 2018 fertig sein.

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