Studie von Dell-EMC

Schweizer Firmen setzen andere Prioritäten bei der Digitalisierung

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Fast die Hälfte aller befragten Unternehmensentscheider glaubt, dass ihre Geschäftsmodelle in ein paar Jahren obsolet würden. Zu diesem Ergebnis kommt Dell-EMC in einer Studie zur Digitalisierung. Die Schweiz unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich vom Ausland – zumeist im positiven Sinne.

Dell Technologies hat um zweitem Mal eine Studie zum Stand der Digitalisierung vorgelegt. Die Arbeit trägt den Titel: "Digital Business Research 2016". An einem Event informierten die Country Manager von Dell und EMC, Achim Freyer und Frank Thonüs, über die Ergebnisse in der Schweiz. Vertreter von Schweizer Fachmedien waren zur Präsentation in das Marktgasse Hotel in Zürich geladen. Laut Freyer war es gleichzeitig der erste gemeinsame Event von Dell und EMC in der Schweiz.

Für die Studie wurden über 4000 Entscheidungsträger aus 16 unterschiedlichen Ländern befragt. 200 Unternehmen aus der Schweiz beteiligten sich, was eine gute Basis für einen Vergleich sei, sagte Freyer.

Bewusstsein auf Veränderungen sehr hoch

Der Studie zufolge befürchten 45 Prozent der weltweit befragten Unternehmensentscheider, dass ihr Geschäftsmodell in den nächsten drei bis fünf Jahren durch die Digitalisierung obsolet werden könnte. In der Schweiz äusserten sogar rund 60 Prozent diese Befürchtung. Thönus deutete dies jedoch nicht nur als Ängste, sondern vielmehr sieht er ein erhöhtes Bewusstsein in der Schweiz bezüglich der anstehenden Herausforderungen durch die Digitalisierung in den nächsten Jahren.

Diese Einschätzung bestätigt auch das Ergebnis der Studie, wonach 71 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen bereits in den letzten drei Jahren "erhebliche Disruptionen in ihrer Industrie erfahren haben". Die Schweiz liege mit der Einschätzung an der Spitze. Nur chinesische Unternehmen erwarten noch grössere Veränderungen. International liegt dieser Wert hingegen nur bei 52 Prozent.

Mitbewerber zwingen zu Veränderungen

Bei den Gründen für die Digitalisierungsmassnahmen unterscheidet sich die Schweiz vom internationalen Durchschnitt. Nur jedes dritte Schweizer Unternehmen nannte die Kundenbedürfnisse als Haupttreiber, im Vergleich zu 56 Prozent im internationalen Schnitt.

In der Schweiz deutlich überrepräsentiert ist hingegen der Druck durch Mitbewerber oder Start-ups. Fast drei Viertel nannten diesen Punkt, im Vergleich zu knapp der Hälfte international.

Als treibende Kraft der Veränderungen im Unternehmen spielt das Marketing in der Schweiz eine deutlich grössere Rolle, ist eine weitere Erkenntnis der Umfrage. Deutlich unterrepräsentiert ist hingegen die Finanzabteilung. Ganz an der Spitze der Abteilungen mit dem stärksten Einfluss finden sich sowohl in der Schweiz wie auch international die IT-Abteilungen, wobei die Gewichtung in der Schweiz leicht höher ist.

Fehlende Fachkräfte verhindern Digitalisierung

Auch bei der Frage nach den Haupthindernissen für Digitalisierungsprojekte unterscheidet sich die Schweiz von anderen Ländern deutlich. Als grösstes Hindernis nannten 41 Prozent der Schweizer Firmenentscheider fehlende Kompetenzen und Fähigkeiten im Unternehmen. International gaben nur 31 Prozent diese Antwort. Weit oben in der Schweiz mit fast 40 Prozent rangieren die Punkte Datensicherheit und fehlende Unterstützung aus der Führungsebene.

Der Faktor fehlende finanzielle Mittel landete in der Studie im Vergleich nur auf dem fünften Platz. International war dies die Top-Antwort, wobei der prozentuale Anteil mit 32 beziehungsweise 33 Prozent fast gleich ist.

Die fehlenden Fachkräfte sind für Thonüs ein schwerwiegendes Problem. Nicht zufällig sei dies der grösste Verhinderer in der Schweiz. Er forderte daher ein grösseres Engagement in der Ausbildung. Notfalls könnten seiner Ansicht nach auch verpflichtende Vorgaben auf Bundesebene hier sinnvoll sein. Die Unternehmen könnten so zu mehr Engagement gezwungen werden.

Mobilität in der Schweiz keine Priorität mehr

In den nächsten ein bis drei Jahren planen fast 60 Prozent der Schweizer Unternehmen, in den Bereich IoT zu investieren. International gaben nur knapp 40 Prozent dies als prioritäres Ziel an.

Die Hälfte der befragten Unternehmen nannte konvergente Infrastrukturen als ein weiteres Investitionsfeld. Unternehmen wollten ihre IT aus einem Guss haben, sagte Freyer. Zudem herrsche die Stimmung vor: "Warum soll ich es selbst machen, wenn ich es auch einkaufen kann".

Investitionen in mehr Rechenleistung plant fast jedes zweite Schweizer Unternehmen. Im internationalen Vergleich wurde der Ausbau der Rechenleistung als wichtigste Aufgabe genannt, über 40 Prozent nannten diesen Punkt. In der Schweiz gaben zwar deutlich mehr Unternehmen diesen Faktor zu Protokoll, er landete letztlich aber nur an dritter Stelle der Prioritätenliste.

Kaum eine Rolle spielen in der Schweiz hingegen Investitionen in die Mobilität. Nur ein Viertel nannte dies als dringenden Punkt, im Vergleich zu fast 40 Prozent international. Thonüs begründete dies damit, dass viele Schweizer Unternehmen gerade bei der Mobilität schon sehr weit seien und dies daher auf der Agenda nicht mehr weit oben stehe.

Positiv hebt sich die Schweiz bei der Zusammenarbeit mit Start-ups ab. Jedes zweite Unternehmen in der Schweiz ist hier offen, neue Technologien von jungen Partnern zu übernehmen. In internationalen Vergleich ist es hingegen nur etwas mehr als jedes dritte Unternehmen.

Gute Stimmung bei Dell-EMC Schweiz

Zum Abschluss gaben die Country Manager noch einen Einblick in die Zukunft von Dell-EMC Schweiz. Die Fusion der beiden Unternehmen soll bis zum 1. Februar 2017 abgeschlossen sein. Es sei dabei klar, dass am Ende des Prozesses nur einer der beiden den Titel Country Manager tragen werde, sagte Freyer. Sie beide würden aber sehr gut zusammenarbeiten.

Einen Stellenabbau werde es bei Dell-EMC durch den Zusammenschluss nicht geben. Die beiden Geschäftsbereiche sollen parallel weiterbestehen, da sie unterschiedliche Kundensegmente adressieren. In diesem Sinne gebe es nur geringe Überlappungen. Der Vorteil sei zudem, dass nun die gesamte Produktpalette beider Unternehmen allen Kunden angeboten werden könne.

Gemäss Freyer sind beide Geschäftseinheiten sogar daran, neue Mitarbeiter einzustellen, was auch Thonüs bestätigte. Es gebe einige offene Stellen, die noch besetzt werden müssten. Zudem schwärmten beide Country Manager von der Vision Michael Dells. Es sei der richtige Entschluss gewesen, die Firma von der Börse zu nehmen, da damit langfristig geplant werden könne. Den Ausführungen Freyers und Thonüs zufolge ist die Stimmung im Unternehmen sehr gut und der Zusammenschluss auf gutem Weg.

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