EY-Studie

Kein Geld für die digitale Transformation

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Viele Schweizer Firmen setzen auf die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse. Allerdings unterschätzen einige Branchen die Chancen der digitalen Transformation. Jeder sechsten Firma fehlen zudem die Mittel für die digitale Transformation ihrer betrieblichen Abläufe.

(Quelle: Pixabay/Unsplash)
(Quelle: Pixabay/Unsplash)

Die Digitalisierung wird für viele Unternehmen wichtiger. Nun warnt das Beratungshaus EY Schweiz vor einer Spaltung der Schweizer Wirtschaft. Es öffne sich eine Schere zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben, wie EY unter Berufung auf eine eigne Studie mitteilt.

Jedes sechste Unternehmen (15 Prozent) habe zu wenig Geld für Digitalisierungsprojekte. 9 Prozent fehle es an qualifizierten Mitarbeitern und 8 Prozent der befragten Unternehmen hätte zu wenig internes Know-how.

Firmen wissen um Digitalisierungsdruck

Die befragten Unternehmen wüssten zwar, dass sie sich der Digitalisierung stellen müssten. 83 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, der Digitalisierung offen gegenüber zu stehen. Auch der Anteil der Skeptiker sei im Jahresvergleich gesunken. Nur noch 17 Prozent gaben an, dass die Bedeutung digitaler Technologien für ihr Geschäftsmodell in den kommenden fünf Jahren nicht zunehmen wird. Im Vorjahr waren es noch 36 Prozent.

Dennoch stünden viele mittelständische Unternehmen an einem Scheideweg, betont Marcel Stalder, CEO von EY Schweiz. Ein Teil der Unternehmen passe sich flexibel an die neuen Entwicklungen an. Diese Firmen schafften es, durch innovative Produkte und Dienstleistungen ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln.

Andere würden jedoch den Anschluss verlieren: "Sie investieren nicht genug in die Umstellung auf digitale Technologien, suchen zu wenig spezifisch nach geeigneten Mitarbeitenden oder vernachlässigen die Kulturentwicklung. Es droht der Schweizer Wirtschaft eine digitale Zweiklassengesellschaft", lässt sich Stalder in der Mitteilung zitieren.

Potenzial wird oft noch verkannt

Gemäss Stalder fehle es manchen Unternehmen auch an Wissen. "Vielen Unternehmen sind die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Technologien nicht vollständig bewusst", sagt er.

Viele Unternehmen hätten zudem massgeblich gesteigerte Effizienz und verbesserte Abläufe im Visier und würden verkennen, "dass die Digitalisierung das Potenzial hat, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern und neue Dienstleistungen entstehen zu lassen", sagt Stalder weiter. Insbesondere im klassischen verarbeitenden Gewerbe hielten digitale Lösungen erst allmählich Einzug, etwa in Fabrikhallen, Werkräume und Entwicklungsstätten. Vorreiter seien hier oft Grossunternehmen.

Umsatzstarke Unternehmen sind Vorreiter

Grosse Unternehmen schreiten bei der digitalen Transformation voran, wie die Studienautoren schreiben. So nutzten rund drei Viertel (73 Prozent) der befragten Unternehmen mit einem Umsatz von über 100 Millionen Franken digitale Technologien und erachteten diese als sehr wichtig. Bei Unternehmen mit einem Umsatz unter 30 Millionen Franken lag dieser Anteil bei 21 Prozent.

Martin Ceccon, EY Digital Strategy Leader Schweiz, empfiehlt auch kleineren Unternehmen sich für die Digitalisierung zu öffnen. Sie sollten sich neue Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen und in entsprechende Technologien investieren. Auch Betriebe mit 100 oder 200 Mitarbeitenden könnten Lieferketten optimieren, Kundenbeziehungen intensivieren oder Produkte individualisieren. Unternehmen würden auf diese Weise flexibler und sparten Geld, Zeit wie auch Ressourcen. Ausserdem rät der Experte zur Zusammenarbeit. "Kooperationen sind wichtig, nicht nur wenn im Betrieb das Geld oder das Wissen für eigene digitale Lösungen fehlt. Die Unternehmen müssen ein digitales Ökosystem mit Partnern aufbauen."

Mehr spezialisierte Lösungsanbieter

Neben einer Zunahme der Kooperationen rechnet der Spezialist auch damit, dass die Zahl der spezialisierten digitalen Lösungsanbieter in den kommenden Jahren massiv zunehmen werde. Eine Chance für IT-Lösungsanbieter. "Es besteht noch viel Luft nach oben für digitale Lösungen als Baukastensysteme", sagt Ceccon. Ausserdem könnten kleinere Unternehmen, die keine Individuallösung benötigen, auf offene Plattformen zurückgreifen und diese in ihre Prozesse integrieren.

Kein Röstigraben

Übrigens: Bei der Digitalisierung ist in der Schweiz kein Röstigraben erkennbar. Die Umfrage zeige, dass der Digitalisierung landesweit in etwa der gleiche Stellenwert zugemessen werde. Die Bedeutung der einzelnen Technologien und Anwendungsgebiete ist gemäss der Umfrage in der Schweiz durchgehend gestiegen. 69 Prozent der Firmen nutzten etwa für Kundenbeziehungen digitale Lösungen. Mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets werden laut EY inzwischen von 54 Prozent der Unternehmen eingesetzt, sei es für die Arbeit ihrer Mitarbeitenden oder den Vertrieb der Produkte. Mehr als die Hälfte der Unternehmen verkaufe Produkte online, der Anteil stieg im Jahresvergleich von 44 auf 52 Prozent.

EY befragte für seine Studie Entscheider von 700 Schweizer Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern.

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DPF8_27275