IBM-Studie zur Schweiz

Transportunternehmen geben Gas bei der Blockchain

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Nicht Banken und Versicherungen, sondern Transportunternehmen sind bei der Blockchain-Technologie führend. Dies ergab eine Studie von IBM zum Schweizer Markt. IBM forscht in Rüschlikon an der Sicherheit und Privatsphäre der Blockchain.

Am Montag hat IBM zu einem Medienbriefing zum Thema Blockchain in sein Zürcher Hauptquartier geladen. Das Unternehmen informierte über seine Forschung in diesem Bereich und stellte eine Studie zur Adaption der Blockchain in der Schweiz vor.

IBM behält Kurs bei

Zunächst begrüsste IBM-Schweiz-Chef Thomas Landolt die anwesenden Medienvertreter. Er gab einen kurzen Einblick in die Strategie des Unternehmens. Es gebe "keine dramatischen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr", sagte er gleich zu Beginn. IBM habe einen langfristigen Transformationsprozess eingeschlagen und behalte diesen Kurs bei. Die Themen aus den Vorjahren würden weiterverfolgt.

Unaufhaltsam sei der Weg IBMs vom Hardwareunternehmen hin zu Software, Plattformen und vor allem dem Cognitive Computing.

Studie zur Blockchain-Adaption in der Schweiz

Kernelement der Veranstaltung war eine Studie von IBM zur Adaption der Blockchain in der Schweizer Wirtschaft. Rund 50 Unternehmen aus fast allen Wirtschaftszweigen nahmen an der Erhebung teil. Vor allem Grossunternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern waren darunter. Fintech-Firmen klammerten die Forscher bewusst aus, wie Studienmitautor Christian Widmer sagte.

Die Schweizer Firmen teilen sich beim Thema Blockchain ungefähr in drei gleich grosse Segmente, wie Widmer erklärte. Das erste Drittel sei schon konkret am Thema dran und teste sogar bereits Projekte. Das zweite Drittel zeige Interesse, warte aber noch ab, bis es konkrete Anwendungsbeispiele gebe. Und das dritte Drittel sei nicht interessiert.

Vorreiter Transport und Logistik

Eine zentrale Erkenntnis in der Studie lautet, dass nicht, wie oft vermutet, die Finanzindustrie am weitesten bei der Adaption der Blockchain vorangeschritten ist. Die Befragung ergab vielmehr, dass Unternehmen im Transportwesen und in der Logistik hier die Nase vorn haben. Erst danach folgt der Finanzsektor.

Dies liege auch daran, dass Firmen aus der Transportbranche eher davon überzeugt seien, dass die Blockchain in den nächsten ein bis zwei Jahren einen erheblichen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell haben werde. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen glaubt hingegen, dass dies erst im Zeitraum von 2019 bis 2020 der Fall sein werde. Ein Viertel geht von der Zeitspanne 2021 bis 2025 aus.

Haupthemmnis für die Adaption der Blockchain sind laut Studie fehlende Szenarien, wie die Blockchain Mehrwert für das Business schaffen kann. Gleich darauf folgen fehlende Kompetenzen und Wissen im Unternehmen zu diesem Thema sowie regulatorische Bedenken.

Zum Abschluss war Widmer noch wichtig, zu betonen, dass die Blochchain-Technologie keinesfalls mit dem Bitcoin gleichgesetzt werden dürfe. Beides fusse zwar auf der gleichen Technologie, ansonsten seien sie aber grundverschieden.

Blochchain-Forschung in Rüschlikon

Am Event gab IBM-Forscher Andreas Kind einen Einblick in den Forschungsbeitrag IBMs zur Blockchain-Technologie. Seiner Meinung nach wird die Technologie das vernetzte Zusammenarbeiten von Firmen grundlegend verändern. Mittels der Blockchain könnte etwa der "Trusted Middleman", der oft von Banken ausgeübt werde, ausgeschaltet werden. Der "Trusted Middleman" werde immer dann benötigt, wenn sich zwei Vertragsparteien nicht vertrauten. Mit der Blockchain erübrige sich dies, da jeder Teilnehmer im Netzwerk immer den gleichen Informationsstand habe, sagte Kind.

Im Forschungszentrum Rüschlikon beschäftige sich IBM vor allem mit Aspekten der Sicherheit und der Privatsphäre, sagte Kind. Denn nicht jedes Mitglied eines Blockchain-Netzwerks soll auch Einblick in alle Transaktionen haben. Dazu würden private und öffentliche Schlüssel benötigt, die je nachdem nur Einblick in bestimmte Transaktionen erlaubten. Wie dies gemacht werden könne, damit beschäftige sich IBM intensiv.

Ausserdem sei das Thema Sicherheit in der Blockchain sehr zentral, führte Kind weiter aus. Nur unter diesem Aspekt könnte ein Vertrauen zwischen den Teilnehmern der Blockchain aufgebaut werden. "In vielen Bereichen braucht es noch Forschung", sagte Kind.

Entscheidung für Open Source

IBM habe sich bei seiner Forschung zur Blockchain entschlossen, kein proprietäres eigenes System zu entwickeln. Vielmehr schloss sich das Unternehmen schon recht früh dem Open-Source-Projekt Hyperleder an. Dieses zähle inzwischen mehr als 120 Mitglieder, darunter viele prominente ICT-Firmen.

Eigentlich sei Blockchain kein Hype mehr, sagte Kind. Es gebe schon zahlreiche konkrete Anwendungsbeispiele. Er nannte in diesem Zusammenhang ein Projekt von IBM mit dem Logistikunternehmen Maersk. Mithilfe der Blockchain soll der ganze Logistikprozess vereinfacht werden. Beispielsweise liessen sich mit der Blockchain Verträge formulieren. So soll etwa beim Transport eines Containers eine bestimmte Temperatur nicht überschritten werden. Sensoren prüfen während der gesamten Transportzeit die Temperatur im Container. Bei Ankunft im Hafen werden die Daten ausgelesen. Nur wenn das Temperaturkriterium erfüllt sei, werde etwa die Zahlung für die Ware ausgelöst, veranschaulichte Kind ein Einsatzszenario der Technologie.

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