Digitales Gebäudemanagement

"Die steigende Mobilität ist heute schon fast eine 'Commodity'"

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Das Internet der Dinge hält immer stärker Einzug in das Gebäudemanagement. Im Interview erklärt Konrad Broggi, Director Strategy, Portfolio & Business Development bei SPIE, welchen Mehrwert smarte Gebäude für das Facility Management bringen.

Konrad Broggi, Director Strategy, Portfolio & Business Development, Spie Schweiz (Quelle: zVg)
Konrad Broggi, Director Strategy, Portfolio & Business Development, Spie Schweiz (Quelle: zVg)

Was verstehen Sie unter "Smart Buildings"?

Konrad Broggi: Smart Buildings sind für uns intelligente Gebäude. Sie sind digitalisiert, automatisiert, vernetzt, energieeffizient und liefern Echtzeitdaten. In der Planung, beim Bau und vor allem bei der Bewirtschaftung von Immobilien dringt die Digitalisierung immer weiter vor. Die digitalen Technologien versprechen dabei grosse Fortschritte für die intelligente Nutzung von Gebäuden und den besonders effizienten Einsatz von Ressourcen. So ist es zum Beispiel möglich, die Gebäudetechnik von der Energieversorgung bis hin zur Lichtsteuerung intelligent miteinander zu vernetzen. Damit können viele neue "digitale" Services in einem Gebäude zur Verfügung gestellt werden wie etwa Zutrittskontrollen und Flächenbelegungskonzepte, Gebäudenutzungsanalysen in Echtzeit, digitale Gebäudeverwaltung, Visualisierung und Regulierung von Strom- und Wasserverbrauch, die Buchung von gemeinsam genutzten Ressourcen in Gebäuden, die Übermittlung von Schadensmeldungen an den Verwalter, den Zugang zu Gebrauchsanweisungen in digitaler Form, vorausschauende Wartung und so weiter.

Wie verändert sich das Facility Management durch die Digitalisierung?

In nahezu allen Geschäftsbereichen ist das Arbeiten mit digitalen Daten Standard. Wieso nicht auch im Facility- und Gebäudemanagement? Moderne Technologien können helfen, Gebäude nachhaltiger zu gestalten und zu betreiben. Die Digitalisierung ermöglicht Effizienzgewinne wie auch neue innovative Geschäftsmodelle und Ertragsquellen. Dazu zählen etwa die Parkplatzbewirtschaftung oder Living Services. Zudem kann die Objektattraktivität mit neuartigen Diensten wie Concierge-Funktionen, Office-Services oder eigenen Triple-Play-Paketen gesteigert werden.

Welchen Einfluss haben in diesem Zusammenhang IoT-Anwendungen?

Als wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Immobilienbeständen erweist sich schon heute die digitale Datenerfassung mittels IoT und Sensoren. Die Erhebung, Überwachung und Auswertung von Datenmengen aus Gebäuden und Produktion, die Erstellung von Algorithmen zur Betriebs und Energieoptimierung, der Fernwartung und -regelung oder einer vorausschauenden Instandhaltung gehören zu den Bereichen, in denen die Digitalisierung bereits heute erfolgreich Einzug gehalten hat. Ausfälle von technischen Anlagen können so verlässlich vorhergesagt und Störungen vermieden werden. IoT ist also ein wesentliches Element in der Digitalisierung des Facility Managements. Mit Sensordaten können neue innovative Services, etwa in Kombination mit Analytics, entwickelt werden.

Welche Herausforderungen bringen diese Veränderungen mit sich?

Gefragt sind ganzheitliche Strategien. Denn sowohl bei Planung, Realisierung als auch der Verwaltung und Bewirtschaftung von Liegenschaften spielen Vernetzung und Digitalisierung eine immer grössere Rolle. Dabei geht es nicht nur um Themen wie etwa "Computer aided Facility Management" (CAFM) oder den Einsatz mobiler Endgeräte. Vielmehr sind ganzheitliche Strategien und eine umfassende Beratungskompetenz gefragt, um die Potenziale digitaler Tools und Prozesse erfolgreich zu nutzen. Einzelne Anforderungsbereiche in einem smarten Gebäude sollten daher immer in einem integrierten Gesamtkontext betrachtet werden und nicht als einzelne Lösungsbausteine. Ansonsten besteht die Gefahr, schwer und gar nicht integrierbare Silos zu bauen. In einem gut durchdachten "Smart Building" stehen alle relevanten Informationen im Idealfall standortunabhängig und jederzeit als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung. Die Erhebung, Analyse und Auswertung von Echtzeit-Daten ermöglichen eine vorausschauende Planung, optimierte Prozesse und einen nachhaltigen Einsatz von Ressourcen. Auch ökonomische und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte kommen dabei auf den Prüfstand. Das digitale Modell bildet zudem eine gemeinsame Datenbasis für alle Beteiligten. Und das über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks.

Welche Rolle spielen mobile Endgeräte beim digitalisierten Facility Management?

Die steigende Mobilität ist heute schon fast eine "Commodity" und beeinflusst natürlich auch den Facility-Management-Alltag. Kunden fordern im Facility Management höhere Betriebszeiten. Als Serviceanbieter von Facility Management setzen wir hier zunehmend auf vorausschauende Wartungsverfahren auf Basis von genauen Echtzeit-Anlagedaten und mobilen Geräten. Damit können wir den Zustand einer Anlage ermitteln und feststellen, wann Wartungsarbeiten notwendig sind. Mobile Applikation ermöglichen unseren Facility Managern, komplette Planungs- und Betriebsdaten sowie Anlagenhistorien oder Prozessanweisungen zu technischen Anlagen direkt an der Anlage vor Ort abzurufen. Diese Vorgehensweise bietet gegenüber routine- oder zeitplanmässigen präventiven Wartungsmassnahmen erhebliche Kosteneinsparungen. Denn die Aufgaben werden nur durchgeführt, wenn sie notwendig sind.

Welche Vorteile bietet die vorausschauende Wartung?

Der Hauptvorteil der vorausschauenden Wartung ist, dass korrigierende Wartungsaufgaben bequem geplant und unerwartete Ausfälle vermieden werden können. Der Schlüssel dazu sind "die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt". Wenn bekannt ist, welche Anlagen gewartet werden müssen, lassen sich Wartungsarbeiten besser planen. Eine vorausschauende Wartungslösung auf Grundlage von vernetzten Produkten bietet folgende Möglichkeiten:

  • Zeitnahe Wartung zur Steigerung der Betriebszeit

  • Bessere Planung von Wartungsarbeiten zur Verringerung von unnötigen Service-Aussendiensteinsätzen

  • Optimierung von Teileaustausch und Ersatzteilmanagement

  • Weniger "ungeplante Stopps" und kürzere sowie weniger "geplante Stopps"

  • Bessere Maschinenleistung

  • Unterstützung der Berichterstattung zur Wartungs-Compliance

Wie kann Spie Immobilienverwaltungen bei der Digitalisierung von Gebäuden helfen?

Digitalisierung mit Konzepten und Technologien, die Produkte über smarte Komponenten intelligent vernetzen, bieten auch in der Immobilienwirtschaft enorme Chancen. Für die Facility-Dienstleister gehört daher Digitalisierung auf die strategische Agenda jedes Unternehmens. Die Entwicklung von smarten und effizienten Gebäuden erfordert aber eine interdisziplinäre Expertise. Spie bietet durch die Kombination der drei Geschäftsbereiche ICT, Multitechnik und Facility-Management-Services ein umfassendes Know-how. Spie hilft insbesondere Kunden im Wandel von bestehenden Gebäuden zu einem "Smart Building". Mit digitalen Technologien unterstützen wir unsere Kunden bei der Steigerung des Nutzerkomforts durch Gebäudetechnik und vernetzte IT-Systeme. Zugleich sorgen wir mit der Digitalisierung im Facility Management für optimierte Prozesse, fundierte Entscheidungen und einen nachhaltigen Einsatz von Ressourcen.

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