"Industry Day" an der ZHDK

Junge Game-Designer zeigen ihre Projekte

Uhr

Die Zürcher Hochschule der Künste präsentiert an der Diplomausstellung 2017 Bachelor- und Masterarbeiten aus der Fachrichtung Game Design. 21 Absolventen zeigen in 14 Projekten, in welche Richtungen sich Spiele und Entwickler bewegen. Die Veranstalter sehen die ganzheitliche Strategie des Fachs als grösste Stärke.

Ulrich Götz und René Bauer blicken auf einen ertragreichen Jahrgang zurück. (Quelle: Netzmedien)
Ulrich Götz und René Bauer blicken auf einen ertragreichen Jahrgang zurück. (Quelle: Netzmedien)

Hypnotisierendes Farbenspiel auf hell leuchtenden Monitoren, VR-Brillen vor Grossprojektionen, Eingabegeräte verschiedenster Hersteller und Plattformen. Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) verdeutlicht an ihrer diesjährigen Diplomausstellung, wie vielseitig Game Design im Jahr 2017 sein kann.

In drei Räumen zeigt die ZHDK Bachelor- und Masterarbeiten aus der Fachrichtung Game Design (Quelle: Netzmedien)

Am "Industry Day" führten Ulrich Götz, Leiter der Fachrichtung Game Design an der ZHDK, und René Bauer, Leiter der Master-Vertiefung, durch die Ausstellung mit 14 abgeschlossenen Bachelor- und Masterarbeiten von 21 Absolventen. Götz sagte zur Einführung, der Studiengang sei dieses Jahr besonders erfolgreich gewesen. Lag der Fokus im Vorjahr noch auf interaktive Medien für Kinder und ältere Personen, standen dieses Jahr narrative Spiele im Vordergrund, wie Götz erklärte. Zwei Arbeiten seien speziell für VR-Systeme entwickelt worden. Die Dynamik im VR-Bereich sei momentan besonders stark. Es bleibe zu hoffen, dass sich die Technik nicht so entwickle wie in den 90er-Jahren, als Virtual Reality zwar in aller Munde war, sich jedoch nicht durchsetzen konnte.

Förderung und Vernetzung sind wichtig

Bachelor-Arbeiten benötigen zur Entstehung rund 4 Monate, Master-Arbeiten sind mit circa 18 Monaten deutlich länger in der Entwicklung. Bei letzteren sticht "Far: Lone Sails" besonders heraus. Das Spiel von Don Schmocker und Goran Saric verbindet das Management eines futuristischen Transportmittels mit einer Reise durch eine dem Zerfall anheim gefallene Welt. Das mehrfach ausgezeichnete Indie-Spiel wird bereits im Herbst 2017 für PC und Mac, nächstes Jahr auch für Xbox one und PS4 erhältlich sein. Für Schweizer Verhältnisse ist "Far" ein Grossprojekt, das unter Marktbedingungen ein Budget von rund 500'000 Franken benötigen würde, wie Schmocker im Gespräch meinte. Es sei für Spiele-Entwickler in der Schweiz grundsätzlich schwierig, Kapital zu mobilisieren, da Publisher rar und staatliche Unterstützung knapp bemessen seien.

"Far" ist eine der aufwändigsten Abschlussarbeiten und blickt bereits dem Marktstart entgegen. (Quelle: Netzmedien)

"Far" profitierte deshalb stark von der Förderung durch Pro Helvetia. Die Kulturstiftung unterstützt unter dem Banner "#swissgames" Schweizer Game-Start-ups bei der Kontaktaufnahme mit internationalen Publishern und Investoren. Diese Ausrichtung auf den globalen Markt sei notwendig, erläuterte Sylvain Gardel, Leitung Impulsprogramme bei Pro Helvetia. Die Game-Design-Szene sei im Vergleich zu anderen Branchen stärker international vernetzt. Zudem entwickle sie sich rasant weiter, sagte Gardel. Für Entwickler und Förderer sei es wichtig, am Ball zu bleiben.

Ganzheitliche Ausbildung als Erfolgsmodell

"Niche - a genetics survival game" gilt als Musterbeispiel eines erfolgreichen Games aus der Schmiede der ZHDK. Die Gamedesignerin Philomena Schwab war bei der Entwicklung des Spiels federführend. Das Game setzte zur Finanzierung Anfang 2016 auf die Crowdfunding-Plattform Kickstarter und übertraf das angepeilte Ziel von 15'000 US-Dollar um fast das Fünffache. Weitere Gelder konnten die Macher des Spiels über das "Early Access"-Programm der Verkaufsplattform Steam aufbringen. Das fertige Spiel soll noch im Spätsommer auf Steam erscheinen.

Der "Industry Day" bot die Gelegenheit, die Arbeiten auszuprobieren und sich mit den Entwicklern auszutauschen. (Quelle: Netzmedien)

Die inhaltliche und technische Vielfalt der Abschlussarbeiten hänge auch mit dem ganzheitlichen Ansatz der Fachrichtung zusammen, wie René Bauer sagte. Die ZHDK bilde ihre Studenten nicht nur in Spezialgebieten aus, sondern ziele auf eine breite Ausbildung in verschiedenen Bereichen – von der Programmierung bis hin zur Vermarktung. Ausserdem würden die Absolventen durch thematische Vorgaben herausgefordert.

Die Hochschule will auch ein Think-Tank sein und den Studenten einen breiten Werkzeugkasten mit auf den Weg geben. Entsprechend weit gefächert sind die Felder, in denen die Absolventen landen. Auftragswerke für Institutionen und Unternehmen, "Serious Games", Simulationen oder klassische Unterhaltungsspiele. Die rund 60-70 Entwicklerstudios in der Schweiz sind in vielen Bereichen aktiv, wobei verschiedene Finanzierungsmodelle zum Einsatz kommen.

Die Ausstellung im Zürcher Toni-Areal ist noch bis zum 25. Juni 2017 für interessierte Besucher offen.

Webcode
DPF8_46509